Karma - Moses

Karma - Moses


Wenn der Mensch durchgegangen ist durch die Pforte des Todes und durchlebt hat jene Zeit, in welcher er Rückschau halten kann auf das bisherige Erdenleben, durchlebt hat die Zeit bis zu dem Punkt, da er den Ätherleib abgelegt hat, wenn der Mensch übergeht in die Kamaloka-Zeit, dann tritt er vor zwei Gestalten hin, allerding gilt das nur für die Menschen des Abendlandes und für alle diejenigen Menschen, welche mit der Kultur dieses Abendlandes in den letzten Jahrtausenden einen Zusammenhang gehabt haben. Da tritt der Mensch nach seinem Tode zwei Gestalten gegenüber: Moses ist die eine – der Mensch weiß ganz genau, daß er Moses gegenübertritt –, der ihm vorhält die Gesetzestafeln, im Mittelalter nannte man es «Moses mit dem scharfen Gesetz», und der Mensch hat ganz genau in seiner Seele das Bewußtsein, inwiefern er bis in das Innerste seiner Seele abgewichen ist von dem Gesetz. Die andere Gestalt ist diejenige, die man nennt «den Cherub mit dem feurigen Schwert», der da entscheidet über diese Abweichung. Das was da dem Menschen gegenübertritt durch diese zwei Gestalten stellt gewissermaßen das karmische Konto fest. Diese Tatsache geht in unserer Zeit einer Änderung entgegen: Es wird in unserem Zeitalter der Christus der Herr des Karma für alle diejenigen Menschen, die das eben Besprochene nach ihrem Tode durchgemacht haben. Es tritt der Christus sein Richteramt an. Nehmen wir an, irgendein Mensch hätte dieses oder jenes Böse getan, so muß er ein Gutes tun, welches ausgleicht das Böse. Aber dieses Gute, das kann er in zweifacher Weise tun, so daß es vielleicht für ihn die gleiche Anstrengung bedeutet, wenn es nur wenig Menschen zugute kommt oder so, daß es für ihn die gleiche Anstrengung bedeutet, wenn es vielen Menschen zum Heile gereicht. Daß unser karmisches Konto in der Zukunft so ausgeglichen wird, das heißt in eine solche Weltordnung hineingestellt wird gegen die Zukunft, wenn wir den Weg zum Christus gefunden, daß die Art unseres karmischen Ausgleichs das größtmöglichste Menschenheil für den Rest der Erdentwickelung hervorrufe, das wird die Sorge Christi sein. Mit dieser Übertragung des Richteramtes über die menschlichen Taten an den Christus ist aber verknüpft, daß dieser Christus auch unmittelbar eingreift in die menschlichen Geschicke.

GA 130 - Seite 165f

Christus & Auferstehung

Christus & Auferstehung


So wie diejenigen, die Zeitgenossen des Mysteriums von Golgatha waren, Jahrhunderte danach zum vollen Verständnisse kamen des Mysteriums von Golgatha, so erleben wir eine Art von Spiegelbild, bevor wir geboren werden, und zwar Jahrhunderte, bevor wir geboren werden. Das gilt aber nur für die heutigen Menschen. Die heutigen Menschen tragen alle, indem sie hereingeboren werden in die physische Welt, etwas mit, was wie ein Abglanz ist des Mysteriums von Golgatha, wie ein Spiegelbild desjenigen, was man Jahrhunderte nach dem Mysterium von Golgatha in der geistigen Welt erlebte. Nun, diesen Impuls kann natürlich derjenige, der nicht übersinnlich schauen kann, nicht unmittelbar schauen, aber alle können die Wirkung dieses Impulses in sich erleben. Und wenn sie ihn erleben, dann finden sie die Antwort auf die Frage: Wie finde ich den Christus? Dazu ist folgendes Erleben notwendig. Man findet den Christus, wenn man folgende Erlebnisse hat. Erstens das Erlebnis, daß man sich sagt: Ich will so weit Selbsterkenntnis anstreben, als es mir möglich ist, nach meiner ganz individuellen menschlichen Persönlichkeit möglich ist. - Keiner, der ehrlich diese Selbsterkenntnis anstrebt, wird sich anderes heute als Mensch sagen können als: Ich kann das nicht fassen, was ich eigentlich anstrebe. Ich bleibe mit meiner Fassungskraft hinter dem, was ich anstrebe, zurück; ich empfinde meine Ohnmacht gegenüber meinem Streben. - Es ist dieses Erleben ein sehr wichtiges. Dieses Erleben müßte jeder haben, der ehrlich mit sich selbst, in Selbsterkenntnis zu Rate geht: ein ge- wisses Ohnmachtsgefühl. Dieses Ohnmachtsgefühl ist gesund, denn dieses Ohnmachtsgefühl ist nichts anderes, als das Empfinden der Krankheit, und man ist ja erst recht krank, wenn man eine Krankheit hat und sie nicht fühlt. Indem man die Ohnmacht empfindet, sich zum Göttlichen zu erheben in irgendeinem Zeitpunkte seines Lebens, fühlt man in sich jene Krankheit, von der ich gesprochen habe, die uns eingepflanzt ist. Und indem man diese Krankheit empfindet, empfindet man, daß die Seele durch unseren Leib eigentlich, so wie der Leib heute ist, verurteilt wäre mitzusterben. Dann, wenn man genügend kräftig diese Ohnmacht empfindet, dann kommt der Umschlag. Dann kommt das andere Erlebnis, das uns sagt: Aber wir können, wenn wir uns nicht an dasjenige hingeben, was zu erreichen wir durch unsere Leibeskräfte allein imstande sind, wir können, wenn wir uns hingeben an dasjenige, was uns der Geist gibt, überwinden diesen innerlichen Seelentod. Wir können die Möglichkeit haben, unsere Seele wiederzufinden und an den Geist anzuknüpfen. Wir können erleben die Nichtigkeit des Daseins auf der einen Seite und die Verherrlichung des Daseins aus uns selber, wenn wir hinüberkommen über das Spüren der Ohnmacht. Wir können die Krankheit spüren in unserer Ohnmacht, wir können [aber auch] den Heiland, die heilende Kraft spüren, wenn wir die Ohnmacht [erlebt haben], dem Tode verwandt geworden sind in unserer Seele. Indem wir den Heiland spüren, fühlen wir, daß wir etwas in unserer Seele tragen, das aus dem Tode jederzeit auferstehen kann im eigenen inneren Erleben. - Wenn wir diese zwei Erlebnisse suchen, finden wir in unserer eigenen Seele den Christus. Das ist ein Erlebnis, dem die Menschheit entgegengeht. Angelus Silesius sagte es, als er die bedeutungsvollen Worte sprach:
Das Kreuz von Golgatha kann dich nicht von dem Bösen,
Wo es nicht auch in dir wird aufgericht't, erlösen.
Es kann im Menschen aufgerichtet werden, indem er die zwei Pole fühlt: die Ohnmacht durch sein Leibliches, die Auferstehung durch sein Geistiges.

Der Tod als Lebenswandlung
GA 182 - Seite180f

Hürden der Geisterkenntnis

Hürden der Geisterkenntnis

Doch du mußt den Abgrund achten;
Sonst verschlingen seine Tiere
Dich, wenn du an mir vorübereilt'st;
Sie hat deine Weltenzeit in dir
Als Erkenntnisfeinde hingestellt.
Schau das erste Tier, den Rücken krumm,
Knochenhaft das Haupt, von dürrem Leib,
Ganz von stumpfem Blau ist seine Haut;
Deine Furcht vor Geistes-Schöpfer-Sein
Schuf das Ungetüm in deinem Willen;
Dein Erkenntnismut nur überwindet es.
Schau das zweite Tier, es zeigt die Zähne
Im verzerrten Angesicht, es lügt im Spotten,
Gelb mit grauem Einschlag ist sein Leib;
Dein Haß auf Geistes-Offenbarung
Schuf den Schwächling dir im Fühlen;
Dein Erkenntnisfeuer muß ihn zähmen.
Schau das dritte Tier, mit gespaltnem Maul,
Glasig ist sein Auge, schlaff die Haltung,
Schmutzigrot erscheint dir die Gestalt;
Dein Zweifel an Geistes-Licht-Gewalt
Schuf dir dies Gespenst in deinem Denken;
Dem Erkenntnisschaffen muß es weichen.
Erst wenn die drei von dir besiegt,
Werden Flügel deiner Seele wachsen,
Um den Abgrund zu übersetzen,
Der dich trennet vom Erkenntnisfelde,
Dem sich deine Herzenssehnsucht
Heilerstrebend weihen möchte.





Der Hüter spricht:
Doch du mußt den Abgrund achten;
Sonst verschlingen seine Tiere
Dich, wenn du an mir vorübereilt'st;
Sie hat deine Weltenzeit in dir
Als Erkenntnisfeinde hingestellt.
Schau das erste Tier, den Rücken krumm,
Knochenhaft das Haupt, von dürrem Leib,
Ganz von stumpfem Blau ist seine Haut;
Deine Furcht vor Geistes-Schöpfer-Sein
Schuf das Ungetüm in deinem Willen;
Dein Erkenntnismut nur überwindet es.
Schau das zweite Tier, es zeigt die Zähne
Im verzerrten Angesicht, es lügt im Spotten,
Gelb mit grauem Einschlag ist sein Leib;
Dein Haß auf Geistes-Offenbarung
Schuf den Schwächling dir im Fühlen;
Dein Erkenntnisfeuer muß ihn zähmen.
Schau das dritte Tier, mit gespaltnem Maul,
Glasig ist sein Auge, schlaff die Haltung,
Schmutzigrot erscheint dir die Gestalt;
Dein Zweifel an Geistes-Licht-Gewalt
Schuf dir dies Gespenst in deinem Denken;
Dem Erkenntnisschaffen muß es weichen.


Erst wenn die drei von dir besiegt,
Werden Flügel deiner Seele wachsen,
Um den Abgrund zu übersetzen,
Der dich trennet vom Erkenntnisfelde,
Dem sich deine Herzenssehnsucht
Heilerstrebend weihen möchte.


