Gescheitheit

Gescheitheit und michaelische Kräfte


Gescheitheit haben die letzten Jahrhunderte reichlich über die Menschen gebracht; im Denken sind die Menschen so weit fortgeschritten, daß sie schon gar nicht mehr wissen, wie gescheit sie sind. Das ist schon so. Gewiß glaubt mancher, die Menschen wären dumm in der Gegenwart. Es mag zwar zugegeben werden, daß es auch Dumme gibt, aber dies ist eigentlich nur aus dem Grunde, weil die Gescheitheit so groß geworden ist, daß die Menschen aus einer Schwäche ihres Gemütes heraus mit ihrer Gescheitheit nichts anzu- fangen wissen. Ich sage immer, wenn es von jemandem heißt, er wäre dumm: Da ist nichts anderes im Spiele, als daß der mit seiner Ge- scheitheit nichts anzufangen weiß. Ich habe schon vielen Verhand- lungen zugehört, wo über den einen oder andern Redner deshalb ge- lacht worden ist, weil man ihn für dumm hielt, manchmal aber er- schienen mir die, über die man am meisten lachte, wirklich als die Ge- scheitesten. Gescheitheit also haben die letzten Jahrhunderte den Menschen genug gebracht. Was sie aber heute brauchen, ist Wärme des Gemütes, und die kann die Anthroposophie geben. Wenn jemand Anthroposophie studiert und sagt, sie lasse ihn kalt, dann kommt er mir vor wie einer, der Holz in den Ofen legt und wieder Holz hinein- legt und dann sagt: Es wird ja ewig nicht warm. - Aber er sollte nur das Holz anzünden, dann wird es schon warm werden! Die Anthropo- sophie kann man vortragen, sie ist das gute Holz der Seele; aber an- zünden kann es jeder nur selber. Das ist das, was jeder in seinem Ge- müte finden muß: das Zündholz für die Anthroposophie. Wer die Anthroposophie kalt und nüchtern und intellektuell findet, dem fehlt nur die Möglichkeit, diese sehr brennende, sehr wärmende und das Gemüt durchseelende Anthroposophie anzuzünden, so daß sie ihn mit ihrem Feuer durchglühen kann. Und so wie man für das gewöhnliche Holz nur ein kleines Zündholz braucht, so braucht man auch für die Anthroposophie nur ein kleines Zündholz. Damit aber werden wir die Michael-Kraft im Menschen entzünden können.

GA 223 - Seite 121
Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten

Egoisten: Die anti- michaelische Kartoffel

Egoisten: Die anti- michaelische Kartoffel:

Michael ist ein schweigsamer Geist.

Michael ist ein schweigsamer Geist.
Michael ist ein in sich verschlossener Geist.



Die Rosenkreuzerei ist dadurch gekennzeichnet, daß ihre erleuchtetsten Geister eine starke Sehnsucht hatten, Michael zu begegnen. Sie konnten es nur wie im Traume. Seit dem Ende des letzten Drittels des 19- Jahrhunderts können die Menschen in bewußter Weise dem Geiste Michael begegnen. Aber Michael ist eben eine eigenartige Wesenheit. Michael ist eine Wesenheit, die eigentlich nichts offenbart, wenn man ihr nicht aus emsiger geistiger Arbeit von der Erde aus etwas entgegenbringt. Michael ist ein schweigsamer Geist. Michael ist ein in sich verschlossener Geist. Während andere der regierenden Erzengel vielredende Geister sind - im geistigen Sinne natürlich -, ist Michael ein durchaus verschlossener Geist, ein wenig redender Geist, der höchstens spärliche Direktiven gibt. Denn das, was man von Michael erfährt, ist eigentlich nicht das Wort, sondern -wenn ich mich so ausdrücken darf - der Blick, die Kraft des Blickes. Und das beruht darauf, daß eigentlich Michael sich am meisten zu tun macht mit demjenigen, was die Menschen aus dem Geistigen heraus schaffen. Er lebt in den Folgen des von den Menschen Geschaffenen. Die anderen Geister leben mehr mit den Ursachen, Michael lebt mehr mit den Folgen. Die anderen Geister impulsieren im Menschen dasjenige, was der Mensch tun soll. Michael wird der eigentlich geistige Held der Freiheit sein. Er läßt die Menschen tun, aber nimmt dann das, was aus Menschentaten wird, auf, um es weiter fortzutragen im Kosmos, um dasjenige, was Menschen damit noch nicht wirken können, weiterzuwirken im Kosmos. Man hat anderen Wesenheiten aus der Hierarchie der Archangeloi gegenüber das Gefühl: von ihnen kommen die Impulse, das oder jenes zu tun; im größeren oder geringeren Grade kommen von ihnen die Impulse. Aber Michael ist derjenige Geist, von dem zunächst nicht Impulse kommen, weil seine wirklich repräsentative Herrschaftsperiode diejenige ist, die jetzt kommt, wo die Dinge aus der menschlichen Freiheit kommen. Wenn aber der Mensch aus seiner Freiheit heraus, angeregt durch das Lesen des Astrallichtes, bewußt oder unbewußt dies oder jenes tut, so trägt Michael das, was menschliche Erdentat ist, in den Kosmos hinaus, daß es kosmische Tat wird. Er kümmert sich um die Folgen, andere Geister mehr um die Ursachen. Aber Michael ist nicht nur ein verschlossener, schweigsamer Geist, Michael kommt, indem er an den Menschen herantritt, mit einer deutlichen Abweisung von vielem an den Menschen heran, in dem der Mensch heute noch auf Erden lebt. So zum Beispiel alles das, was sich im Menschen- oder im Tierleben oder im Pflanzenleben an Erkenntnissen bildet, die auf die vererbten Eigenschaften gehen, die auf dasjenige gehen, was sich in der physischen Natur forterbt, das ist so, daß es einem vorkommt: Michael stößt es abweisend von sich. Er will damit zeigen, daß solche Erkenntnisse dem Menschen für die geistige Welt nichts fruchten können. Nur was der Mensch unabhängig von dem rein Vererbbaren in der Menschheit, in der Tierheit, in der Pflanzenheit findet, das läßt sich vor Michael hinauftragen. Und da bekommt man nicht die so vielsagende abweisende Handbewegung, sondern man bekommt den zustimmenden Blick, der einem sagt: Das ist gerecht gedacht vor der Lenkung des Kosmos. - Denn das ist dasjenige, was man immer mehr und mehr erstreben lernt: gewissermaßen zu sinnen, um durchzustoßen bis zum Astrallichte, zu schauen die Geheimnisse des Daseins und dann vor Michael hinzutreten und den zustimmenden Blick zu bekommen, der einem sagt: Das ist richtig, das ist gerecht vor der Lenkung des Kosmos. Und so ist es bei Michael, daß er eine strenge Abweisung für alles das hat, was auch zum Beispiel das Trennende der menschlichen Sprachen ist. Solange man seine Erkenntnisse in die Sprache nur einhüllt, sie nicht hinaufträgt in den Gedanken, so lange kommt man nicht in die Nähe des Michael. Daher besteht auch heute in der geistigen Welt im Grunde genommen ein vielbedeutsamer Kampf. Denn auf der einen Seite ist eben hereingetreten in die Menschheitsentwickelung der Michael-Impuls: er ist da; aber auf der anderen Seite ist innerhalb der Menschheitsentwickelung vieles, was diesen Michael-Impuls eben nicht aufnehmen will, was diesen Michael-Impuls zurückweisen will. Und zu dem, was diesen Michael-Impuls zurückweisen will, gehören zum Beispiel heute die Nationalitätsempfindungen. Sie loderten auf im 19. Jahrhundert, wurden stark im 20. Jahrhundert immer mehr und mehr. Nach dem Nationalitätsprinzip ist in der letzten Zeit viel, man kann nicht sagen, geordnet, sondern geunordnet worden. Es ist eben wirklich geunordnet worden. 

