Intellektuelle Hellsichtigkeit & Moral
Das esoterische Christentum
und die geistige Führung der Menschheit
GA 130 (1911/12)
Seite 45-46
Während in unserer Zeit, in der fünften Kulturepoche, unsere Intellektualität
erhalten bleiben kann, auch wenn wir kein Gefallen haben an moralischem Handeln,
wird das in der sechsten Kulturepoche ganz anders sein. In der sechsten Kulturepoche, also ungefähr
vom dritten Jahrtausend an, wird das Unmoralische paralysierend auf
die Intellektualität wirken. Wer intellektuell ist und dabei unmoralisch,
wird seine Intellektualität auf einen Dämmerzustand herabsetzen mit
der Entwickelung der Unmoralität. Und dieses wird immer bedeutsamer
in der zukünftigen Evolution der Menschheit auftreten, so daß
der Mensch, der nicht moralisch ist, keine Intellektualität erwerben
wird, weil dieses nur durch moralische Handlungen möglich sein wird.
Und in der siebenten nachatlantischen Kulturepoche wird es keine
Menschen geben, die klug sein können und nicht moralisch. Es ist
nun gut, wenn wir uns die Kräfte der Moralität bei den einzelnen
Menschenseelen in den jetzigen Inkarnationen ein wenig vor die
Augen führen. Warum kann denn der Mensch überhaupt in unserer
Entwickelung unmoralisch werden? Diese Frage wollen wir aufwerfen.
Das rührt davon her, daß der Mensch bei seinen aufeinanderfolgenden
Inkarnationen immer mehr in die physische Welt heruntergestiegen
ist und deshalb immer mehr Antriebe bloß zur physischen
Sinneswelt hin erhalten hat.
Seite 88
Was in uns ist, kann uns in der Intellektualität eine Spanne weiter
führen, beim Schritt des moralisch Besserwerdens müssen uns Götter
zu Hilfe kommen. Deshalb versinken wir in Schlaf, damit wir untertauchen
können in den göttlichen Willen, wo wir nicht dabei sind mit
dem machtlosen Intellekt, und wo göttliche Kräfte das, was wir als
moralische Grundsätze aufnehmen, umwandeln in die Kraft des Willens,
wo sie hineinimpfen in unseren Willen dasjenige, was wir sonst
nur in unsere Gedanken aufnehmen können.
Seite 148f
So ist denn der geistige Gesamtcharakter unseres Zeitalters die
Intellektualitat, aber es ist ein Unterschied darin, wie sie sich äußert
in der materialistisch denkenden Umwelt und in der Geisteswissenschaft.
Der Mensch hängt durch seine Intellektualität mit dem astralen
Plan zusammen, aber es ist ihm das nur bewußt - und er kann auch
dann nur den rechten Gebrauch davon machen -, wenn er hellsichtig
entwickelt sein wird. Das wird im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts
bei einer immer mehr zunehmenden Anzahl von Menschen beginnen.
Der Fortschritt liegt dann nur darin, daß die Menschen eine erhöhte
Intellektualität nicht nur für sich entwickeln, sondern dieselbe auch
hinauftragen in die astrale Welt. Durch ein solches intellektuelles Hellsichtigwerden
kann und wird den in solchem Sinne vorgeschrittenen
Menschen der ätherisch sichtbare Christus immer mehr und deutlicher
im Verlaufe der nächsten drei Jahrtausende entgegentreten. In der verflossenen
Zeit aber, in welcher der Mensch in vorwiegendem Maße
mit dem physischen Plane verbunden war, konnte Christus nicht
anders als physisch verkörpert erscheinen. Im gegenwärtigen Zeitalter
der Intellektualität kann er nur in Äthergestalt erscheinen. Hierzu will
die Geisteswissenschaft die Menschen so vorbereiten, daß sie die zum
Schauen später in natürlicher Entwickelung langsam hervortretenden
hellsichtigen Kräfte richtig erkennen und anwenden, so daß dann die
kommende Hälfte unseres intellektuellen Zeitalters ohne Zweifel hellblickend
den Christus in seiner Äthergestalt schauen wird.