Das, meine lieben Freunde, sind die drei großen Erkenntnisfeinde der Gegenwart, des gegenwärtigen Menschen. Der gegenwärtige Mensch hat Furcht vor des Geistes Schöpfer-Sein. Die Furcht sitzt tief unten im Seelendasein. Und er möchte diese Furcht hinwegtäuschen. Da kleidet er seine Furcht in allerlei scheinlogische Gründe, durch die er die Offenbarung des Geistigen widerlegen möchte. Ihr werdet hören, meine lieben Freunde, von dieser oder jener Seite gegen die Geist-Erkenntnis dies oder jenes eingewendet. Es ist zuweilen in kluge, zuweilen in schlaue, zuweilen in törichte logische Regeln gekleidet. Niemals sind aber eigentlich die logischen Regeln die Gründe, warum der eine oder der andere die Geist- Erkenntnis zurückweist. In Wahrheit ist es der Geist der Furcht, der tief unten im menschlichen Inneren ruht und arbeitet und kraftet und der, indem er zum Kopfe heraufspukt, sich metamorphosiert als logische Gründe. Furcht ist es. Aber seien wir uns nur klar, es genügt nicht, daß wir sagen: ich habe keine Furcht. Das kann sich natürlich jeder sagen. Wir müssen den Sitz und das Wesen dieser Furcht erst ergründen. Wir müssen uns ja sagen, daß wir herausgeboren, herauserzogen sind aus der Gegenwart, in die von ahrimanischer Seite die Furchtgeister hineingestellt worden sind, und daß wir behaftet sind mit diesen Furchtgeistern. Dadurch, daß wir uns über sie hinwegtäuschen, sind sie nicht von uns hinweg in Wirklichkeit. Und wir müssen die Mittel und Wege finden - und diese Schule wird dazu Anleitung geben -, gegenüber diesen Geistern der Furcht, die als Ungetüm in unserem Willen sitzen, Erkenntnismut zu finden. Denn nicht dasjenige, was heute vielfach die Menschen zur Erkenntnis treibt oder wovon sie sagen, daß es sie zur Erkenntnis treibe, kann wirkliche Erkenntnis bringen, sondern allein der Mut, der innerliche seelische Mut, der da die Kräfte und Fähigkeiten ergreift, die die Wege gehen können, die zur wahren, zur echten, zur lichtvollen Geist- Erkenntnis führen. Und das zweite Tier, das aus dem Zeitengeiste heraus sich in die Menschenseele heute einschleicht, um ein Erkenntnisfeind zu werden, dieses zweite Tier, das überall lauert, wo man hinkommt, das aus den meisten Literaturwerken der Gegenwart, aus den meisten Galerien, aus den meisten Plastiken, aus den meisten sonstigen Kunstwerken, aus allem möglichen Musikalischen heute an den Menschen herantritt, das in Schulen sein Unwesen führt, das in der Gesellschaft sein Unwesen führt, das überall da ist im Wandel der Menschen, das zweite Getier, es ist dasjenige, was, um die Furcht vor dem Geiste sich nicht zu gestehen zu brauchen, sich innerlich erregt fühlt, über das geistige Wissen zu spotten. Dieser Spott, er äußert sich ja nicht immer, denn die Menschen bringen sich nicht zum Bewußtsein, was in ihnen ist. Aber ich möchte sagen, nur durch eine leichte, spinnwebendicke Wand ist vom Bewußtsein des Kopfes getrennt dasjenige, was im Herzen des Menschen heute überall spotten will über wirkliche Geist- Erkenntnis. Und wenn der Spott zutage tritt, so ist es nur dann, wenn eben die mehr oder weniger bewußte oder unbewußte Frechheit des gegenwärtigen Menschen die Furcht etwas zurückdrängt. Aber aufgestachelt durch innere sonderbare Kräfte ist schon im Grunde jeder Mensch heute gegen die Offenbarungen des Geistes. Und durch die allersonderbarsten Mittel offenbart sich dieses Spotten. Und das dritte Tier, es ist die Schlaffheit des Denkens, es ist die Bequemlichkeit des Denkens, es ist jenes Denken, das aus der ganzen Welt ein Kino machen möchte, ein Kino aus dem Grunde, weil man dann nicht zu denken braucht, sondern weil alles abrollt vor einem und die Gedanken nur dem Abrollenden zu folgen brauchen. So möchte heute sogar die Wissenschaft dem äußeren Dasein mit den passiven Gedanken folgen. Der Mensch ist zu bequem, ist zu schlaff, um das Denken in Aktivität zu bringen. Es ist mit dem Denken der Menschheit heute so, wie es wäre bei einem Menschen, der irgend etwas aufheben wollte, was am Boden liegt, und sich hinstellt und die Hände an die Hosentaschen legt und glaubt, er kann das, was auf dem Boden liegt, dann aufheben. Er kann es nicht. So kann das Sein nicht ergreifen ein Denken, das die Hände an sich anlegt. Wir müssen uns rühren, wir müssen unsere Arme und Hände rühren, wenn wir etwas ergreifen wollen, wir müssen unser Denken in Aktivität, in Tätigkeit bringen, wenn wir das Geistige ergreifen wollen. Charakteristisch spricht der Hüter der Schwelle von dem ersten Tier, das als Furcht in unserem Willen lauert, als von einem Tiere mit krummem Rücken und mit bis zur Knochenhaftigkeit verzerrtem Angesicht, dürrem Leib. Dieses Tier, das ein stumpfes Blau in seiner ganzen Oberfläche hat, das ist tatsächlich dasjenige, das neben dem Hüter der Schwelle für den heutigen Menschen aus dem Abgrunde heraufkommt. Und der Hüter der Schwelle macht klar dem Menschen von heute: da ist es, dieses Tier im stumpfen Blau, mit krummem Rücken, mit bis zu Knochigkeit verzerrtem Angesicht, dürr. Dieses Tier ist eigentlich in dir. Und hier steigt aus dem gähnenden Abgrund, der vor dem Erkenntnisfelde liegt, dieses Tier herauf, bildet ab wie im Spiegel dasjenige, was in dir selber einer der Erkenntnisfeinde ist, derjenige Erkenntnisfeind, der in deinem Willen lauert. Und das zweite Tier, das mit der Spottlust gegenüber der geistigen Welt heute zusammenhängt, das charakterisiert der Hüter der Schwelle in einer ähnlichen Weise. Neben dem anderen Ungetüm kommt es herauf, aber indem es in seiner ganzen Haltung die Schwächlichkeit zeigt. Schlaff [Schwächlich] ist seine Haltung. Aber mit dieser schlaffen [schwächlichen] Haltung und mit dem gräulich-gelben Leib fletscht es die Zähne im verzerrten Angesicht. Und aus diesem Fletschen der Zähne, das lachen möchte, aber im Lachen lügt, weil das Spotten ihm Lüge ist, grinst es uns als das Spiegelbild desjenigen Getiers entgegen, das in dem eigenen Fühlen lebt und uns an der Erkenntnis hindert, Feind unserer Erkenntnis ist. Und das dritte Tier, das nicht herankommen will an den Inhalt der Welt im Geiste, es charakterisiert der Hüter der Schwelle so, daß es aus dem Abgrunde herauf als das Dritte kommt, mit gespaltenem Maul, auseinandergespalten das Maul, mit glasigem Auge; stumpf ist der Blick, weil das Denken nicht aktiv sein will, schlaff die ganze Haltung und schmutzigrot die Gestalt. Und so ist ein erlogener Zweifel, der sich ausspricht aus diesem gespaltenen Maul und der sich ausdrückt in diesem schmutzigen Rote der ganzen Gestalt, der Zweifel an des Geistes-Licht-Gewalt, also der dritte der Erkenntnisfeinde, die in uns lauern. Sie machen uns erdenschwer. Und gehen wir mit ihnen der Geist-Erkenntnis entgegen, ohne die Mahnung des Hüters der Schwelle zu achten: der gähnende Abgrund ist da. Über ihn kann man nicht mit Erdenschwere hinübersetzen, nicht mit Furcht und Spott und nicht mit Zweifel. Über ihn kann man nur hinübersetzen, wenn man im Denken erfaßt hat die Geistigkeit des Seins, wenn man im Fühlen erlebt hat das Seelische des Seins, wenn man im Wollen erkraftet hat das Wirkende des Seins. Dann wird Geistiges, Seelisches, Wirkendes des Seins uns zu Flügeln, die uns der Erdenschwere entheben. Dann können wir hinüber über den Abgrund. Dreifach ist der Schritt des Vorurteils, das uns in den Abgrund wirft, wenn wir nicht Erkenntnismut, Erkenntnisfeuer, Erkenntnisschaffen uns aneignen. Dann aber, wenn wir die schaffende Erkenntnis im Denken ergreifen, wenn wir das Denken aktivieren wollen, wenn wir nicht in schlaffer Lässigkeit dem Geiste entgegengehen wollen, sondern mit innerem Herzensfeuer den Geist empfangen, und wenn wir Mut haben, um das Geistige tatsächlich als Geistiges zu erfassen, nicht es als Materielles nur im Bilde an uns herankommen zu lassen, dann wachsen uns die Flügel, die uns über den Abgrund hinüberführen zu dem Erkenntnisfelde, wonach doch jedes ehrlich mit sich selber lebende Menschenherz sich heute sehnt. Das ist dasjenige, was vor unsere Seele heute hinbringen will, meine lieben Freunde, diese Einleitung zur ersten Stunde, mit der diese Schule für Geisteswissenschaft beginnen soll.


GA 270a - Seite 12

Anthroposophisches Karma

Anthroposophisches Karma

Das ist aber dann das, was sich tief, tief hineinsetzt in das Karma des einzelnen. Daher dieses Schicksal derjenigen, die ehrliche Anthroposophen sind: nicht recht fertig werden zu können mit der Welt, und doch die Notwendigkeit, ernst, in vollem Ernst an die Welt heranzugehen. Ich habe angedeutet, wie diejenigen Menschen, die mit völliger Intensität drinnenstehen in der anthroposophischen Bewegung, am Ende des Jahrhunderts wiederkommen werden, daß sich dann andere mit ihnen vereinigen werden, weil dadurch eben jene Rettung der Erde, der Erdenzivilisation vor dem Verfall letztgültig entschieden werden muß. Das ist, ich möchte sagen, die auf der einen Seite herzbedrückende, auf der anderen Seite herzbewegend-begeisternde Mission der anthroposophischen Bewegung. Auf diese Mission muß hingeschaut werden. Da ist es durchaus notwendig, daß man als Anthroposoph weiß, daß in dieser Lage für den Anthroposophen das Karma schwerer zu erleben ist als für andere Menschen. Zunächst sind diejenigen Menschen, die in die Anthroposophische Gesellschaft kommen, geradezu prädestiniert, das Karma schwerer zu erleben als andere Menschen. Und geht man vorbei an diesem schweren Erleben, will man sein Karma bequem erleben, dann rächt sich das eben nach irgendeiner Seite hin. Man muß auch im Karma-Erleben Anthroposoph sein können; man muß aufmerksam hinschauen können auf das Karma-Erleben, um richtig Anthroposoph zu sein. Das bequeme Erleben eines Karma, das Wollen, Karma bequem zu erleben, führt dann gerade dazu, daß es sich rächt in physischer Erkrankung, in physischen Unfällen und dergleichen. Auf diese feineren Zusammenhänge des Lebens muß eben hingesehen werden; dann sieht man mit diesen intimeren Zusammenhängen manches andere. Und es ist die beste Vorbereitung, um geistig wirklich zu sehen, wenn man auf diese intimeren Zusammenhänge des Lebens hinschaut. Es ist nicht ein richtiges Prinzip, in nebuloser Weise allerlei abnorm visionäre Zustände entwickeln zu wollen. Aber es ist ungeheuer wichtig, sich zu befassen mit dem, was intimer in den Schicksalszusammenhängen, die man beobachten kann, vorgeht. 


GA 237 - Seite 142f
Die karmischen Zusammenhänge der anthroposophischen Bewegung (Dritter Band)

Kopf & Logik

Kopf & Logik

Nun hat sich diese Anschauung, daß alles Logische gewissermaßen eine Kopffunktion sei, so festgelegt, daß dem Menschen allmählich der unbefangene Blick verlorengegangen ist für die Wirklichkeit dieses Gebietes. Und wenn man von dieser Wirklichkeit spricht, werden die Leute sagen: Beweise mir das. - Aber der Beweis liegt wirklich in einem unbefangenen Beobachten, in einem Daraufkommen, wie sich dieses Logische beim Menschen entfaltet. Von den logischen Funktionen: Vorstellen, Urteilen, Schließen, ist eigentlich nur das Vorstellen eine wirkliche Kopffunktion. Und dessen sollen wir uns sehr bewußt werden, daß eigentlich nur das Vorstellungenbilden, nicht aber das Urteilen und das Schließen, eine Kopffunktion ist. Sie werden sagen: Allmählich wird der Kopf durch die Geisteswissenschaft ganz außer Gebrauch gesetzt. - Aber das ist tatsächlich etwas, was im tiefsten Sinn der Wirklichkeit entspricht, denn wir haben eigentlich an unserem Kopf nicht so außerordentlich viel als Menschen im Leben zwischen der Geburt und dem Tode. Der Kopf ist äußerlich in seiner Form, in seiner physischen Form allerdings das Vollkommenste, das wir haben. Aber er ist das aus dem Grunde, weil er eigentlich ein Abbild ist unserer geistigen Organisation zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Er ist in gewissem Sinn ein Siegelabdruck desjenigen, was wir waren vor unserer Geburt, vor unserer Empfängnis. Alles dasjenige, was geistig-seelisch ist, hat sich in unserem Kopf abgeprägt, so daß er ein Bild unseres vorgeburtlichen Lebens vorstellt. Und eigentlich voll tätig ist in unserem Kopf nur der Ätherleib außer dem physischen Leib. Die anderen Wesensglieder, der astralische Leib und das Ich, erfüllen den Kopf, aber sie spiegeln darin ihre Tätigkeit; sie sind für sich tätig und der Kopf spiegelt nur ihre Tätigkeit ab. Dieser Kopf ist überhaupt, von außen, als ein Bild der übersinnlichen Welt vorhanden.

GA302 - Seite 27

ALLGEMEINE MENSCHENKUNDE
ALS GRUNDLAGE DER PÄDAGOGIK

Das Glaubensbekenntnis des Monismus

Das Glaubensbekenntnis des Monismus


»Das sittliche Leben der Menschheit ist die Gesamtsumme der moralischen Phantasieerzeugnisse der freien menschlichen Individuen. Dies ist das Glaubensbekenntnis des Monismus. Er kann in der Geschichte des sittlichen Lebens nicht die Erziehung des Menschengeschlechtes durch einen jenseitigen Gott erkennen, sondern nur das allmähliche Ausleben aller Begriffe und Ideen, die aus der moralischen Phantasie entspringen können.«

»Die Philosophie der Freiheit« (Individualität und Gattung) - GA 4 - S. 242,

Rosenkreuzer

Rosenkreuzer

Es wurde festgesetzt, daß alle Entdeckungen, die sie machten, hundert Jahre lang als Geheimnis bei den Rosenkreuzern bleiben müßten und daß erst dann, nach hundert Jahren, diese Rosenkreuzer-Offenbarungen der Welt gebracht werden dürften. Erst nachdem hundert Jahre darüber gearbeitet worden war, durfte in entsprechender Weise darüber gesprochen werden. So wurde vom siebzehnten bis zum achtzehnten Jahrhundert vorbereitet, was 1785 in dem Werk «Die geheimen Figuren der Rosenkreuzer» zum Ausdruck kam. Nun ist es auch von großer Bedeutung, zu wissen, daß in jedem Jahrhundert die rosenkreuzerische Inspiration so gegeben wird, daß niemals der Träger der Inspiration äußerlich bezeichnet wurde. Nur die höchsten Eingeweihten wußten es. Heute kann zum Beispiel äußerlich nur von solchen Geschehnissen gesprochen werden, welche hundert Jahre zurückliegen, denn das ist die Zeit, welche jeweils verflossen sein muß, bevor davon äußerlich gesprochen werden darf. Die Versuchung ist zu groß für die Menschen, einer solchen ins Persönliche gezogenen Autorität – was das Schlimmste ist, was es gibt – fanatische Heiligenverehrung entgegenzubringen. Es Hegt dies eben zu nahe. Es ist diese Verschwiegenheit aber nicht nur eine Notwendigkeit gegen die äußeren Anfechtungen des Ehrgeizes und des Hochmutes, deren man sich ja vielleicht noch erwehren könnte, sondern auch vor allem gegen die okkulten astralen Attacken, die fortwährend auf eine solche Individualität gerichtet sein würden. Deshalb ist die Bedingung, daß erst hundert Jahre nach einem solchen Faktum davon gesprochen werden darf, eine notwendige.


Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit

GA 130 - Seite 66 (1911/12)


Höhere Selbsterkenntnis

Höhere Selbsterkenntnis

Die höhere Selbsterkenntnis beginnt erst dann, wenn wir anfangen zu sagen: In dem, was unser alltägliches Ich ist, liegt gar nicht unser höheres Selbst. In der ganzen Welt draußen ist es, oben bei den Sternen, bei der Sonne und dem Mond, im Stein, im Tier: Überall ist dasselbe Wesen, das in uns ist. – Wenn einer sagt: Ich will mein höheres Selbst pflegen und mich zurückziehen, ich will nichts wissen von allem Materiellen, dann verkennt er vollständig, daß gerade das Selbst überall draußen ist und daß sein eigenes höheres Selbst nur ein kleiner Teil ist von diesem großen Selbst draußen.

GA 95 (1906) - Seite 139

Christus - Licht der Welt

Christus - Licht der Welt


Im Gefühle der Bedürftigkeit deiner Gnade,
Christus - Licht der Welt,
harre ich
nach Kräften öffnend der Seele Pforten
deiner Erleuchtung.
Still in mir will ich sein
und dir danken deiner Gabe
und sie geben
als dein Geschenk an Menschen.
Werkzeug deines Wortes
will ich sein
mit meiner Seele
besten Kräften
echtem tiefen
stillsten Ehrfurchten.


Rudolf Steiner für Pfarrer Paul Klein - 1914/15
GA 268 - Seite 313

Lichtes Zeitalter

Lichtes Zeitalter

Tatsächlich ist mit dem Ablauf des 19. Jahrhunderts ein neues Zeitalter in der Menschheit schon angebrochen. Die Menschen leben zunächst fort. Wenn Sie eine Kugel haben und sie mit der Hand weiterschieben, so rollt sie; aber wenn Sie die Hand wegtun, so rollt sie weiter. Und so rollt das, was die Menschen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erlebt haben, vorläufig weiter, wenn auch die Kräfte nicht mehr dahinter sind, nimmt sogar viel üblere Gestalten an, als es in der abgelaufenen Zeit hatte. Aber daneben, neben dem Fortlaufen der alten Zeit geht wirklich schon im Verborgenen in der Welt ein lichtes Zeitalter auf. Es leuchtet herein in die Welt ein lichtes Zeitalter und es ist schon so, daß die ersten Strahlen des lichten Zeitalters von der Anthroposophie aufgefangen werden müssen. 

GA 316 - Seite 185

Philosophie und Anthroposophie

PHILOSOPHIE UND ANTHROPOSOPHIE

Unter Anthroposophie verstehe ich eine wissenschaftliche Erforschung der geistigen Welt, welche die Einseitigkeiten einer bloßen Natur-Erkenntnis ebenso wie diejenigen der gewöhnlichen Mystik durchschaut, und die, bevor sie den Versuch macht, in die übersinnliche Welt einzudringen, in der erkennenden Seele erst die im gewöhnlichen Bewußtsein und in der gewöhnlichen Wissenschaft noch nicht tätigen Kräfte entwickelt, welche ein solches Eindringen ermöglichen. - Eine solche Geisteswissenschaft gilt der anerkannten Philosophie zumeist als eine dilettantische Betrachtungsart. Durch eine kurze Darstellung des Entwicklungsganges der Philosophie versuche ich, zu zeigen, daß dieser Vorwurf völlig unberechtigt ist, und daß er nur erhoben werden kann, weil die gegenwärtige philosophische Betrachtungsart sich in Irrwege verrannt hat, die es ihr, wenn sie sie nicht verlaßt, unmöglich machen, zu erkennen, daß ihre eigenen, wahren Ausgangspunkte von ihr die Verfolgung des Weges fordern, der zuletzt zur Anthroposophie führt.

GA 35 Seite 66

Vegetarische Ernährung


Die vegetarische Ernährung ist ausgezeichnet für Ärzte und Juristen, die dadurch viel eher ihre Patienten beziehungsweise die Geschäfte ihrer Klienten durchschauen werden, aber sie ist nicht das Richtige für Bankiers, Industrielle, Techniker, Handelsleute, kurz für all dasjenige, was mit einer Arbeit des Berechnens im Zusammenhang steht. Man verliert dadurch nämlich die physische Kombinationsfähigkeit. Deshalb sollte der Vegetarismus niemals so allgemein angepriesen werden, wie das oft in der Welt geschieht. Auch ist es möglich, daß man einen solchen Körper durch Vererbung bekommen hat, der den Vegetarismus überhaupt nicht ertragen kann. Dann sollte man eben nicht nach den höheren Übungen streben wollen.

GA 266/1 - Seite 416

Egoismus und Urbild des Menschen



Eins muß sich der Schüler immer wieder sagen: Ich werde nicht Teilnehmer der geistigen Welt sein können, ehe ich nicht gelernt habe, mir zu sagen: ich bin voller Egoismus – und ich kann gar nicht anders hier auf der physischen Welt sein. Das aber, was von mir hier auf der physischen Welt lebt, das ist nur ein Bild, eine Form, die Abbild ist meines Urbildes. Diese Form, dies Bild, ist von Egoismus ganz und gar durchtränkt. Und es ist das Weltenkarma, das uns in unserm Entwicklungsgange durch die Inkarnationen hindurch ganz mit Egoismus durchtränkt. Das Weltenkarma aber ist Gott. Der Gott lebt auch in uns. Und kommen wir soweit, daß wir gut und edel handeln, so ist es der Gott in uns, der uns dazu treibt. Und der Gott in uns der uns gut und edel handeln läßt, lebt in unserm Urbild. Ich selber bin voll Egoismus – aber ich bin dazu vorbestimmt, Abbild zu werden meines göttlichen Urbildes. Dies Urbild ruhte im Schoß der Gottheit – es ist herabgestiegen bis zu dieser physischen Form und diese Form steht unter der Gewalt des Gottes, der über meinem Schicksal, meinem Karma steht, das ist mit Egoismus ganz und gar durchtränkt. Nie, nie darf ich sagen, ich sei ohne Egoismus, das ist niemals wahr – ich kann sogar nicht ohne Egoismus sein auf der physischen Welt. Aber wenn ich hinschauen lerne auf mein aus Gott geborenes Urbild, wenn ich mein Denken, Fühlen und Wollen, all meine Seelenkräfte ganz und gar hineinsterben lasse in dies Urbild, dann darf ich hoffen, den Egoismus in mir zu besiegen und mich meinem Urbild wiederum zu nähern. Wir werden bemerken, daß in demselben Maße, in dem wir selbstloser werden, wir auch physisch kraftvoller werden. Wir werden bemerken, daß wir keine Furcht, keinen Schrecken mehr empfinden, wir werden nicht mehr zusammenzucken in plötzlichem Schreck. Wir werden in unserem ganzen Menschenwesen kraftvoll und stark werden. Erst durch Luzifer und Ahriman entsteht unser Egoismus. Aber es ist nötig, daß dieser in uns lebt und sich voll zum Ausdruck bringt; denn nur so kann sich alles Leben physisch völlig ausgestalten. Aber wir müssen uns bewußt werden, daß jedes Tun bei uns eine selbstische Färbung hat. Unser Mitleiden (sogar) treibt uns zur Hilfeleistung, weil wir eben nicht mitleiden mögen. 

GA 266/2 - Seite 109ff

Goethe

Denn was das Feuer lebendig erfasst
Bleibt nicht mehr Urform und Erdenlast.
Verflüchtigt wird es und unsichtbar,
Eilt hinauf, wo erst sein Anfang war. 

Johann Wolfgang von Goethe

Innen und Außen

Dasjenige, was wir als Gedanken in die Außenwelt hineintragen, bringen wir aus unserem Inneren hervor. Wir sind zunächst dieser Mensch, der als Hauptesmensch konstruiert ist (der wahrnimmt). Dieser sieht auf den Sinnesteppich hin. Im Sinnesteppich drinnen ist dasjenige, was wir durch Gedanken erreichen und zwischen diesem und zwischen dem, was wir in unserem eigenen Inneren haben, was wir nicht wahrnehmen, ist eine Verbindung, gewissermaßen eine unterirdische Verbindung. Daher kommt es, daß wir dasjenige, was wir in der Außenwelt nicht wahrnehmen, weil es in uns hineinragt, aus unserem Inneren in Form des Gedankenlebens hervorholen und in die Außenwelt hineinlegen. So ist es schon mit dem Zählen. Die Außenwelt zählt uns gar nichts vor; die Gesetze des Zählens liegen in unserem eigenen Inneren. Aber daß das stimmt, rührt davon her, daß zwischen diesen Anlagen, die da sind in der Außenwelt und unseren eigenen irdischen Gesetzen, ein unterirdischer Zusammenhang ist, ein unterkörperlicher Zusammenhang, und so holen wir die Zahl aus unserem eigenen Inneren heraus. Die paßt dann zu dem, was draußen ist. Aber der Weg ist nicht durch die Augen, nicht durch unsere Sinne, sondern der Weg ist durch unseren Organismus. Und dasjenige, was wir als Mensch ausbilden, das bilden wir als ganzer Mensch aus. Es ist nicht wahr, daß wir durch die Sinne irgendein Naturgesetz erfassen; wir erfassen es als ganzer Mensch.


GA 205 - Seite 197f

Liebe als Mission der Erde


Nun ist es so, daß die Dinge, die sich, in unserer physischen Welt in einer gewissen Weise darstellen, sich da oben ganz anders ausnehmen. Man darf sagen, auch die Götter profitieren von jener Teilnahme an der Menschheit. Wir müssen uns da eine Vorstellung aneignen, die nicht so ganz leicht ist, die man aber notwendig hat, wenn man das Verhältnis des Menschen zu der Welt verstehen will. Wir haben gesagt, daß die Erde der Planet der Liebe ist; und richtig ausgebildet wird die Liebe erst auf der Erde. Sie wird, grob ausgedrückt, gezüchtet; und durch ihre Teilnahme an den Menschen lernen die Götter ebenso die Liebe kennen, wie sie in einer anderen Beziehung sie schenken. Das ist schwer sich vorzustellen. Es ist durchaus möglich, daß ein Wesen in ein anderes Wesen eine Gabe förmlich einträufelt, und diese Gabe durch das andere Wesen erst kennenlernt. Denken Sie sich eine ungeheuer reiche Persönlichkeit, die nie etwas anderes kennengelernt hat als Reichtum, ohne jene tiefe seelische Befriedigung, die Wohltun verursachen kann. Und nun tut diese Persönlichkeit wohl; sie schenkt einer armen Persönlichkeit etwas. In der Seele dieser armen Persönlichkeit wird durch die Geschenke der Dank bewirkt, und dies Dankesgefühl ist auch eine Gabe: es wäre nicht da, wenn die reiche Persönlichkeit nicht geschenkt hätte. Die reiche Persönlichkeit hat aber das Dankesgefühl nicht gefühlt, sondern sie hat es hervorgebracht. Sie ist die Geberin des Dankesgefühls, aber kennenlernen kann die reiche Persönlichkeit dieses Dankesgefühl erst in der Reflexion, wenn es zurückstrahlt von denen, in denen sie es entzündet hat. So ist es ungefähr mit der Gabe der Liebe, die von den Göttern den Menschen eingeträufelt wird. Die Götter sind so weit, daß sie im Menschen die Liebe entzünden können, so daß die Menschen imstande sind, die Liebe erleben zu lernen, aber die Götter lernen die Liebe als Realität erst durch die Menschen kennen. Sie tauchen von den Höhen herunter in den Ozean der Menschheit und fühlen die Wärme der Liebe. Ja, wir wissen, daß die Götter etwas entbehren, wenn die Menschen nicht in Liebe leben, daß sozusagen die Götter ihre Nahrung in der Liebe der Menschen haben. Je mehr Liebe der Menschen auf der Erde, desto mehr Nahrung der Götter im Himmel - je weniger Liebe, desto mehr Hunger der Götter. Das Opfer der Menschen ist im Grunde genommen nichts anderes als das, was zu den Göttern hinaufströmt als die in den Menschen erzeugte Liebe. 

Welt, Erde und Mensch

GA 105 - Seite 146ff

NEUNTER VORTRAG - 1908

Liebe...