GA 233a - Seite 93ff

Gnosis & Christentum


Anthroposophie will durchaus keine Erneuerung dessen, was man als Gnosis bezeichnet, sein. Die Gnosis ist die letzte Phase der alten atavistischen Wissenschaft, während die Anthroposophie die erste Phase einer vollbewußten Wissenschaft darstellt. Es ist eine Verleumdung, wenn man beide zusammenwirft. Da ich das vorausgeschickt habe, darf ich doch sagen, daß jene Gnosis es zuerst war, welche versucht hat, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Und es war eine tiefe geistige Wissenschaft - wenn auch instinktiver, atavistischer Art —, welche dazumal versuchte, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Diese Gnosis, die dazumal ausgebreitet war, ist ja dann vollständig ausgerottet worden. Sie ist so vollständig ausgerottet worden, daß nur weniges in positiver Weise übrig geblieben ist, nur wenige Schriften, die noch dazu wenig besagen. Die allmählich ganz römisch gewordene Form des Christentums, die das Christentum durchsetzt hat mit den römischen Staatsbegriffen, hat dafür gesorgt, daß alles, was von der ersten Auffassung des durchgeistigten Christentums in der Gnosis vorhanden war, mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden ist. Und wenn heute die Theologen von der Gnosis sprechen, kennen sie sie nur von den Gegnern. 


GA 342 - Seite 191f

Götter-Speise

Götter-Speise


Die Liebe, die von den Menschen erzeugt wird, wird den Göttern Speise. Das ist viel wirklicher als etwa die Elek­trizität, so seltsam es zuerst erscheint. Die Liebe tritt zu­erst als Geschlechtsliebe auf und entwickelt sich hinauf bis zur höchsten geistigen Liebe. Aber alle Liebe, niedere und hohe, ist Götteratem. Nun kann man sagen: Wenn das alles so ist, kann es kein Böses geben. Aber Weisheit liegt der Welt zugrunde, Liebe entwickelt sich. Weisheit wird die Lenkerin der Liebe. So wie alle Weisheit aus Irrtum ge­boren wird, ringt sieh alle Liebe nur aus Kämpfen zur Höhe empor.

GA 55 - Seite 96

Nikotinwirkung

Nikotinwirkung

 
 