Wie steht es eigentlich mit dem Lieben? Wenn der Hellseher dieses erforscht, dann kann er zu bitteren Erfahrungen kommen, solange er diese Erfahrungen nicht im Lichte eines noch größeren Ganzen betrachtet. Nehmen wir an, zwei Menschen werden geboren, die durch ihr Karma dazu gehalten sind, in diesem Leben einander zu lieben. Dann kann der Hellseher oftmals beobachten, daß vor der Geburt dieser Menschen in der geistigen Welt die beiden einander gehaßt haben. Oder eine Mutter bekommt ein Kind, das sie, nach der weisen Einrichtung der Weltenordnung, mit Liebe erzieht. Aber bevor sie geboren war, hat sie das Kind vielleicht gehaßt. Hier kommen wir auf ein Gebiet, wo die weise Weltenlenkung gerade besonders weise vorgegangen ist. Das, was die Menschen in «Liebe» aneinander bindet, ist nämlich in weitaus den meisten Fällen Egoismus. Man liebt den andern, weil man es als angenehm empfindet, in der Nähe des geliebten Wesens zu sein. Die guten Götter haben den Egoismus gebrauchen müssen, um die Menschen in Liebe zu erziehen. Ohne dieses Mittel des Egoismus zu ergreifen - nachdem der luziferische Einfluß nun einmal gekommen war -, könnten keine Menschen dazu gebracht werden, karmische Bande durch Liebeverhältnisse auszuwirken; die Mutter würde das Kind, das karmisch mit ihr verbunden ist, gar nicht zur Welt bringen wollen und so weiter. So ist in dieser Welt wirklich alles umgekehrt; die Liebe ist von Luzifer und Ahriman, der Egoismus von den fortschreitenden Göttern gegeben, damit durch die Veredlung des Egoismus die Menschen zu wahrer Liebe gelangen können. Es wird das hier gesagt, um damit auf das Folgende hinzuweisen. Es kommen oft angehende Esoteriker und klagen über die Gedanken, die sie bei ihrer Meditation bestürmen. Das ist eigentlich ein Zeichen des Fortschrittes, daß man diese Gedanken spürt; es beweist, daß wir Luzifer und Ahriman nicht mehr nur in uns selber haben, sondern daß wir anfangen, sie als Mächte außer uns wahrzunehmen, denn solche heraufziehenden Gedanken sind ganz von Luzifer und Ahriman. Wenn alles so geblieben wäre, wie es ursprünglich beabsichtigt war, dann hätte nach der luziferischen Versuchung der Mensch seine Gedanken niemals vergessen können. Er hätte immer Zutritt gehabt zu der Akasha-Chronik, aber es wären Luzifer und Ahriman gewesen, die diese Chronik für ihn aufgeschrieben hätten. Daher mußten die guten Götter es so einrichten, daß der Mensch seine Gedanken auch vergessen kann. Alles, was so in das Unbewußte hinuntersinkt, ist abgestorben, aber das alles fressen Luzifer und Ahriman. Sie machen es zu einem Teil ihres Wesens, und als luziferische und ahrimanisehe Natur kommt es bei den Menschen wieder heraus in der Meditation. Sobald jemand sich zum Meditieren anschickt, steigt bei Luzifer die Hoffnung auf: Vielleicht werde ich doch noch in der Welt siegen! Und dann bestürmt er den Menschen mit dessen abgelegten Gedanken. Das liebt der Mensch eigentlich, dieses Gehen von Gedanken zu Gedanken, und die Kontemplation, das In-sich-erfüllt-Bleiben mit einem Gedankeninhalt, das liebt er nicht. Man beobachte einmal, wie lange ein Nicht-Esoteriker (bei einem Esoteriker ist noch ein gewisser [selbstauferlegter] Zwang dazu vorhanden) einen Vorsatz ausführt, um zum Beispiel, so wie der Essäerschüler, jeden Morgen für das Aufgehen der Sonne zu danken, wenn er sich dieses freiwillig vorgenommen hat. Wie wenige werden es weiter als einige Tage bringen! In Wirklichkeit liebt der Mensch den Geist überhaupt nicht. Er muß sich mit Gewalt dazu zwingen, bestimmte Gedanken durch längere Zeit in seiner Seele zu behalten. Luzifer und Ahriman sind es eigentlich, die der Mensch in Wahrheit liebt.

Als Protest gegen diese Tatsache haben wir unseren Rosenkreuzerspruch:

Ex Deo naseimur
In Christo morimur
Per Spiritum Sanctum reviviseimus 

GA 266c - Seite 146ff

Schulung

Worauf es vor allem ankommt in der esoterischen Entwicklung das ist, daß wir versuchen müssen, alle Schmerzen, Leiden und Angstzustände usw. geduldig zu ertragen, indem wir innerlich fest stehen. Dies ist eine erste, große Bedingung. Es ist kein gutes Zeichen für den Esoteriker, wenn er viel klagt und alle möglichen Kuren anwendet für seine Leiden. Wir müssen uns vielmehr klarmachen, daß eine Veränderung unserer Wesensglieder bei uns sich vollzieht, die eben derartige Zustände von Angst und Schmerzen hervorruft. Auch alle möglichen Nervenangelegenheiten können dadurch beobachtet werden, wie z. B. Platzangst usw. Dies alles kann uns überfallen. Dagegen ist notwendig, sich zum klaren Bewußtsein zu bringen, daß dies(e Beurteilung des Erlebens) alles Maya ist, Illusion, und daß diese und ähnliche Erscheinungen in Wirklichkeit eine Stärkung bedeuten für später auftretende, zu überwindende Schwierigkeiten in der inneren Entwicklung.

GA 266/2 - Seite 236f

Eingeweihte

Eingeweihte

Es ist aus gewissen Gründen außerordentlich schwierig, der Welt gewisse Tatsachen über die geistigen Verhältnisse mitzuteilen. Die Menschen sind nicht vorbereitet genug, sie haben in sich nicht die Begriffe, um in entsprechender Art solche Mitteilungen aus der geistigen Welt entgegenzunehmen, und leicht werden solche Mitteilungen in das Gegenteil verkehrt. So kommt es, daß gerade in der Gegenwart der in die geistige Welt Eingeweihte über die wichtigsten Dinge in vieler Beziehung schweigen muß. Man kann nicht einmal sagen, was geschehen würde, wenn über die wichtigsten Dinge einer völlig unreifen Menschheit gegenüber dieses oder jenes gesagt würde. Aber ein Fall, der sehr häufig vorkommt, ist der folgende: Verhandelt werden muß immer nach gewissen Weltgesetzen über die spirituellen Dinge. Wenn nun mit den Lebenden schlecht zu verhandeln ist, wie in der Gegenwart, so ist sehr häufig die Verhandlung mit den Toten eine um so regere, eine um so intensivere. Und man kann sagen: vielleicht war in wenigen Zeiten das Zusammenwirken, das bewußte Zusammenwirken des physischen Planes mit der geistigen Welt, in welche die Verstorbenen versetzt sind, ein so reges, wie es in der Gegenwart sein kann. Aber nehmen wir an, irgendwo findet eine Verhandlung statt, die nur sein kann zwischen einem Wissenden auf dem physischen Plan und einem Verstorbenen. Dann kann gewissermaßen eine transzendente Indiskretion geschehen. Es können zwei Fälle eintreten. Nicht nur hier auf dem physischen Plane gibt es Horcher, die durch Schlüssellöcher horchen, sondern auch unter den Wesen der geistigen Welt gibt es Horcher, die Geister niederer Art sind, die aber eigentlich immer darauf aus sind, allerlei spirituelle Tatsachen dadurch zu erfahren, daß sie horchen, daß sie namentlich das auffangen, was zwischen Wesen des physischen Planes und der geistigen Welt gesprochen wird. Da kann dann der eine Fall eintreten: Wenn ein Mensch besonders leidenschaftlich ist, von seinen Leidenschaften besonders ergriffen wird, so daß man von ihm sagt: er ist außer sich –, was ja durch Leidenschaft öfter vorkommt, oder wenn er betrunken ist, richtig physisch betrunken ist, oder wenn er in einem Ohnmachts- oder dergleichen Zustande ist, dann können solche Geister die Gelegenheit benutzen und über ihn kommen; und was sie ihm dann einimpfen, das kann ihm in Form einer Vision gleichzeitig oder später auftreten, und er kann dadurch allerlei erlauschen, was er nicht hören sollte. Wer Sinn und Beobachtungsgabe für so etwas hat, der weiß, daß heute in allen möglichen Büchern unserer Literatur Unzähliges geschrieben wird, Unzähliges vorhanden ist, insbesondere in mancher höchst zweifelhaften Literatur, was auf allerlei verkehrte Art durch Indiskretion aus dem geistigen Verkehr her stammend ist. Es kann nichts Wirksameres geben, als wenn irgendein Kobold den Schreiber eines Detektivromans, wenn er gerade betrunken ist, von sich besessen macht, in seine Menschlichkeit hineingeht, ihm irgendeinen Satz eingibt, so daß er diesen Satz in seinem Detektivroman unterbringt. Dieser Roman gelangt dann zu den Menschen, und jener Satz kann dann ganz besonders in den Menschenseelen wirken, kann insbesondere dadurch wirksam werden, weil er durch die Art, wie die Menschen solche Dinge aufnehmen, nicht das volle Bewußtsein ansprechend ist, sondern an sich schon etwas zum Unterbewußtsein Sprechendes ist. Das andere, was geschehen kann, ist, daß in irgendwelchen spiritistischen Sitzungen durch dieses oder jenes Medium das eine oder das andere geschildert wird, und dann mischt sich in das, was durch das Medium zutage tritt, die Kundgebung eines solchen Geistes hinein, der da seine Indiskretion unterbringen will.

GA 176 - Seite 304f

Unterhaltungskünstler - Helmut Zander im Gespräch


Ein Unterhaltungskünstler erklärt uns die Anthroposophie...

Interviews mit Helmut Zander...

 

Kulturzeit Interview mit Zander zu Waldorfschulen


 

Rudolf Steiner - Radiodiskussion zum 150. Geburtstag mit einem Unterhaltungskünstler

Teil 1/3

 

 Teil 2/3

  

Teil 3/3

 

Eingeweihte


Der Träger des übersinnlichen Wissens möchte am liebsten so wenig als nur irgend möglich für die Gewinnung von Anhängern tun. Die Gefühle des Fanatikers, des Sektenstifters sind ihm ganz und gar fremd. Und je mehr er sich auch in der Gegenwart an diese seine Grundgesinnung halten kann, desto mehr wird er es tun. Doch verbieten ihm eben die Verhältnisse der Gegenwart, sich ganz an dieses Prinzip zu halten. Er muß an die Offentlichkeit treten. Aber er hält seine Gesinnung doch insoweit aufrecht, daß er in keinem anderen Sinne an die Offentlichkeit tritt, als in dem, daß er sagt: «Dies oder jenes habe ich mitzuteilen aus dem Bereich der übersinnlichen Welten; ich sage es, weil es vor der Welt gesagt werden muß. Wer diesen Dingen nähertreten will, der muß es ganz allein deshalb tun, weil er es selber will. Ich werbe nicht um Anhänger; aber ich komme jedem nach Möglichkeit entgegen, der etwas von den Erkenntnissen höherer Welten begehrt.» Man kann sagen: der Fanatiker wirbt um Anhänger; der Träger übersinnlicher Erkenntnisse wartet ganz ruhig, bis sie von selbst kommen. Das erscheint in der Theorie zunächst ganz einfach; in der Praxis ist es gar nicht leicht. Er dränge keusch jene Begeisterung zurück, die sich dem gegenwärtigen Menschen auf so natürliche Art ergibt: das der Welt mitzuteilen, was er selbst als seine heilige Überzeugung im Herzen trägt. Zur Mitteilung darf den Träger des Geheimwissens eben gar nichts anderes reizen, als daß der einzelne Mensch, oder die Menschen, die in Frage kommen, die entsprechenden Mitteilungen zum Heile ihrer Seele und ihres ganzen Menschen brauchen.

GA 34 - Seite 285f

Meditation


Wir möchten gern die Stimmung des Meditierens auf unser gesamtes Leben ausdehnen. Das geht aber nicht, weil wir dann unbrauchbar für das physische Leben werden. Nimmt ein Mensch sich das Privilegium heraus, sein jetziges Leben ganz der Meditation zu weihen, also ein Kloster- oder Mönchsleben zu führen, so wird er im nächsten Leben um so mehr vor die Aufgabe gestellt, im praktischen Leben trotz vielleicht verstärkter geistiger Kräfte tätig zu sein.


GA 266/2 - Seite 312

Anthroposophie & Christentum

Weisheit & Liebe


So steht das Christentum da nicht als eine Religion, die eine Stam- mesreligion wäre, sondern es steht da als eine Menschheitsreligion, wenn es richtig verstanden wird. Indem der Christ sich eins fühlt mit dem «Vater», steht Seele der Seele gegenüber, gleichgültig welchem Stamme sie angehört. So werden alle Schranken fallen müssen unter den Einwirkungen des Christentums, und der Jupiterzustand muß vor- bereitet werden unter den Einwirkungen dieses Prinzips. Daher hat das Christentum begonnen als Religion, denn die Menschheit war auf Religion gebaut. Religion aber ist etwas, was im Laufe der Mensch- heitsentwickelung abgelöst werden muß durch Weisheit, durch Er- kenntnis. Insofern Religion auf Glauben gebaut ist und nicht von der vollen Erkenntnis durchglüht ist, ist sie etwas, was im Laufe des Menschheitsfortschrittes abgelöst werden muß. Und während der Mensch früher glauben mußte, um zum Wissen zu kommen, wird in Zukunft volle Erkenntnis leuchten, und der Mensch wird wissen und von da aus aufsteigen zur Anerkennung der höchsten geistigen Welten. Von der Religion entwickelt sich die Menschheit zu der von der Liebe wieder durchglühten Weisheit. Erst Weisheit, dann Liebe, dann von der Liebe durchglühte Weisheit.


Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen (1908)

Christentum und Karma

 
Wir müssen zunächst eine Unterscheidung machen. Wir müssen das eine betrachten, was sich in einer objektiven Gerechtigkeit im Karma vollzieht. Da müssen wir uns ganz klar darüber sein, daß der Mensch allerdings seinem Karma unterworfen ist, daß er dasjenige, was er als Unrecht getan hat, karmisch auszugleichen hat. Und bei tieferem Nachdenken wird der Mensch eigentlich nicht anders wollen, als daß es so sei. Denn nehmen Sie an, irgend jemand habe ein Unrecht getan. In dem Augenblick, wo er dieses Unrecht tun konnte, ist er unvollkommener, als wenn er es nicht getan hatte, und er kann den Grad von Vollkommenheit, den er hatte, bevor er das Unrecht tat, erst wiedererringen, wenn er das Unrecht ausgleicht. Er muß also wünschen, das Unrecht auszugleichen, denn nur indem man es ausgleicht, indem man den Ausgleich erarbeitet, schafft man sich den Grad von Vollkommenheit, den man vorher hatte, bevor man die Tat vollbracht hat. So können wir um unserer eigenen Vervollkommnung willen gar nichts anderes wünschen, als daß das Karma als objektive Gerechtigkeit bestehe. Es kann also im Grunde genommen vor der Auffassung der menschlichen Freiheit gar nicht der Wunsch entstehen, es solle uns irgendwelche Sünde vergeben werden etwa in dem Sinne, daß wir zum Beispiel heute einem Menschen die Augen ausstechen und uns dann diese Sünde vergeben wird, wir dann diese Sünde in unserem Karma nicht mehr abzutragen brauchen. Ein Mensch, der einem anderen die Augen aussticht, ist unvollkommener als ein Mensch, der es nicht getan hat, und im weiteren Karma muß das eintreten, daß er eine entsprechende Guttat dafür tut; dann erst ist er wiederum in sich der Mensch, der er war, bevor er die Tat vollbracht hat. Also es kann im Grunde genommen gar nicht der Gedanke aufkommen, wenn man wirklich über das Wesen des Menschen nachdenkt, daß, wenn man einem Menschen die Augen aussticht, einem das vergeben wird und daß dann das Karma etwa ausgeglichen wäre. So hat es mit dem Karma durchaus seine Richtigkeit, daß uns gewissermaßen kein Heller nachgelassen wird, daß wir alles bezahlen müssen. Aber es gibt ja noch etwas anderes gegenüber der Schuld. Die Schuld, die wir auf uns laden, dit Sünde, dit wir auf uns laden, die ist ja nicht bloß unsere Tatsache, das müssen wir jetzt unterscheiden, sondern sie ist eine objektive Weltentatsache, sie ist etwas auch für die Welt. Dasjenige, was wir verbrochen haben, das gleichen wir in unserm Karma aus; aber daß wir einem die Augen ausgestochen haben, das ist geschehen, das hat sich wirklich vollzogen, und wenn wir, sagen wir, in der jetzigen Inkarnation einem Menschen die Augen ausstechen und dann in der nächsten Inkarnation etwas tun, was dieses ausgleicht, so bleibt das doch für den objektiven Weltengang bestehen, daß wir vor soundsoviel Jahrhunderten einem die Augen ausgestochen haben. Das ist eine objektive Tatsache im Weltenganzen. Für uns gleichen wir sie später aus. Den Makel, den wir uns selbst zugefügt haben, gleichen wir im Karma aus, aber die objektive Weltentatsache, die bleibt bestehen, die können wir nicht auslöschen dadurch, daß wir von uns selbst die Unvollkommenheit nehmen. Wir müssen unterscheiden die Folgen einer Sünde für uns selbst, und die Folgen einer Sünde für den objektiven Weltengang. Das ist außerordentlich wichtig, daß wir diese Unterscheidung machen. Und nun darf ich vielleicht eine okkulte Betrachtung einfügen, welche die Sache etwas verständlicher machen kann. Wenn man anblickt die Zeit der Menschheitsentwickelung seit dem Mysterium von Golgatha, und man kommt, ohne durchdrungen zu sein mit der Christus-Wesenheit, an die Akasha-Chronik heran, so wird man sehr leicht irre - sehr leicht wird man irre. Denn in dieser Akasha-Chronik zeigen sich Aufzeichnungen, die sehr häufig nicht stimmen mit dem, was man in der karmischen Evolution der einzelnen Menschen findet. Ich meine das Folgende: Nehmen wir an, im Jahre 733 meinetwillen habe irgendein Mensch gelebt und habe dazumal eine schwere Schuld auf sich geladen. Nun untersucht man die Akasha-Chronik, zunächst ohne daß man irgend etwas von einer Verbindung hat mit dem Christus. Und siehe da, man kann die betreffende Schuld nicht finden in der Akasha-Chronik. Geht man aber jetzt auf den Menschen ein, der weiter gelebt hat, und untersucht sein Karma, dann findet man: Ja, auf dieses Menschen Karma ist noch etwas, was er abzutragen hat; das müßte an einem bestimmten Zeitpunkt in der Akasha-Chronik darinnen stehen; es steht aber nicht darinnen. Wenn man das Karma untersucht, sieht man: Ja, er hat es abzutragen, man müßte in jener Inkarnation die Schuld in der Akasha- Chronik finden, sie steht aber nicht darinnen. Welch ein Widerspruch! Eine ganz objektive Tatsache, die in zahlreichen Fallen sich ergeben kann. Ich kann heute einem Menschen begegnen. Wenn es mir durch Gnade gegeben wird, etwas zu wissen über sein Karma, so kann ich vielleicht finden, daß irgendein Unglück oder ein Schicksalsschlag, der ihn trifft, auf seinem Karma steht, daß es der Ausgleich ist für eine frühere Schuld. Gehe ich der Sache nach in frühere Inkarnationen und prüfe, was er dazumal gemacht hat, so sehe ich in der Akasha- Chronik diese Tatsache nicht verzeichnet. Woher kommt denn das? Das kommt davon her, daß der Christus tatsächlich auf sich genommen hat die objektive Schuld. In dem Augenblick, wo ich mich mit dem Christus durchdringe, wo ich mit dem Christus die Akasha- Chronik durchforsche, finde ich die Tatsache! Christus hat sie in sein Reich genommen und trägt sie als Wesenheit weiter, so daß, wenn ich von Christus absehe, ich sie nicht finden kann in der Akasha- Chronik. Man muß sich diesen Unterschied merken: Es bleibt bestehen die karmische Gerechtigkeit, aber in bezug auf die Wirkungen einer Schuld in der geistigen Welt tritt der Christus ein, der diese Schuld in sein Reich hinübernimmt und weiterträgt. Der Christus ist derjenige, der in der Lage ist, weil er einem anderen Reiche angehört, unsere Schulden und unsere Sünden in der Welt zu tilgen, sie auf sich zu nehmen. Wie sagt dann also im Grunde genommen der Christus am Kreuze. 


Christus und die menschliche Seele

Über den Sinn des Lebens
Theosophische Moral

Anthroposophie und Christentum 

1912/1914

GA 155 - Seite 182ff.

AnthropoZOFFie

AnthropoZOFFie

Gescheitheit

Gescheitheit und michaelische Kräfte


Gescheitheit haben die letzten Jahrhunderte reichlich über die Menschen gebracht; im Denken sind die Menschen so weit fortgeschritten, daß sie schon gar nicht mehr wissen, wie gescheit sie sind. Das ist schon so. Gewiß glaubt mancher, die Menschen wären dumm in der Gegenwart. Es mag zwar zugegeben werden, daß es auch Dumme gibt, aber dies ist eigentlich nur aus dem Grunde, weil die Gescheitheit so groß geworden ist, daß die Menschen aus einer Schwäche ihres Gemütes heraus mit ihrer Gescheitheit nichts anzu- fangen wissen. Ich sage immer, wenn es von jemandem heißt, er wäre dumm: Da ist nichts anderes im Spiele, als daß der mit seiner Ge- scheitheit nichts anzufangen weiß. Ich habe schon vielen Verhand- lungen zugehört, wo über den einen oder andern Redner deshalb ge- lacht worden ist, weil man ihn für dumm hielt, manchmal aber er- schienen mir die, über die man am meisten lachte, wirklich als die Ge- scheitesten. Gescheitheit also haben die letzten Jahrhunderte den Menschen genug gebracht. Was sie aber heute brauchen, ist Wärme des Gemütes, und die kann die Anthroposophie geben. Wenn jemand Anthroposophie studiert und sagt, sie lasse ihn kalt, dann kommt er mir vor wie einer, der Holz in den Ofen legt und wieder Holz hinein- legt und dann sagt: Es wird ja ewig nicht warm. - Aber er sollte nur das Holz anzünden, dann wird es schon warm werden! Die Anthropo- sophie kann man vortragen, sie ist das gute Holz der Seele; aber an- zünden kann es jeder nur selber. Das ist das, was jeder in seinem Ge- müte finden muß: das Zündholz für die Anthroposophie. Wer die Anthroposophie kalt und nüchtern und intellektuell findet, dem fehlt nur die Möglichkeit, diese sehr brennende, sehr wärmende und das Gemüt durchseelende Anthroposophie anzuzünden, so daß sie ihn mit ihrem Feuer durchglühen kann. Und so wie man für das gewöhnliche Holz nur ein kleines Zündholz braucht, so braucht man auch für die Anthroposophie nur ein kleines Zündholz. Damit aber werden wir die Michael-Kraft im Menschen entzünden können.

GA 223 - Seite 121
Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten

Egoisten: Die anti- michaelische Kartoffel

Egoisten: Die anti- michaelische Kartoffel:

Michael ist ein schweigsamer Geist.

Michael ist ein schweigsamer Geist.
Michael ist ein in sich verschlossener Geist.



Die Rosenkreuzerei ist dadurch gekennzeichnet, daß ihre erleuchtetsten Geister eine starke Sehnsucht hatten, Michael zu begegnen. Sie konnten es nur wie im Traume. Seit dem Ende des letzten Drittels des 19- Jahrhunderts können die Menschen in bewußter Weise dem Geiste Michael begegnen. Aber Michael ist eben eine eigenartige Wesenheit. Michael ist eine Wesenheit, die eigentlich nichts offenbart, wenn man ihr nicht aus emsiger geistiger Arbeit von der Erde aus etwas entgegenbringt. Michael ist ein schweigsamer Geist. Michael ist ein in sich verschlossener Geist. Während andere der regierenden Erzengel vielredende Geister sind - im geistigen Sinne natürlich -, ist Michael ein durchaus verschlossener Geist, ein wenig redender Geist, der höchstens spärliche Direktiven gibt. Denn das, was man von Michael erfährt, ist eigentlich nicht das Wort, sondern -wenn ich mich so ausdrücken darf - der Blick, die Kraft des Blickes. Und das beruht darauf, daß eigentlich Michael sich am meisten zu tun macht mit demjenigen, was die Menschen aus dem Geistigen heraus schaffen. Er lebt in den Folgen des von den Menschen Geschaffenen. Die anderen Geister leben mehr mit den Ursachen, Michael lebt mehr mit den Folgen. Die anderen Geister impulsieren im Menschen dasjenige, was der Mensch tun soll. Michael wird der eigentlich geistige Held der Freiheit sein. Er läßt die Menschen tun, aber nimmt dann das, was aus Menschentaten wird, auf, um es weiter fortzutragen im Kosmos, um dasjenige, was Menschen damit noch nicht wirken können, weiterzuwirken im Kosmos. Man hat anderen Wesenheiten aus der Hierarchie der Archangeloi gegenüber das Gefühl: von ihnen kommen die Impulse, das oder jenes zu tun; im größeren oder geringeren Grade kommen von ihnen die Impulse. Aber Michael ist derjenige Geist, von dem zunächst nicht Impulse kommen, weil seine wirklich repräsentative Herrschaftsperiode diejenige ist, die jetzt kommt, wo die Dinge aus der menschlichen Freiheit kommen. Wenn aber der Mensch aus seiner Freiheit heraus, angeregt durch das Lesen des Astrallichtes, bewußt oder unbewußt dies oder jenes tut, so trägt Michael das, was menschliche Erdentat ist, in den Kosmos hinaus, daß es kosmische Tat wird. Er kümmert sich um die Folgen, andere Geister mehr um die Ursachen. Aber Michael ist nicht nur ein verschlossener, schweigsamer Geist, Michael kommt, indem er an den Menschen herantritt, mit einer deutlichen Abweisung von vielem an den Menschen heran, in dem der Mensch heute noch auf Erden lebt. So zum Beispiel alles das, was sich im Menschen- oder im Tierleben oder im Pflanzenleben an Erkenntnissen bildet, die auf die vererbten Eigenschaften gehen, die auf dasjenige gehen, was sich in der physischen Natur forterbt, das ist so, daß es einem vorkommt: Michael stößt es abweisend von sich. Er will damit zeigen, daß solche Erkenntnisse dem Menschen für die geistige Welt nichts fruchten können. Nur was der Mensch unabhängig von dem rein Vererbbaren in der Menschheit, in der Tierheit, in der Pflanzenheit findet, das läßt sich vor Michael hinauftragen. Und da bekommt man nicht die so vielsagende abweisende Handbewegung, sondern man bekommt den zustimmenden Blick, der einem sagt: Das ist gerecht gedacht vor der Lenkung des Kosmos. - Denn das ist dasjenige, was man immer mehr und mehr erstreben lernt: gewissermaßen zu sinnen, um durchzustoßen bis zum Astrallichte, zu schauen die Geheimnisse des Daseins und dann vor Michael hinzutreten und den zustimmenden Blick zu bekommen, der einem sagt: Das ist richtig, das ist gerecht vor der Lenkung des Kosmos. Und so ist es bei Michael, daß er eine strenge Abweisung für alles das hat, was auch zum Beispiel das Trennende der menschlichen Sprachen ist. Solange man seine Erkenntnisse in die Sprache nur einhüllt, sie nicht hinaufträgt in den Gedanken, so lange kommt man nicht in die Nähe des Michael. Daher besteht auch heute in der geistigen Welt im Grunde genommen ein vielbedeutsamer Kampf. Denn auf der einen Seite ist eben hereingetreten in die Menschheitsentwickelung der Michael-Impuls: er ist da; aber auf der anderen Seite ist innerhalb der Menschheitsentwickelung vieles, was diesen Michael-Impuls eben nicht aufnehmen will, was diesen Michael-Impuls zurückweisen will. Und zu dem, was diesen Michael-Impuls zurückweisen will, gehören zum Beispiel heute die Nationalitätsempfindungen. Sie loderten auf im 19. Jahrhundert, wurden stark im 20. Jahrhundert immer mehr und mehr. Nach dem Nationalitätsprinzip ist in der letzten Zeit viel, man kann nicht sagen, geordnet, sondern geunordnet worden. Es ist eben wirklich geunordnet worden. 

GA 233a - Seite 93ff

Gnosis & Christentum


Anthroposophie will durchaus keine Erneuerung dessen, was man als Gnosis bezeichnet, sein. Die Gnosis ist die letzte Phase der alten atavistischen Wissenschaft, während die Anthroposophie die erste Phase einer vollbewußten Wissenschaft darstellt. Es ist eine Verleumdung, wenn man beide zusammenwirft. Da ich das vorausgeschickt habe, darf ich doch sagen, daß jene Gnosis es zuerst war, welche versucht hat, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Und es war eine tiefe geistige Wissenschaft - wenn auch instinktiver, atavistischer Art —, welche dazumal versuchte, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Diese Gnosis, die dazumal ausgebreitet war, ist ja dann vollständig ausgerottet worden. Sie ist so vollständig ausgerottet worden, daß nur weniges in positiver Weise übrig geblieben ist, nur wenige Schriften, die noch dazu wenig besagen. Die allmählich ganz römisch gewordene Form des Christentums, die das Christentum durchsetzt hat mit den römischen Staatsbegriffen, hat dafür gesorgt, daß alles, was von der ersten Auffassung des durchgeistigten Christentums in der Gnosis vorhanden war, mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden ist. Und wenn heute die Theologen von der Gnosis sprechen, kennen sie sie nur von den Gegnern. 


GA 342 - Seite 191f

Götter-Speise

Götter-Speise


Die Liebe, die von den Menschen erzeugt wird, wird den Göttern Speise. Das ist viel wirklicher als etwa die Elek­trizität, so seltsam es zuerst erscheint. Die Liebe tritt zu­erst als Geschlechtsliebe auf und entwickelt sich hinauf bis zur höchsten geistigen Liebe. Aber alle Liebe, niedere und hohe, ist Götteratem. Nun kann man sagen: Wenn das alles so ist, kann es kein Böses geben. Aber Weisheit liegt der Welt zugrunde, Liebe entwickelt sich. Weisheit wird die Lenkerin der Liebe. So wie alle Weisheit aus Irrtum ge­boren wird, ringt sieh alle Liebe nur aus Kämpfen zur Höhe empor.

GA 55 - Seite 96

Nikotinwirkung

Nikotinwirkung

 
 
Bringe ich also Tabak in den menschlichen Organismus, so regt er zunächst die Blutzirkulation an. Das Blut wird lebhafter, zirkuliert lebhafter. Jetzt regt er aber nicht in demselben Maße die Atmung an. Die Atmungsstöße, die bleiben dieselben. Aber nun paßt der Blutkreislauf nicht mehr mit der Atmung zusammen. Wenn der Mensch Nikotin in seinen Körper hineinbringt, müßte er eine andere Blutzirkulation haben als er hat. Sagen wir also zum Beispiel, es wäre ein Mensch gerade auf den Durchschnitt abgestimmt - das gibt es zwar nicht, aber nehmen wir an, er wäre es: er sollte 18 Atemzüge und 72 Pulsschläge haben. Nun hat er dadurch, daß er Nikotin genießt, sagen wir, 76 Pulsschläge. Dadurch hat er kein richtiges Verhältnis zwischen den Pulsschlägen und den Atemzügen. Die Folge davon ist, daß, während sich mit jedem Pulsschlag eine bestimmte Menge Sauerstoff mit dem Blut verbinden sollte, das Blut nicht genügend Sauerstoff erhält. Die Folge der Nikotinvergiftung ist also, daß das Blut zu große Mengen Sauerstoff aufnehmen will, das heißt, daß das Blut zu viel Sauerstoff beansprucht. Die Atmung gibt nicht so viel Sauerstoff her. Daher kommt es, daß eine ganz geringe Atemnot eintritt. Natürlich ist die Atemnot so gering, daß sie im einzelnen nicht bemerkt wird, denn ich habe Ihnen schon gesagt, der menschliche Körper kann im ganzen viel aushalten. Aber dasjenige, was durch den Nikotingenuß hervorgerufen wird, das ist immer eine bestimmte, ganz kleine Atemnot. Diese ganz kleine Atemnot verursacht nämlich bei jedem Atemzug ein Angstgefühl. Jede Atemnot verursacht Angstgefühl. Wenn man nun Angst hat und man trägt diese Angst mit sich herum, dann beherrscht man sie eher, als diese furchtbar kleine Angst, die man da bekommt, die ganz unbewußt bleibt. Das sind ja gerade die Krankheitsursachen, daß so etwas wie Angst oder Furcht oder Schreck unbemerkt bleibt. Nun bleibt bei dem, der fortwährend raucht, fortwährend die Ursache da, daß er immer, ohne daß er es merkt, ganz ausgefüllt ist von einer gewissen Angst. Nun wissen Sie aber, wenn Sie Angst kriegen, daß dann Ihr Herz pumpert. Nun, das wird Sie zu der Erkenntnis führen, daß bei einem, der sich durch Nikotin fortwährend vergiftet, das Herz eigentlich fortwährend etwas zu schnell geht. Aber wenn es etwas zu schnell geht, dann wird es auch verdickt, geradeso wie mein Bizeps, mein Oberarmmuskel dick wird, wenn ich ihn fortwährend anstrenge. Das ist unter Umständen nicht so schlimm, wenn es nicht zu einem Reißen der inneren Gewebe kommt. Aber wenn einmal der Herzmuskel - das ist auch ein Muskel - durch seine Tätigkeit zu dick wird, dann drückt er überall auf die anderen Organe. Und die Folge davon ist in der Regel, daß dann vom Herzen aus wiederum die Blutzirkulation gestört wird. Die Blutzirkulation kann nicht vom Herzen eingeleitet werden, aber gestört werden kann sie, wenn das Blut ein verdicktes Herz findet. Wenn nun das Herz verdickt wird, dann ist die nächste Folge davon, daß nämlich die Nieren krank werden, weil durch das Zusammenstimmen wiederum von Herz- und Nierentätigkeit die ganze menschliche Leibesorganisation in Ordnung gehalten ist. Das Herz und die Nieren müssen immer zusammenstimmen. Es muß natürlich alles im Menschen zusammenstimmen, aber Herz und Niere sind in unmittel- barer Verbindung. Man merkt gleich, wenn im Herzen etwas nicht richtig ist, kommt die Niere auch nicht mehr in der richtigen Weise in Ordnung, und dann wird nicht mehr in der richtigen Weise abgesondert. Dann kommt Unrichtiges in die Urinabsonderung hinein, und die Folge davon ist, daß der Mensch ein viel zu schnelles Lebenstempo einschlägt und sich deshalb furchtbar rasch abnutzt. Und so wird derjenige, der eben für seine Leibesverhältnisse zu viel Nikotin in seinen Leib hineinkriegt, daran langsam zugrundegehen. Er geht eigentlich langsam zugrunde an allerlei inneren, das Herz beeinflussenden Angstzuständen. Nun kann man ja eigentlich gerade Angstzustände in ihrer Wirkung auf die seelischen Tätigkeiten sehr leicht beurteilen. Man wird bei denjenigen Leuten, die zu viel Nikotin in ihren Körper hineinbringen, eben merken, daß allmählich auch ihre Gedankenkraft beeinträchtigt wird. Die Gedankenkraft wird dadurch beeinträchtigt, daß der Mensch, wenn er durch irgend etwas in Angst herumgeht, ja nicht mehr ordentlich denken kann. So daß also bei solchen Menschen gewöhnlich die Nikotinvergiftung auch dadurch erkannt werden kann, daß man findet, ihre Gedanken kommen nicht mehr ganz in Ordnung. Sie urteilen gewöhnlich viel zu rasch. Sie steigern dann dieses viel zu rasche Urteilen manchmal bis zu Verfolgungswahngedanken. So also kann man sagen, daß tatsächlich der Nikotingenuß, wenn er als Genuß figuriert, die menschliche Gesundheit untergräbt.

Über Gesundheit und Krankheit - Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre
GA 348 - Seite 250-252 

Intellektuelle Hellsichtigkeit & Moral

Intellektuelle Hellsichtigkeit & Moral

Das esoterische Christentum

und die geistige Führung der Menschheit


GA 130 (1911/12)


Seite 45-46

Während in unserer Zeit, in der fünften Kulturepoche, unsere Intellektualität erhalten bleiben kann, auch wenn wir kein Gefallen haben an moralischem Handeln, wird das in der sechsten Kulturepoche ganz anders sein. In der sechsten Kulturepoche, also ungefähr vom dritten Jahrtausend an, wird das Unmoralische paralysierend auf die Intellektualität wirken. Wer intellektuell ist und dabei unmoralisch, wird seine Intellektualität auf einen Dämmerzustand herabsetzen mit der Entwickelung der Unmoralität. Und dieses wird immer bedeutsamer in der zukünftigen Evolution der Menschheit auftreten, so daß der Mensch, der nicht moralisch ist, keine Intellektualität erwerben wird, weil dieses nur durch moralische Handlungen möglich sein wird. Und in der siebenten nachatlantischen Kulturepoche wird es keine Menschen geben, die klug sein können und nicht moralisch. Es ist nun gut, wenn wir uns die Kräfte der Moralität bei den einzelnen Menschenseelen in den jetzigen Inkarnationen ein wenig vor die Augen führen. Warum kann denn der Mensch überhaupt in unserer Entwickelung unmoralisch werden? Diese Frage wollen wir aufwerfen. Das rührt davon her, daß der Mensch bei seinen aufeinanderfolgenden Inkarnationen immer mehr in die physische Welt heruntergestiegen ist und deshalb immer mehr Antriebe bloß zur physischen Sinneswelt hin erhalten hat.

Seite 88

Was in uns ist, kann uns in der Intellektualität eine Spanne weiter führen, beim Schritt des moralisch Besserwerdens müssen uns Götter zu Hilfe kommen. Deshalb versinken wir in Schlaf, damit wir untertauchen können in den göttlichen Willen, wo wir nicht dabei sind mit dem machtlosen Intellekt, und wo göttliche Kräfte das, was wir als moralische Grundsätze aufnehmen, umwandeln in die Kraft des Willens, wo sie hineinimpfen in unseren Willen dasjenige, was wir sonst nur in unsere Gedanken aufnehmen können.

Seite 148f

So ist denn der geistige Gesamtcharakter unseres Zeitalters die Intellektualitat, aber es ist ein Unterschied darin, wie sie sich äußert in der materialistisch denkenden Umwelt und in der Geisteswissenschaft. Der Mensch hängt durch seine Intellektualität mit dem astralen Plan zusammen, aber es ist ihm das nur bewußt - und er kann auch dann nur den rechten Gebrauch davon machen -, wenn er hellsichtig entwickelt sein wird. Das wird im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts bei einer immer mehr zunehmenden Anzahl von Menschen beginnen. Der Fortschritt liegt dann nur darin, daß die Menschen eine erhöhte Intellektualität nicht nur für sich entwickeln, sondern dieselbe auch hinauftragen in die astrale Welt. Durch ein solches intellektuelles Hellsichtigwerden kann und wird den in solchem Sinne vorgeschrittenen Menschen der ätherisch sichtbare Christus immer mehr und deutlicher im Verlaufe der nächsten drei Jahrtausende entgegentreten. In der verflossenen Zeit aber, in welcher der Mensch in vorwiegendem Maße mit dem physischen Plane verbunden war, konnte Christus nicht anders als physisch verkörpert erscheinen. Im gegenwärtigen Zeitalter der Intellektualität kann er nur in Äthergestalt erscheinen. Hierzu will die Geisteswissenschaft die Menschen so vorbereiten, daß sie die zum Schauen später in natürlicher Entwickelung langsam hervortretenden hellsichtigen Kräfte richtig erkennen und anwenden, so daß dann die kommende Hälfte unseres intellektuellen Zeitalters ohne Zweifel hellblickend den Christus in seiner Äthergestalt schauen wird.