Bringe ich also Tabak in den menschlichen Organismus, so regt er zunächst die Blutzirkulation an. Das Blut wird lebhafter, zirkuliert lebhafter. Jetzt regt er aber nicht in demselben Maße die Atmung an. Die Atmungsstöße, die bleiben dieselben. Aber nun paßt der Blutkreislauf nicht mehr mit der Atmung zusammen. Wenn der Mensch Nikotin in seinen Körper hineinbringt, müßte er eine andere Blutzirkulation haben als er hat. Sagen wir also zum Beispiel, es wäre ein Mensch gerade auf den Durchschnitt abgestimmt - das gibt es zwar nicht, aber nehmen wir an, er wäre es: er sollte 18 Atemzüge und 72 Pulsschläge haben. Nun hat er dadurch, daß er Nikotin genießt, sagen wir, 76 Pulsschläge. Dadurch hat er kein richtiges Verhältnis zwischen den Pulsschlägen und den Atemzügen. Die Folge davon ist, daß, während sich mit jedem Pulsschlag eine bestimmte Menge Sauerstoff mit dem Blut verbinden sollte, das Blut nicht genügend Sauerstoff erhält. Die Folge der Nikotinvergiftung ist also, daß das Blut zu große Mengen Sauerstoff aufnehmen will, das heißt, daß das Blut zu viel Sauerstoff beansprucht. Die Atmung gibt nicht so viel Sauerstoff her. Daher kommt es, daß eine ganz geringe Atemnot eintritt. Natürlich ist die Atemnot so gering, daß sie im einzelnen nicht bemerkt wird, denn ich habe Ihnen schon gesagt, der menschliche Körper kann im ganzen viel aushalten. Aber dasjenige, was durch den Nikotingenuß hervorgerufen wird, das ist immer eine bestimmte, ganz kleine Atemnot. Diese ganz kleine Atemnot verursacht nämlich bei jedem Atemzug ein Angstgefühl. Jede Atemnot verursacht Angstgefühl. Wenn man nun Angst hat und man trägt diese Angst mit sich herum, dann beherrscht man sie eher, als diese furchtbar kleine Angst, die man da bekommt, die ganz unbewußt bleibt. Das sind ja gerade die Krankheitsursachen, daß so etwas wie Angst oder Furcht oder Schreck unbemerkt bleibt. Nun bleibt bei dem, der fortwährend raucht, fortwährend die Ursache da, daß er immer, ohne daß er es merkt, ganz ausgefüllt ist von einer gewissen Angst. Nun wissen Sie aber, wenn Sie Angst kriegen, daß dann Ihr Herz pumpert. Nun, das wird Sie zu der Erkenntnis führen, daß bei einem, der sich durch Nikotin fortwährend vergiftet, das Herz eigentlich fortwährend etwas zu schnell geht. Aber wenn es etwas zu schnell geht, dann wird es auch verdickt, geradeso wie mein Bizeps, mein Oberarmmuskel dick wird, wenn ich ihn fortwährend anstrenge. Das ist unter Umständen nicht so schlimm, wenn es nicht zu einem Reißen der inneren Gewebe kommt. Aber wenn einmal der Herzmuskel - das ist auch ein Muskel - durch seine Tätigkeit zu dick wird, dann drückt er überall auf die anderen Organe. Und die Folge davon ist in der Regel, daß dann vom Herzen aus wiederum die Blutzirkulation gestört wird. Die Blutzirkulation kann nicht vom Herzen eingeleitet werden, aber gestört werden kann sie, wenn das Blut ein verdicktes Herz findet. Wenn nun das Herz verdickt wird, dann ist die nächste Folge davon, daß nämlich die Nieren krank werden, weil durch das Zusammenstimmen wiederum von Herz- und Nierentätigkeit die ganze menschliche Leibesorganisation in Ordnung gehalten ist. Das Herz und die Nieren müssen immer zusammenstimmen. Es muß natürlich alles im Menschen zusammenstimmen, aber Herz und Niere sind in unmittel- barer Verbindung. Man merkt gleich, wenn im Herzen etwas nicht richtig ist, kommt die Niere auch nicht mehr in der richtigen Weise in Ordnung, und dann wird nicht mehr in der richtigen Weise abgesondert. Dann kommt Unrichtiges in die Urinabsonderung hinein, und die Folge davon ist, daß der Mensch ein viel zu schnelles Lebenstempo einschlägt und sich deshalb furchtbar rasch abnutzt. Und so wird derjenige, der eben für seine Leibesverhältnisse zu viel Nikotin in seinen Leib hineinkriegt, daran langsam zugrundegehen. Er geht eigentlich langsam zugrunde an allerlei inneren, das Herz beeinflussenden Angstzuständen. Nun kann man ja eigentlich gerade Angstzustände in ihrer Wirkung auf die seelischen Tätigkeiten sehr leicht beurteilen. Man wird bei denjenigen Leuten, die zu viel Nikotin in ihren Körper hineinbringen, eben merken, daß allmählich auch ihre Gedankenkraft beeinträchtigt wird. Die Gedankenkraft wird dadurch beeinträchtigt, daß der Mensch, wenn er durch irgend etwas in Angst herumgeht, ja nicht mehr ordentlich denken kann. So daß also bei solchen Menschen gewöhnlich die Nikotinvergiftung auch dadurch erkannt werden kann, daß man findet, ihre Gedanken kommen nicht mehr ganz in Ordnung. Sie urteilen gewöhnlich viel zu rasch. Sie steigern dann dieses viel zu rasche Urteilen manchmal bis zu Verfolgungswahngedanken. So also kann man sagen, daß tatsächlich der Nikotingenuß, wenn er als Genuß figuriert, die menschliche Gesundheit untergräbt.

Über Gesundheit und Krankheit - Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre
GA 348 - Seite 250-252 

Intellektuelle Hellsichtigkeit & Moral

Intellektuelle Hellsichtigkeit & Moral

Das esoterische Christentum

und die geistige Führung der Menschheit


GA 130 (1911/12)


Seite 45-46

Während in unserer Zeit, in der fünften Kulturepoche, unsere Intellektualität erhalten bleiben kann, auch wenn wir kein Gefallen haben an moralischem Handeln, wird das in der sechsten Kulturepoche ganz anders sein. In der sechsten Kulturepoche, also ungefähr vom dritten Jahrtausend an, wird das Unmoralische paralysierend auf die Intellektualität wirken. Wer intellektuell ist und dabei unmoralisch, wird seine Intellektualität auf einen Dämmerzustand herabsetzen mit der Entwickelung der Unmoralität. Und dieses wird immer bedeutsamer in der zukünftigen Evolution der Menschheit auftreten, so daß der Mensch, der nicht moralisch ist, keine Intellektualität erwerben wird, weil dieses nur durch moralische Handlungen möglich sein wird. Und in der siebenten nachatlantischen Kulturepoche wird es keine Menschen geben, die klug sein können und nicht moralisch. Es ist nun gut, wenn wir uns die Kräfte der Moralität bei den einzelnen Menschenseelen in den jetzigen Inkarnationen ein wenig vor die Augen führen. Warum kann denn der Mensch überhaupt in unserer Entwickelung unmoralisch werden? Diese Frage wollen wir aufwerfen. Das rührt davon her, daß der Mensch bei seinen aufeinanderfolgenden Inkarnationen immer mehr in die physische Welt heruntergestiegen ist und deshalb immer mehr Antriebe bloß zur physischen Sinneswelt hin erhalten hat.

Seite 88

Was in uns ist, kann uns in der Intellektualität eine Spanne weiter führen, beim Schritt des moralisch Besserwerdens müssen uns Götter zu Hilfe kommen. Deshalb versinken wir in Schlaf, damit wir untertauchen können in den göttlichen Willen, wo wir nicht dabei sind mit dem machtlosen Intellekt, und wo göttliche Kräfte das, was wir als moralische Grundsätze aufnehmen, umwandeln in die Kraft des Willens, wo sie hineinimpfen in unseren Willen dasjenige, was wir sonst nur in unsere Gedanken aufnehmen können.

Seite 148f

So ist denn der geistige Gesamtcharakter unseres Zeitalters die Intellektualitat, aber es ist ein Unterschied darin, wie sie sich äußert in der materialistisch denkenden Umwelt und in der Geisteswissenschaft. Der Mensch hängt durch seine Intellektualität mit dem astralen Plan zusammen, aber es ist ihm das nur bewußt - und er kann auch dann nur den rechten Gebrauch davon machen -, wenn er hellsichtig entwickelt sein wird. Das wird im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts bei einer immer mehr zunehmenden Anzahl von Menschen beginnen. Der Fortschritt liegt dann nur darin, daß die Menschen eine erhöhte Intellektualität nicht nur für sich entwickeln, sondern dieselbe auch hinauftragen in die astrale Welt. Durch ein solches intellektuelles Hellsichtigwerden kann und wird den in solchem Sinne vorgeschrittenen Menschen der ätherisch sichtbare Christus immer mehr und deutlicher im Verlaufe der nächsten drei Jahrtausende entgegentreten. In der verflossenen Zeit aber, in welcher der Mensch in vorwiegendem Maße mit dem physischen Plane verbunden war, konnte Christus nicht anders als physisch verkörpert erscheinen. Im gegenwärtigen Zeitalter der Intellektualität kann er nur in Äthergestalt erscheinen. Hierzu will die Geisteswissenschaft die Menschen so vorbereiten, daß sie die zum Schauen später in natürlicher Entwickelung langsam hervortretenden hellsichtigen Kräfte richtig erkennen und anwenden, so daß dann die kommende Hälfte unseres intellektuellen Zeitalters ohne Zweifel hellblickend den Christus in seiner Äthergestalt schauen wird.