Christus als Herr des Karma

Christus als Herr des Karma

 
GA 130 - Seite 165ff
 
 
Wenn der Mensch durchgegangen ist durch die Pforte des Todes und durchlebt hat jene Zeit, in welcher er Rückschau halten kann auf das bisherige Erdenleben, durchlebt hat die Zeit bis zu dem Punkt, da er den Ätherleib abgelegt hat, wenn der Mensch übergeht in die Kamaloka-Zeit, dann tritt er vor zwei Gestalten hin. Gewöhnlich wird nur eine von diesen erwähnt, aber wir können der Vollständigkeit halber sagen - und was ich jetzt erzähle, ist für jeden wahren Okkultisten eine reale Tatsache -: Es tritt der Mensch vor seiner Kamaloka- Zeit vor zwei Gestalten hin. Allerdings, was ich jetzt erzähle, gilt nur für die Menschen des Abendlandes und für alle diejenigen Menschen, welche mit der Kultur dieses Abendlandes in den letzten Jahrtausenden einen Zusammenhang gehabt haben. Da tritt der Mensch nach seinem Tode zwei Gestalten gegenüber: Moses ist die eine - der Mensch weiß ganz genau, daß er Moses gegenübertritt -, der ihm vorhält die Gesetzestafeln, im Mittelalter nannte man es « Moses mit dem scharfen Gesetz », und der Mensch hat ganz genau in seiner Seele das Bewußtsein, inwiefern er bis in das Innerste seiner Seele abgewichen ist von dem Gesetz. Die andere Gestalt ist diejenige, die man nennt «den Cherub mit dem feurigen Schwert», der da entscheidet über diese Abweichung. Das ist ein Erlebnis, das der Mensch hat nach dem Tode, so daß wir in unserem geisteswissenschaftlichen Sinne sagen können: Das was da dem Menschen entgegentritt durch diese zwei Gestalten, durch Moses mit dem scharfen Gesetz und durch den Cherub mit dem feurigen Schwert, es stellt gewissermaßen das karmische Konto fest. Diese Tatsache geht in unserer Zeit einer Änderung entgegen. Und das ist eine bedeutsame Änderung. Man kann diese Änderung dadurch ausdrücken, daß man sagt: Es wird in unserem Zeitalter der Christus der Herr des Karma für alle diejenigen Menschen, die das eben Besprochene nach ihrem Tode durchgemacht haben. Es tritt der Christus sein Richteramt an. Stellen wir uns diese Tatsache genauer vor! Wir wissen ja alle aus der geisteswissenschaftlichen Weltanschauung, daß wir ein karmisches Lebenskonto haben, daß wir für gewisse Taten, die auf der einen Seite unseres karmischen Kontobuches stehen, für alle gescheiten Taten, für alle schönen Taten, für alle guten Taten einen gewissen karmischen Ausgleich zu erfahren haben, aber auch für alle bösen, häßlichen, unwahren Taten und Gedanken. Es kommt nun auf der einen Seite darauf an, daß der Mensch im weiteren Verlaufe seines Erdenlebens für sich selber dieses karmische Konto auslebt, aber es kommt auch darauf an, daß der Mensch dasjenige, was er ausleben kann dadurch, daß er gute Taten, schöne Taten auf seinem karmischen Konto hat, oder was er ausleben muß, weil er böse Taten hat, in den verschiedensten Taten ausleben kann. Es ist nicht eindeutig bestimmt, wie wir, sagen wir, den Ausgleich durch diese oder jene Tat in unserem künftigen Leben rinden. Nehmen wir an, irgendein Mensch hätte dieses oder jenes Böse getan, so muß er ein Gutes tun, welches ausgleicht das Böse. Aber dieses Gute, das kann er in zweifacher Weise tun, so daß es vielleicht für ihn die gleiche Anstrengung bedeutet, wenn es nur wenig Menschen zugute kommt oder so, daß es für ihn die gleiche Anstrengung bedeutet, wenn es vielen Menschen zum Heile gereicht. Daß unser karmisches Konto in der Zukunft so ausgeglichen wird, das heißt in eine solche Weltordnung hineingestellt wird gegen die Zukunft, wenn wir den Weg zum Christus gefunden, daß die Art unseres karmischen Ausgleiches das größtmöglichste Menschenheil für den Rest der Erdenentwickelung hervorrufe, das wird die Sorge sein dessen, der von unserer Zeit an der Herr des Karma wird, es wird die Sorge Christi sein. Mit dieser Übertragung des Richteramtes über die menschlichen Taten an den Christus ist aber verknüpft, daß dieser Christus auch unmittelbar eingreift in die menschlichen Geschicke. Nicht in einem physischen Leib, aber deshalb doch für diejenigen Menschen, die sich immer mehr und mehr die Fähigkeit erwerben werden, daß sie wahrnehmen können diesen Christus, für die wird der Christus eingreifen in die Geschicke der Erdenmenschheit. Da werden zum Beispiel Menschen sein, welche dieses oder jenes getan haben werden, irgendeine Tat vollbracht haben werden. Dann werden diese Menschen den Drang verspüren - und immer mehr und mehr wird es solche Menschen geben in den nächsten drei Jahrtausenden von unserem zwanzigsten Jahrhundert an -, etwas zurückzutreten von ihrer Tat, Denn etwas wie ein merkwürdiges Traumbild wird ihnen aufsteigen. In diesem Traumbild werden sie wie traumhaft etwas sehen, was so aussieht, wie wenn es ihre eigene Tat wäre, aber doch werden sie sich nicht erinnern können, jemals getan zu haben, was in diesem Bilde auftritt. Diejenigen aber, die sich nicht vorbereitet haben dafür, daß so etwas kommen wird in der Menschheitsentwickelung, die werden das nur als Ausbund einer wüsten Phantasie oder kranken Seele betrachten können. Jene aber, welche sich durch die neue Offenbarung, welche in die Menschheit kommt in unserer Zeit durch die Geisteswissenschaft, durch diese dritte Offenbarung des letzten Menschheitszyklus, genügend vorbereitet haben, werden wissen, daß dies heranwachsende neue Fähigkeiten der Menschen sind, solche Fähigkeiten, welche hineinschauen können in die geistige Welt. Und sie werden wissen, daß das Bild, das vor ihre Seele tritt, eine Vorherverkündigung jener karmischen Tat ist, welche eintreten muß einmal in der Zukunft, sei es in diesem Leben, sei es namentlich in den nächsten Erdenleben, um einen Ausgleich für das zu schaffen, was wir begangen haben. Kurz, die Menschen werden nach und nach die Fähigkeit erringen, den karmischen Ausgleich, die ausgleichende Tat, die in der Zukunft geschehen muß, zu schauen wie im Traumbilde. An dieser Tatsache können wir schon sehen, wie auch in unserer Zeit gesagt werden darf, ähnlich wie der Täufer Johannes am Jordan gesagt hat: Ändert die Seelenverfassung, denn neue Zeiten kommen, in denen neue Fähigkeiten der Menschen erwachen. Aber was so gesagt ist über eine Art Wahrnehmung des Karma, das tritt noch dadurch in der kommenden Menschheit hervor, daß einem in solchem Schauen direkt entgegentritt da oder dort die ätherische Christus-Gestalt, der wirkliche Christus, wie er auf dem astralischen Plane lebt, wie er zwar nicht im physischen Leibe sich verkörpert, wie er aber auf der Erde auftritt, sichtbar für die neu erwachten Fähigkeiten der Menschen als Ratgeber, als Beschützer der Menschen, die Rat oder Hilfe oder Trost brauchen in der Einsamkeit ihres Lebens. Da werden die Zeiten kommen, wo die Menschen, sagen wir, sich durch das oder jenes betrübt und elend fühlen werden. Die Zeiten werden immer mehr und mehr solche werden, wo weniger Bedeutung und Wert haben wird das, was Hilfe des einen Menschen für den anderen ist, weil die Individualitätskraft, das individuelle Leben des Menschen immer mehr und mehr zunimmt, wo immer weniger wird, wie das in alten Zeiten unmittelbar der Fall war, daß der eine Mensch in die Seele des anderen helfend hineinwirken könne. Dafür aber wird der große Ratgeber als Äthergestalt da und dort erscheinen. Der beste Rat, der uns für die Zukunft gegeben werden kann, ist der, unsere Seele zu stärken und zu kräftigen, damit wir immer mehr und mehr erkennen, je mehr wir der Zukunft entgegenwachsen, sei es schon in dieser Inkarnation - was für die Jugend der Gegenwart der Fall ganz gewiß ist -, sei es für die nächste Inkarnation, daß neu erwachte Fähigkeiten der Menschen den großen Ratgeber, der zugleich der Richter des Karma für die kommende Menschheit wird, den Christus in seiner neuen Gestalt erkennen lernen. Für die Menschen, die sich schon jetzt vorbereiten auf dieses Christus-Ereignis des zwanzigsten Jahrhunderts, wird es keinen Unterschied machen, ob sie dann, wenn dieses Christus-Ereignis in umfassendem Maße eintritt, in einem physischen Leibe verkörpert sind oder durch die Pforte des Todes gegangen sind. Denn auch diejenigen, die durch die Pforte des Todes gegangen sind, wenn sie sich hier auf das Christus-Ereignis vorbereitet haben, werden nach dem Tode das richtige Verständnis und Verhältnis erhalten können für das und zu dem Christus-Ereignis, nicht aber die jenigen, welche achtlos an der dritten großen Verkündigung für die Menschheit, an der Geisteswissenschaft vorübergegangen sind. Denn die Vorbereitung für das Christus- Ereignis muß hier im physischen Leibe gewonnen werden. Diejenigen, welche durch die Pforte des Todes gehen, ohne die Blicke hingewendet zu haben zur Geisteswissenschaft in der gegenwärtigen Inkarnation, werden abwarten müssen die nächste Inkarnation, bis sie in der richtigen Weise Verständnis werden gewinnen können für das Christuscopyright Ereignis. In der Tat, wer niemals von diesem Christus-Ereignis gehört hat auf dem physischen Plan, kann auch das Verständnis nicht gewinnen zwischen Tod und neuer Geburt, der muß dann warten, bis er wiederum auf dem physischen Plan dazu vorbereitet wird. So also steht die Menschenwesenheit, gleichgültig wann sie für die jetzt bestehende Inkarnation stirbt, vor dem großen angedeuteten Ereignis, vor dem Übergang des Christus zu seinem Richteramt, vor der Möglichkeit, daß der Christus im ätherischen Leibe vom astralischen Plane herunter in die Menschheitsentwickelung unmittelbar eingreift, sichtbar wird unter den Menschen, da und dort auftritt. Das ist das Eigentümliche der Menschheitsentwickelung aber, daß alte, nicht so sehr mit der geistigen Entwickelung zusammenhängende Eigenschaften der Menschen immer mehr und mehr ihre Bedeutung verlieren. Wenn wir die Menschheitsentwickelung seit der atlantischen Katastrophe überblicken, so können wir sagen: Von den großen Unterschieden, die sich in der atlantischen Zeit vorbereitet haben, haben sich hereingelebt in die gegenwärtigen Menschen die Unterschiede, die wir als Rassenunterschiede bezeichnen, und wir können in einem gewissen Sinne noch sprechen von einer altindischen Rasse, von einer urpersischen Rasse, von einer ägyptischen Rasse, von einer griechisch-lateinischen Rasse, selbst noch in unserer Zeit können wir von einer Art fünften Rasse sprechen. Aber jetzt schon hört der RassenbegrirTauf, in bezug auf die Entwickelung der Menschheit einen rechten Sinn zu haben. Nicht wird es so sein, wie es zum Beispiel in früheren Zeiten war, daß für das, was als sechster Kulturzeitraum auf den unserigen folgt, von irgendeinem räumlichen Zentrum aus die Verbreitung dieser Kultur im wesentlichen geschieht, sondern, was wichtig ist, das ist, daß Theosophie sich verbreitet unter der Menschheit, daß sie - wie man bei ihrem Ursprünge sagte, als man noch mehr ein dunkles Bewußtsein von dem gehabt hat, was als theosophische Bewegung notwendig ist - eine Lehre sein muß ohne Unterschied von Rasse, Nation und Geschlecht. Aus allen Rassen heraus werden diejenigen, die durch die Geisteswissenschaft gegangen sind, für die sechste Kulturepoche kommen und über die Erde hin eine neue Kulturepoche begründen, welche nicht mehr auf einen Rassenbegriff gegründet ist, gegenüber welcher der Rassenbegriff nicht mehr seine Bedeutung hat. Kurz, das, was in der Welt der Maja, der äußeren Räumlichkeit, eine Bedeutung hat, schwindet dahin. Das müssen wir allmählich verstehen lernen, indem wir uns weiter entwickeln mit der geisteswissenschaftlichen Bewegung.