Christus als Herr des Karma

Christus als Herr des Karma

 
GA 130 - Seite 165ff
 
 
Wenn der Mensch durchgegangen ist durch die Pforte des Todes und durchlebt hat jene Zeit, in welcher er Rückschau halten kann auf das bisherige Erdenleben, durchlebt hat die Zeit bis zu dem Punkt, da er den Ätherleib abgelegt hat, wenn der Mensch übergeht in die Kamaloka-Zeit, dann tritt er vor zwei Gestalten hin. Gewöhnlich wird nur eine von diesen erwähnt, aber wir können der Vollständigkeit halber sagen - und was ich jetzt erzähle, ist für jeden wahren Okkultisten eine reale Tatsache -: Es tritt der Mensch vor seiner Kamaloka- Zeit vor zwei Gestalten hin. Allerdings, was ich jetzt erzähle, gilt nur für die Menschen des Abendlandes und für alle diejenigen Menschen, welche mit der Kultur dieses Abendlandes in den letzten Jahrtausenden einen Zusammenhang gehabt haben. Da tritt der Mensch nach seinem Tode zwei Gestalten gegenüber: Moses ist die eine - der Mensch weiß ganz genau, daß er Moses gegenübertritt -, der ihm vorhält die Gesetzestafeln, im Mittelalter nannte man es « Moses mit dem scharfen Gesetz », und der Mensch hat ganz genau in seiner Seele das Bewußtsein, inwiefern er bis in das Innerste seiner Seele abgewichen ist von dem Gesetz. Die andere Gestalt ist diejenige, die man nennt «den Cherub mit dem feurigen Schwert», der da entscheidet über diese Abweichung. Das ist ein Erlebnis, das der Mensch hat nach dem Tode, so daß wir in unserem geisteswissenschaftlichen Sinne sagen können: Das was da dem Menschen entgegentritt durch diese zwei Gestalten, durch Moses mit dem scharfen Gesetz und durch den Cherub mit dem feurigen Schwert, es stellt gewissermaßen das karmische Konto fest. Diese Tatsache geht in unserer Zeit einer Änderung entgegen. Und das ist eine bedeutsame Änderung. Man kann diese Änderung dadurch ausdrücken, daß man sagt: Es wird in unserem Zeitalter der Christus der Herr des Karma für alle diejenigen Menschen, die das eben Besprochene nach ihrem Tode durchgemacht haben. Es tritt der Christus sein Richteramt an. Stellen wir uns diese Tatsache genauer vor! Wir wissen ja alle aus der geisteswissenschaftlichen Weltanschauung, daß wir ein karmisches Lebenskonto haben, daß wir für gewisse Taten, die auf der einen Seite unseres karmischen Kontobuches stehen, für alle gescheiten Taten, für alle schönen Taten, für alle guten Taten einen gewissen karmischen Ausgleich zu erfahren haben, aber auch für alle bösen, häßlichen, unwahren Taten und Gedanken. Es kommt nun auf der einen Seite darauf an, daß der Mensch im weiteren Verlaufe seines Erdenlebens für sich selber dieses karmische Konto auslebt, aber es kommt auch darauf an, daß der Mensch dasjenige, was er ausleben kann dadurch, daß er gute Taten, schöne Taten auf seinem karmischen Konto hat, oder was er ausleben muß, weil er böse Taten hat, in den verschiedensten Taten ausleben kann. Es ist nicht eindeutig bestimmt, wie wir, sagen wir, den Ausgleich durch diese oder jene Tat in unserem künftigen Leben rinden. Nehmen wir an, irgendein Mensch hätte dieses oder jenes Böse getan, so muß er ein Gutes tun, welches ausgleicht das Böse. Aber dieses Gute, das kann er in zweifacher Weise tun, so daß es vielleicht für ihn die gleiche Anstrengung bedeutet, wenn es nur wenig Menschen zugute kommt oder so, daß es für ihn die gleiche Anstrengung bedeutet, wenn es vielen Menschen zum Heile gereicht. Daß unser karmisches Konto in der Zukunft so ausgeglichen wird, das heißt in eine solche Weltordnung hineingestellt wird gegen die Zukunft, wenn wir den Weg zum Christus gefunden, daß die Art unseres karmischen Ausgleiches das größtmöglichste Menschenheil für den Rest der Erdenentwickelung hervorrufe, das wird die Sorge sein dessen, der von unserer Zeit an der Herr des Karma wird, es wird die Sorge Christi sein. Mit dieser Übertragung des Richteramtes über die menschlichen Taten an den Christus ist aber verknüpft, daß dieser Christus auch unmittelbar eingreift in die menschlichen Geschicke. Nicht in einem physischen Leib, aber deshalb doch für diejenigen Menschen, die sich immer mehr und mehr die Fähigkeit erwerben werden, daß sie wahrnehmen können diesen Christus, für die wird der Christus eingreifen in die Geschicke der Erdenmenschheit. Da werden zum Beispiel Menschen sein, welche dieses oder jenes getan haben werden, irgendeine Tat vollbracht haben werden. Dann werden diese Menschen den Drang verspüren - und immer mehr und mehr wird es solche Menschen geben in den nächsten drei Jahrtausenden von unserem zwanzigsten Jahrhundert an -, etwas zurückzutreten von ihrer Tat, Denn etwas wie ein merkwürdiges Traumbild wird ihnen aufsteigen. In diesem Traumbild werden sie wie traumhaft etwas sehen, was so aussieht, wie wenn es ihre eigene Tat wäre, aber doch werden sie sich nicht erinnern können, jemals getan zu haben, was in diesem Bilde auftritt. Diejenigen aber, die sich nicht vorbereitet haben dafür, daß so etwas kommen wird in der Menschheitsentwickelung, die werden das nur als Ausbund einer wüsten Phantasie oder kranken Seele betrachten können. Jene aber, welche sich durch die neue Offenbarung, welche in die Menschheit kommt in unserer Zeit durch die Geisteswissenschaft, durch diese dritte Offenbarung des letzten Menschheitszyklus, genügend vorbereitet haben, werden wissen, daß dies heranwachsende neue Fähigkeiten der Menschen sind, solche Fähigkeiten, welche hineinschauen können in die geistige Welt. Und sie werden wissen, daß das Bild, das vor ihre Seele tritt, eine Vorherverkündigung jener karmischen Tat ist, welche eintreten muß einmal in der Zukunft, sei es in diesem Leben, sei es namentlich in den nächsten Erdenleben, um einen Ausgleich für das zu schaffen, was wir begangen haben. Kurz, die Menschen werden nach und nach die Fähigkeit erringen, den karmischen Ausgleich, die ausgleichende Tat, die in der Zukunft geschehen muß, zu schauen wie im Traumbilde. An dieser Tatsache können wir schon sehen, wie auch in unserer Zeit gesagt werden darf, ähnlich wie der Täufer Johannes am Jordan gesagt hat: Ändert die Seelenverfassung, denn neue Zeiten kommen, in denen neue Fähigkeiten der Menschen erwachen. Aber was so gesagt ist über eine Art Wahrnehmung des Karma, das tritt noch dadurch in der kommenden Menschheit hervor, daß einem in solchem Schauen direkt entgegentritt da oder dort die ätherische Christus-Gestalt, der wirkliche Christus, wie er auf dem astralischen Plane lebt, wie er zwar nicht im physischen Leibe sich verkörpert, wie er aber auf der Erde auftritt, sichtbar für die neu erwachten Fähigkeiten der Menschen als Ratgeber, als Beschützer der Menschen, die Rat oder Hilfe oder Trost brauchen in der Einsamkeit ihres Lebens. Da werden die Zeiten kommen, wo die Menschen, sagen wir, sich durch das oder jenes betrübt und elend fühlen werden. Die Zeiten werden immer mehr und mehr solche werden, wo weniger Bedeutung und Wert haben wird das, was Hilfe des einen Menschen für den anderen ist, weil die Individualitätskraft, das individuelle Leben des Menschen immer mehr und mehr zunimmt, wo immer weniger wird, wie das in alten Zeiten unmittelbar der Fall war, daß der eine Mensch in die Seele des anderen helfend hineinwirken könne. Dafür aber wird der große Ratgeber als Äthergestalt da und dort erscheinen. Der beste Rat, der uns für die Zukunft gegeben werden kann, ist der, unsere Seele zu stärken und zu kräftigen, damit wir immer mehr und mehr erkennen, je mehr wir der Zukunft entgegenwachsen, sei es schon in dieser Inkarnation - was für die Jugend der Gegenwart der Fall ganz gewiß ist -, sei es für die nächste Inkarnation, daß neu erwachte Fähigkeiten der Menschen den großen Ratgeber, der zugleich der Richter des Karma für die kommende Menschheit wird, den Christus in seiner neuen Gestalt erkennen lernen. Für die Menschen, die sich schon jetzt vorbereiten auf dieses Christus-Ereignis des zwanzigsten Jahrhunderts, wird es keinen Unterschied machen, ob sie dann, wenn dieses Christus-Ereignis in umfassendem Maße eintritt, in einem physischen Leibe verkörpert sind oder durch die Pforte des Todes gegangen sind. Denn auch diejenigen, die durch die Pforte des Todes gegangen sind, wenn sie sich hier auf das Christus-Ereignis vorbereitet haben, werden nach dem Tode das richtige Verständnis und Verhältnis erhalten können für das und zu dem Christus-Ereignis, nicht aber die jenigen, welche achtlos an der dritten großen Verkündigung für die Menschheit, an der Geisteswissenschaft vorübergegangen sind. Denn die Vorbereitung für das Christus- Ereignis muß hier im physischen Leibe gewonnen werden. Diejenigen, welche durch die Pforte des Todes gehen, ohne die Blicke hingewendet zu haben zur Geisteswissenschaft in der gegenwärtigen Inkarnation, werden abwarten müssen die nächste Inkarnation, bis sie in der richtigen Weise Verständnis werden gewinnen können für das Christuscopyright Ereignis. In der Tat, wer niemals von diesem Christus-Ereignis gehört hat auf dem physischen Plan, kann auch das Verständnis nicht gewinnen zwischen Tod und neuer Geburt, der muß dann warten, bis er wiederum auf dem physischen Plan dazu vorbereitet wird. So also steht die Menschenwesenheit, gleichgültig wann sie für die jetzt bestehende Inkarnation stirbt, vor dem großen angedeuteten Ereignis, vor dem Übergang des Christus zu seinem Richteramt, vor der Möglichkeit, daß der Christus im ätherischen Leibe vom astralischen Plane herunter in die Menschheitsentwickelung unmittelbar eingreift, sichtbar wird unter den Menschen, da und dort auftritt. Das ist das Eigentümliche der Menschheitsentwickelung aber, daß alte, nicht so sehr mit der geistigen Entwickelung zusammenhängende Eigenschaften der Menschen immer mehr und mehr ihre Bedeutung verlieren. Wenn wir die Menschheitsentwickelung seit der atlantischen Katastrophe überblicken, so können wir sagen: Von den großen Unterschieden, die sich in der atlantischen Zeit vorbereitet haben, haben sich hereingelebt in die gegenwärtigen Menschen die Unterschiede, die wir als Rassenunterschiede bezeichnen, und wir können in einem gewissen Sinne noch sprechen von einer altindischen Rasse, von einer urpersischen Rasse, von einer ägyptischen Rasse, von einer griechisch-lateinischen Rasse, selbst noch in unserer Zeit können wir von einer Art fünften Rasse sprechen. Aber jetzt schon hört der RassenbegrirTauf, in bezug auf die Entwickelung der Menschheit einen rechten Sinn zu haben. Nicht wird es so sein, wie es zum Beispiel in früheren Zeiten war, daß für das, was als sechster Kulturzeitraum auf den unserigen folgt, von irgendeinem räumlichen Zentrum aus die Verbreitung dieser Kultur im wesentlichen geschieht, sondern, was wichtig ist, das ist, daß Theosophie sich verbreitet unter der Menschheit, daß sie - wie man bei ihrem Ursprünge sagte, als man noch mehr ein dunkles Bewußtsein von dem gehabt hat, was als theosophische Bewegung notwendig ist - eine Lehre sein muß ohne Unterschied von Rasse, Nation und Geschlecht. Aus allen Rassen heraus werden diejenigen, die durch die Geisteswissenschaft gegangen sind, für die sechste Kulturepoche kommen und über die Erde hin eine neue Kulturepoche begründen, welche nicht mehr auf einen Rassenbegriff gegründet ist, gegenüber welcher der Rassenbegriff nicht mehr seine Bedeutung hat. Kurz, das, was in der Welt der Maja, der äußeren Räumlichkeit, eine Bedeutung hat, schwindet dahin. Das müssen wir allmählich verstehen lernen, indem wir uns weiter entwickeln mit der geisteswissenschaftlichen Bewegung.

Der Liebeleib

Der Liebeleib


Glaube, Liebe Hoffnung  

Und so wie wir eingebettet sind in einen Glaubensleib, den wir auch von anderen Gesichtspunkten aus den Astralleib nennen, so sind wir eingebettet in einen Liebeleib, den wir von anderen Gesichtspunkten aus in der Geisteswissenschaft benennen gelernt haben den ätherischen oder Lebensleib. Denn die Kräfte, die zunächst aus den Tiefen unseres Wesens heraufwirken zu uns aus unserem Ätherleib, sind die Kräfte, die sich dadurch ausdrücken, daß der Mensch lieben kann, lieben auf allen Stufen seines Daseins. Wenn der Mensch ganz und gar die Liebekraft aus seinem Wesen entfernen könnte - das kann selbst nämlich der egoistischste Mensch nicht, denn es gehört, Gott sei Dank, zu dem, was der Mensch egoistisch erstreben kann, auch das, daß er etwas lieben kann; sagen wir, um ein naheliegendes Beispiel zu gebrauchen, wenn derjenige, der nichts anderes mehr lieben kann, oftmals noch anfängt, wenn er recht geizig wird, das Geld zu lieben und sich so eine wohltätige Liebekraft doch wenigstens noch ersetzt durch eine aus dem gründlichen Egoismus herauskommende Liebekraft - so würde diese Hülle, weiche von den Liebekräften unterhalten wird, wenn gar nichts von Liebe in dem Menschen wäre, ganz zusammenschrumpfen und der Mensch würde tatsächlich an Liebeleerheit sterben müssen. Wirklich physisch sterben würde der Mensch an Liebeleerheit. Das Zusammenschrumpfen der Liebekräfte ist dasselbe, was wir nennen können das Zusammenschrumpfen der Kräfte des Ätherleibes, denn der Ätherleib ist zugleich der Liebeleib. So haben wir im Mittelpunkte des menschlichen Wesens des Menschen zentralen Wesenskern, das Ich. Umgeben haben wir dieses Ich von seiner nächsten Hülle, dem Glaubensleib, und den Glaubensleib wiederum umgeben von dem Liebeleib. Wenn wir weitergehen, so kommen wir noch zu einer Klasse von Kräften, die wir im Leben brauchen. Wenn wir diese Kräfte nicht haben können, gar nicht haben können, dann, ja dann drückt sich das in unserer äußeren Menschlichkeit in sehr bedeutsamer Weise aus. Das was wir im Leben brauchen als im eminentesten Sinne belebende Kräfte, das sind die Kräfte der Hoffnung, der Zuversicht für das Zukünftige. Der Mensch kann ohne die Hoffnung überhaupt nicht einen Schritt im Dasein machen, insoweit es der physischen Welt angehört. Der Mensch hat allerdings manchmal sonderbare Ausreden, wenn er zum Beispiel nicht einsehen will, daß es in gewisser Beziehung für den Menschen notwendig ist zu wissen, was sich zuträgt zwischen Tod und Geburt. Er sagt: Was brauchen wir denn das zu wissen, wir wissen ja nicht einmal, was mit uns am nächsten Morgen los ist, was sollen wir uns erst Kenntnisse aneignen über das, was zwischen Tod und Geburt sich zuträgt? Kennen wir wirklich nicht den nächsten Tag? Wir kennen etwas nicht in bezug auf den nächsten Tag, was für die Einzelheiten unseres übersinnlichen Lebens bedeutsam ist. Gröber ausgesprochen: wir wissen vielleicht nicht, ob wir noch physisch am Leben sind. Aber eines wissen wir: Sofern wir physisch am Leben sind, wird am nächsten Tage geradeso Morgen, Mittag und Abend sein wie heute. Und wenn wir heute als Tischler einen Tisch gemacht haben, so wird er am nächsten Tage da sein, und wenn wir heute Stiefel gemacht haben, so wird sie jemand am nächsten Tag anziehen können, und wenn wir Samen gelegt haben, so wissen wir, daß sie im nächsten Jahre aufgehen werden. Wir wissen just das, was wir zu wissen brauchen von der Zukunft, Wenn das nicht so wäre, daß sich in rhythmischer Weise, in einer vorher zu erhoffenden Weise die Ereignisse der Zukunft zutrügen, so wäre das Leben in der physischen Welt unmöglich. Würde jemand heute einen Tisch machen, wenn er nicht sicher sein könnte, daß er über Nacht nicht zerstört würde, würde er Samen pflanzen, wenn er keine Ahnung hätte, was das nächste Jahr daraus wird? Gerade für das physische Leben brauchen wir die Hoffnung, denn es hält die Hoffnung alles physische Leben zusammen und aufrecht. Nichts kann geschehen auf dem äußeren physischen Plan ohne die Hoffnung. Daher hängen auch die Hoffnungskräfte mit der letzten Hülle unseres menschlichen Wesens zusammen, mit unserem physischen Leib. Was die Glaubenskräfte für den Astralleib, die Liebekräfte für den Ätherleib sind, das sind die Hoffnungskräfte für den physischen Leib. Daher ein Mensch, der nicht hoffen könnte, ein Mensch, der verzweifeln müßte an demjenigen, was er voraussetzen muß für die Zukunft, er würde so durch die Welt gehen, daß das an seinem physischen Leibe wohl bemerkbar ist. Nichts so sehr als die Hoffnungslosigkeit drückt sich aus in den groben Furchen, in den ertötenden Kräften unseres physischen Leibes. Wir können sagen: Unser zentraler Wesenskern ist umhüllt von dem Glaubens- oder Astralleib, von dem Liebe- oder Ätherleib und von dem Hoffnungsleib, dem physischen Leib. Und erst dann fassen wir den physischen Leib in seiner richtigen Bedeutung, wenn wir das ins Auge fassen, was er ist: daß er in Wahrheit nicht äußere physische Anziehungsoder Abstoßungskräfte hat - das ist materialistische Anschauung -, sondern das, was wir in unseren Begriffen kennen als Hoffnungskräfte. Das ist in Wahrheit das, was in unserem physischen Leibe ist. Die Hoffnung baut unseren physischen Leib auf, nicht Anziehungsund Abstoßungskräfte. Gerade in dieser Beziehung können wir einsehen, daß uns die neue Offenbarung, die geisteswissenschaftliche Offenbarung das Richtige gibt. Was gibt uns diese Geisteswissenschaft? Sie gibt uns dadurch, daß sie uns bekannt macht mit dem allumfassenden Karmagesetz, mit dem Gesetze der wiederholten Erdenleben, das, was in geistiger Beziehung uns ebenso mit der Hoffnung durchdringt, wie uns das Bewußtsein, daß morgen die Sonne aufgehen wird, daß die Samen als Pflanzen wachsen werden, für den physischen Plan mit der Hoffnung ausstattet. Sie zeigt uns, daß das, was von uns auch noch im physischen Plan gesehen werden kann als das Untergehende, als das Pulverisiert- Werdende, wenn wir durch die Pforte des Todes gehen, daß dieser physische Leib von den Kräften, die uns als Hoffnungskräfte durchdringen, wenn wir Karma verstehen, wieder aufgebaut wird in einem neuen Leben. Mit den stärksten Hoffnungskräften stattet die Geisteswissenschaft die Menschheit aus.
 