Der Liebeleib

Der Liebeleib


Glaube, Liebe Hoffnung  

Und so wie wir eingebettet sind in einen Glaubensleib, den wir auch von anderen Gesichtspunkten aus den Astralleib nennen, so sind wir eingebettet in einen Liebeleib, den wir von anderen Gesichtspunkten aus in der Geisteswissenschaft benennen gelernt haben den ätherischen oder Lebensleib. Denn die Kräfte, die zunächst aus den Tiefen unseres Wesens heraufwirken zu uns aus unserem Ätherleib, sind die Kräfte, die sich dadurch ausdrücken, daß der Mensch lieben kann, lieben auf allen Stufen seines Daseins. Wenn der Mensch ganz und gar die Liebekraft aus seinem Wesen entfernen könnte - das kann selbst nämlich der egoistischste Mensch nicht, denn es gehört, Gott sei Dank, zu dem, was der Mensch egoistisch erstreben kann, auch das, daß er etwas lieben kann; sagen wir, um ein naheliegendes Beispiel zu gebrauchen, wenn derjenige, der nichts anderes mehr lieben kann, oftmals noch anfängt, wenn er recht geizig wird, das Geld zu lieben und sich so eine wohltätige Liebekraft doch wenigstens noch ersetzt durch eine aus dem gründlichen Egoismus herauskommende Liebekraft - so würde diese Hülle, weiche von den Liebekräften unterhalten wird, wenn gar nichts von Liebe in dem Menschen wäre, ganz zusammenschrumpfen und der Mensch würde tatsächlich an Liebeleerheit sterben müssen. Wirklich physisch sterben würde der Mensch an Liebeleerheit. Das Zusammenschrumpfen der Liebekräfte ist dasselbe, was wir nennen können das Zusammenschrumpfen der Kräfte des Ätherleibes, denn der Ätherleib ist zugleich der Liebeleib. So haben wir im Mittelpunkte des menschlichen Wesens des Menschen zentralen Wesenskern, das Ich. Umgeben haben wir dieses Ich von seiner nächsten Hülle, dem Glaubensleib, und den Glaubensleib wiederum umgeben von dem Liebeleib. Wenn wir weitergehen, so kommen wir noch zu einer Klasse von Kräften, die wir im Leben brauchen. Wenn wir diese Kräfte nicht haben können, gar nicht haben können, dann, ja dann drückt sich das in unserer äußeren Menschlichkeit in sehr bedeutsamer Weise aus. Das was wir im Leben brauchen als im eminentesten Sinne belebende Kräfte, das sind die Kräfte der Hoffnung, der Zuversicht für das Zukünftige. Der Mensch kann ohne die Hoffnung überhaupt nicht einen Schritt im Dasein machen, insoweit es der physischen Welt angehört. Der Mensch hat allerdings manchmal sonderbare Ausreden, wenn er zum Beispiel nicht einsehen will, daß es in gewisser Beziehung für den Menschen notwendig ist zu wissen, was sich zuträgt zwischen Tod und Geburt. Er sagt: Was brauchen wir denn das zu wissen, wir wissen ja nicht einmal, was mit uns am nächsten Morgen los ist, was sollen wir uns erst Kenntnisse aneignen über das, was zwischen Tod und Geburt sich zuträgt? Kennen wir wirklich nicht den nächsten Tag? Wir kennen etwas nicht in bezug auf den nächsten Tag, was für die Einzelheiten unseres übersinnlichen Lebens bedeutsam ist. Gröber ausgesprochen: wir wissen vielleicht nicht, ob wir noch physisch am Leben sind. Aber eines wissen wir: Sofern wir physisch am Leben sind, wird am nächsten Tage geradeso Morgen, Mittag und Abend sein wie heute. Und wenn wir heute als Tischler einen Tisch gemacht haben, so wird er am nächsten Tage da sein, und wenn wir heute Stiefel gemacht haben, so wird sie jemand am nächsten Tag anziehen können, und wenn wir Samen gelegt haben, so wissen wir, daß sie im nächsten Jahre aufgehen werden. Wir wissen just das, was wir zu wissen brauchen von der Zukunft, Wenn das nicht so wäre, daß sich in rhythmischer Weise, in einer vorher zu erhoffenden Weise die Ereignisse der Zukunft zutrügen, so wäre das Leben in der physischen Welt unmöglich. Würde jemand heute einen Tisch machen, wenn er nicht sicher sein könnte, daß er über Nacht nicht zerstört würde, würde er Samen pflanzen, wenn er keine Ahnung hätte, was das nächste Jahr daraus wird? Gerade für das physische Leben brauchen wir die Hoffnung, denn es hält die Hoffnung alles physische Leben zusammen und aufrecht. Nichts kann geschehen auf dem äußeren physischen Plan ohne die Hoffnung. Daher hängen auch die Hoffnungskräfte mit der letzten Hülle unseres menschlichen Wesens zusammen, mit unserem physischen Leib. Was die Glaubenskräfte für den Astralleib, die Liebekräfte für den Ätherleib sind, das sind die Hoffnungskräfte für den physischen Leib. Daher ein Mensch, der nicht hoffen könnte, ein Mensch, der verzweifeln müßte an demjenigen, was er voraussetzen muß für die Zukunft, er würde so durch die Welt gehen, daß das an seinem physischen Leibe wohl bemerkbar ist. Nichts so sehr als die Hoffnungslosigkeit drückt sich aus in den groben Furchen, in den ertötenden Kräften unseres physischen Leibes. Wir können sagen: Unser zentraler Wesenskern ist umhüllt von dem Glaubens- oder Astralleib, von dem Liebe- oder Ätherleib und von dem Hoffnungsleib, dem physischen Leib. Und erst dann fassen wir den physischen Leib in seiner richtigen Bedeutung, wenn wir das ins Auge fassen, was er ist: daß er in Wahrheit nicht äußere physische Anziehungsoder Abstoßungskräfte hat - das ist materialistische Anschauung -, sondern das, was wir in unseren Begriffen kennen als Hoffnungskräfte. Das ist in Wahrheit das, was in unserem physischen Leibe ist. Die Hoffnung baut unseren physischen Leib auf, nicht Anziehungsund Abstoßungskräfte. Gerade in dieser Beziehung können wir einsehen, daß uns die neue Offenbarung, die geisteswissenschaftliche Offenbarung das Richtige gibt. Was gibt uns diese Geisteswissenschaft? Sie gibt uns dadurch, daß sie uns bekannt macht mit dem allumfassenden Karmagesetz, mit dem Gesetze der wiederholten Erdenleben, das, was in geistiger Beziehung uns ebenso mit der Hoffnung durchdringt, wie uns das Bewußtsein, daß morgen die Sonne aufgehen wird, daß die Samen als Pflanzen wachsen werden, für den physischen Plan mit der Hoffnung ausstattet. Sie zeigt uns, daß das, was von uns auch noch im physischen Plan gesehen werden kann als das Untergehende, als das Pulverisiert- Werdende, wenn wir durch die Pforte des Todes gehen, daß dieser physische Leib von den Kräften, die uns als Hoffnungskräfte durchdringen, wenn wir Karma verstehen, wieder aufgebaut wird in einem neuen Leben. Mit den stärksten Hoffnungskräften stattet die Geisteswissenschaft die Menschheit aus.
 
GA 130 - Seite 174 -
Dezember 1911
 

Chisti Wiedererscheinen im Ätherischen

Chisti Wiedererscheinen im Ätherischen


Die Menschen haben früher nicht nur wahrgenommen und gedacht mit ihrem physischen Leibe, sondern sie haben wahrgenommen und gedacht mit ihrem Ätherleibe. Das im Ätherleib Wahrgenommene wurde im astralischen Leibe als Astrologie bewußt. Heute (dagegen), in der Astronomie (und Astrologie), wird alles errechnet. Jetzt muß der Ätherleib wieder belebt werden, und das hängt zusammen mit dem ätherischen Wiedererscheinen des Christus. Indem die Ätherleiber wieder belebt werden, schauen sie den Christus.



GA 254 - Seite 109

Sonnenlicht - Christus

Sonnenlicht - Christus


Und machen Sie sich klar, was für eine Bedeutung das Sonnenlicht für den Menschen hat, wie der Mensch physisch ohne das Sonnenlicht nicht leben kann, wie das Licht überall uns umgibt, dann werden Sie auch verstehen können, wenn ich Ihnen sage, daß in jenen älteren Zeiten, von denen ich heute gesprochen habe, der Mensch sich durchaus als Licht im Lichte fühlte. Er fühlte sich zum Licht hinzuge- hörig. Er sagte nicht «Ich bin», er nahm die Sonnenstrahlen wahr, die auf die Erde fielen, und er unterschied sich nicht von den Sonnen- strahlen. Wo er das Licht wahrnahm, nahm er auch sich wahr, denn da drinnen fühlte er sich. Wenn das Licht ankam, fühlte er sich auf den Wogen des Lichtes, auf den Wogen des Sonnenhaften, der Sonne. Mit dem Christus wurde das in seinem eigenen Inneren wirksam. Es ist die Sonne, die in das eigene Innere einzieht und in dem eigenen Inneren wirksam wird.

 GA 211 - Seite 60

Freiheit

Freiheit


Der Mensch, der frei wird,
weil er seine Abhängigkeiten annehmen kann...

Selbsterkenntnis

Selbsterkenntnis


Der Mensch wird, je weiter wir der Zukunft entgegen­schreiten, immer selbständiger, immer individueller werden wollen. Der Glaube an äußere Autoritäten wird immer mehr und mehr ersetzt werden durch die Autorität der eigenen Seele. Das ist ein notwendiger Gang der Entwickelung. Damit aber dieser Gang von Heil und Segen werden kann, muß der Mensch seine eigene Wesenheit erkennen.


Rudolf Steiner - GA 124 - Seite 151

Egoisten: Albert Steffen und Rainer Maria Rilke

Egoisten: Albert Steffen und Rainer Maria Rilke: Attitüden eines anthroposophischen Moralisten Priesterliche Unnahbarkeit Er war eine der großen Persönlichkeiten der anthroposophisch...

Sphärenklänge

Sphärenklänge

Im Physischen nehmen wir die Wirklichkeit durch die fünf Sinne wahr. Denken wir uns aus dem physischen Körper gehoben, ohne die fünf Sinne, den Weltenraum ganz dunkel, dann leuchten unsere Seelen. Denken wir uns, die Gefühle (gingen) von uns weg, dann haben wir auch die astrale Welt hinter uns gelassen, und wir klingen in der geistigen Welt in einem Tone voll und unbehindert nach allen Seiten aus. Im Physischen sind wir durch unser Karma, unseren Charakter, unsere Verhältnisse behindert. Im Geistigen können wir uns nicht anders geben, als wir sind, wir klingen, wie wir sind. Die geistige Welt klingt in Sphären[tönen]. Jeder von uns hat in der geistigen Welt einen Namen, den wir im Laufe der Entwicklung erfahren werden, es ist nicht unser irdischer Name. Durch Intuition offenbart sich uns die geistige Welt.

Anthroposophie hineingießen...

Anthroposophie hineingießen




Auch wer noch so eifrig Anthroposophisches liest, der sollte ein freudiges, gehobenes Gefühl haben können, in eine Zusammenkunft von Anthroposophen zu gehen, weil er sich auf die Menschen freut, die er da findet. Er sollte sich auch dann freuen können, wenn er voraussetzen muß, daß er nichts anderes hört, als was er längst schon in sich aufgenommen hat. Findet man in einer anthroposophischen Gruppe ein neu eingetretenes Mitglied, so sollte man es als altes Mitglied nicht bei «der Befriedigung bewenden lassen, daß die Anthroposophie wieder einen neuen «Anhänger» gewonnen habe. Man sollte nicht bloß den Gedanken haben: jetzt ist wieder einer da, in den man Anthroposophie hineingießen kann; sondern man sollte eine Empfindung für das Menschliche haben, das mit dem neuen Mitgliede in die anthroposophische Gruppe hereinkommt. In der Anthroposophie kommt es auf die Wahrheiten an, die durch sie offenbar werden können; in der Anthroposophischen Gesellschaft kommt es auf das Leben an, das in ihr gepflegt wird. Es wäre von größtem Übel, wenn in berechtigter Art die Meinung aufkommen könnte: Anthroposophie mag noch so wertvoll sein, wenn ich aber Menschen näherkommen will, dann gehe ich lieber anderswo hin, als wo Anthroposophen in Selbstzufriedenheit fanatisch mir nur ihre theoretischen Gedanken an den Kopf werfen wollen und sagen: wenn du nicht denkst wie ich, so bist du höchstens ein halber Mensch. Viel aber kann zum berechtigten Aufkommen einer solchen Meinung beitragen: auf der einen Seite das kalte, nüchterne Belehren wollen, in das man leicht verfällt, wenn man die Wahrheit der Anthroposophie eingesehen hat. Auf der andern Seite aber steht das Esoterik-Spielen, das manchen neu Eintretenden so stark abstößt, wenn er an die anthroposophischen Zusammenkünfte herantritt. Ein solcher findet Menschen, die geheimnisvoll damit tun, daß sie vieles wissen, was man denen, die «dazu noch nicht reif sind, nicht sagen kann». Aber über der ganzen Rederei schwebt etwas Spielerisches. Esoterisches verträgt eben nur Lebensernst, nicht die eitle Befriedigung, die man an dem Beschwätzen hoher Wahrheiten haben kann. Deshalb muß noch lange nicht die Sentimentalität, die sich vor der Freude und der Begeisterung fürchtet, das Lebenselement im Zusammenleben der Anthroposophen sein. Aber das spielerische Sich-Zurückziehen vor dem «profanen Leben», um «wahre Esoterik» zu treiben, das verträgt die Anthroposophische Gesellschaft nicht. Das Leben enthält an allen Orten viel mehr Esoterisches, als sich oft diejenigen träumen lassen, die da sagen: da oder dort kann man nicht Esoterik treiben; man muß das in diesem oder jenem abgesonderten Zirkel tun. Gewiß sind solche Zirkel oft notwendig. Aber sie können spielerisches Wesen nicht vertragen.

GA 260a - Seite 45