GA 130 - Seite 174 -
Dezember 1911
 

Chisti Wiedererscheinen im Ätherischen

Chisti Wiedererscheinen im Ätherischen


Die Menschen haben früher nicht nur wahrgenommen und gedacht mit ihrem physischen Leibe, sondern sie haben wahrgenommen und gedacht mit ihrem Ätherleibe. Das im Ätherleib Wahrgenommene wurde im astralischen Leibe als Astrologie bewußt. Heute (dagegen), in der Astronomie (und Astrologie), wird alles errechnet. Jetzt muß der Ätherleib wieder belebt werden, und das hängt zusammen mit dem ätherischen Wiedererscheinen des Christus. Indem die Ätherleiber wieder belebt werden, schauen sie den Christus.



GA 254 - Seite 109

Sonnenlicht - Christus

Sonnenlicht - Christus


Und machen Sie sich klar, was für eine Bedeutung das Sonnenlicht für den Menschen hat, wie der Mensch physisch ohne das Sonnenlicht nicht leben kann, wie das Licht überall uns umgibt, dann werden Sie auch verstehen können, wenn ich Ihnen sage, daß in jenen älteren Zeiten, von denen ich heute gesprochen habe, der Mensch sich durchaus als Licht im Lichte fühlte. Er fühlte sich zum Licht hinzuge- hörig. Er sagte nicht «Ich bin», er nahm die Sonnenstrahlen wahr, die auf die Erde fielen, und er unterschied sich nicht von den Sonnen- strahlen. Wo er das Licht wahrnahm, nahm er auch sich wahr, denn da drinnen fühlte er sich. Wenn das Licht ankam, fühlte er sich auf den Wogen des Lichtes, auf den Wogen des Sonnenhaften, der Sonne. Mit dem Christus wurde das in seinem eigenen Inneren wirksam. Es ist die Sonne, die in das eigene Innere einzieht und in dem eigenen Inneren wirksam wird.

 GA 211 - Seite 60

Freiheit

Freiheit


Der Mensch, der frei wird,
weil er seine Abhängigkeiten annehmen kann...

Selbsterkenntnis

Selbsterkenntnis


Der Mensch wird, je weiter wir der Zukunft entgegen­schreiten, immer selbständiger, immer individueller werden wollen. Der Glaube an äußere Autoritäten wird immer mehr und mehr ersetzt werden durch die Autorität der eigenen Seele. Das ist ein notwendiger Gang der Entwickelung. Damit aber dieser Gang von Heil und Segen werden kann, muß der Mensch seine eigene Wesenheit erkennen.


Rudolf Steiner - GA 124 - Seite 151

Egoisten: Albert Steffen und Rainer Maria Rilke

Egoisten: Albert Steffen und Rainer Maria Rilke: Attitüden eines anthroposophischen Moralisten Priesterliche Unnahbarkeit Er war eine der großen Persönlichkeiten der anthroposophisch...

Sphärenklänge

Sphärenklänge

Im Physischen nehmen wir die Wirklichkeit durch die fünf Sinne wahr. Denken wir uns aus dem physischen Körper gehoben, ohne die fünf Sinne, den Weltenraum ganz dunkel, dann leuchten unsere Seelen. Denken wir uns, die Gefühle (gingen) von uns weg, dann haben wir auch die astrale Welt hinter uns gelassen, und wir klingen in der geistigen Welt in einem Tone voll und unbehindert nach allen Seiten aus. Im Physischen sind wir durch unser Karma, unseren Charakter, unsere Verhältnisse behindert. Im Geistigen können wir uns nicht anders geben, als wir sind, wir klingen, wie wir sind. Die geistige Welt klingt in Sphären[tönen]. Jeder von uns hat in der geistigen Welt einen Namen, den wir im Laufe der Entwicklung erfahren werden, es ist nicht unser irdischer Name. Durch Intuition offenbart sich uns die geistige Welt.

Anthroposophie hineingießen...

Anthroposophie hineingießen




Auch wer noch so eifrig Anthroposophisches liest, der sollte ein freudiges, gehobenes Gefühl haben können, in eine Zusammenkunft von Anthroposophen zu gehen, weil er sich auf die Menschen freut, die er da findet. Er sollte sich auch dann freuen können, wenn er voraussetzen muß, daß er nichts anderes hört, als was er längst schon in sich aufgenommen hat. Findet man in einer anthroposophischen Gruppe ein neu eingetretenes Mitglied, so sollte man es als altes Mitglied nicht bei «der Befriedigung bewenden lassen, daß die Anthroposophie wieder einen neuen «Anhänger» gewonnen habe. Man sollte nicht bloß den Gedanken haben: jetzt ist wieder einer da, in den man Anthroposophie hineingießen kann; sondern man sollte eine Empfindung für das Menschliche haben, das mit dem neuen Mitgliede in die anthroposophische Gruppe hereinkommt. In der Anthroposophie kommt es auf die Wahrheiten an, die durch sie offenbar werden können; in der Anthroposophischen Gesellschaft kommt es auf das Leben an, das in ihr gepflegt wird. Es wäre von größtem Übel, wenn in berechtigter Art die Meinung aufkommen könnte: Anthroposophie mag noch so wertvoll sein, wenn ich aber Menschen näherkommen will, dann gehe ich lieber anderswo hin, als wo Anthroposophen in Selbstzufriedenheit fanatisch mir nur ihre theoretischen Gedanken an den Kopf werfen wollen und sagen: wenn du nicht denkst wie ich, so bist du höchstens ein halber Mensch. Viel aber kann zum berechtigten Aufkommen einer solchen Meinung beitragen: auf der einen Seite das kalte, nüchterne Belehren wollen, in das man leicht verfällt, wenn man die Wahrheit der Anthroposophie eingesehen hat. Auf der andern Seite aber steht das Esoterik-Spielen, das manchen neu Eintretenden so stark abstößt, wenn er an die anthroposophischen Zusammenkünfte herantritt. Ein solcher findet Menschen, die geheimnisvoll damit tun, daß sie vieles wissen, was man denen, die «dazu noch nicht reif sind, nicht sagen kann». Aber über der ganzen Rederei schwebt etwas Spielerisches. Esoterisches verträgt eben nur Lebensernst, nicht die eitle Befriedigung, die man an dem Beschwätzen hoher Wahrheiten haben kann. Deshalb muß noch lange nicht die Sentimentalität, die sich vor der Freude und der Begeisterung fürchtet, das Lebenselement im Zusammenleben der Anthroposophen sein. Aber das spielerische Sich-Zurückziehen vor dem «profanen Leben», um «wahre Esoterik» zu treiben, das verträgt die Anthroposophische Gesellschaft nicht. Das Leben enthält an allen Orten viel mehr Esoterisches, als sich oft diejenigen träumen lassen, die da sagen: da oder dort kann man nicht Esoterik treiben; man muß das in diesem oder jenem abgesonderten Zirkel tun. Gewiß sind solche Zirkel oft notwendig. Aber sie können spielerisches Wesen nicht vertragen.

GA 260a - Seite 45

Intellektuelle Bescheidenheit

Intellektuelle Bescheidenheit

Die Befreiung des Menschenwesens als Grundlage für eine soziale Neugestaltung

Altes Denken und neues soziales Wollen 

GA 329 - Seite 278ff


Vor einer wirklichen Geist-Erkenntnis, die so gemeint ist, wie sie heute hier vorgetragen worden ist, ist es wahrhaftig keine Schande oder irgend etwas Herabwürdigendes, wenn der eine Mensch in einem wirklich sozialen Dasein einfach dasjenige aus der geistigen Welt heraus ihm Übermittelte aufnimmt, was der andere zu entdekken befähigt ist. Denn das ist nicht zu fürchten, daß irgendein Mensch, der ein geistiger Entdecker wird, durch Unbescheidenheit glänzen würde innerhalb seiner Mitmenschengenossenschaft. Man muß, gerade wenn man in die geistige Welt eindringen will, sich zuerst dasjenige gar sehr in der entsprechenden hohen Kraft aneignen, was ich intellektuelle Bescheidenheit genannt habe, und man weiß sehr gut, gerade dann, wenn man beginnt, etwas von der geistigen Welt zu wissen, wie wenig man eigentlich weiß. Das ist nicht zu fürchten, daß die geistigen Erkenner besonders hochmütig werden. Diejenigen, die von der geistigen Welt in Phrasen reden, die von dem Geiste reden, ohne daß sie etwas von ihm wissen, die von ihm reden durch bloße philosophische Schlüsse, die mögen hochmütig werden. Aber diejenigen, die in die geistigen Welten eindringen, die wissen außerdem, wie klein sie sind als Menschen gegenüber dieser geistigen Welt, die sich durch sie verwirklichen will, und sie wissen wahrhaftig, daß sie weder hochmütig noch rechthaberisch werden sollen. Nun möchte ich noch etwas anderes erwähnen. Wenn man auf der einen Seite sagen muß: zum Heile der Zukunft der Menschheit ist es heute notwendig, daß hingehorcht werde von Seiten derjenigen, die noch nicht gewisse Wahrheiten entdeckt haben, auf diejenigen, die sie entdeckt haben, und das durchaus nicht etwas Beschämendes, die Freiheit Herabwürdigendes ist, so kann zu gleicher Zeit auch darauf hingewiesen werden, daß ja auch derjenige, der vielleicht in einem hohen Grade schon erkennen kann, der ein Seher ist, an seinem Mitmenschen Ungeheures lernt. Das ist das Merkwürdige, daß man in dieser Richtung ein ganz neues Verhältnis gerade durch das Sehertum, gerade durch die Entwickelung des Seelisch-Geistigen, zu seinem Mitmenschen gewinnt. Man muß sich sagen, daß auch in einer einfachen, elementaren Lebensart Dinge sich offenbaren können. Wir erfahren sie, wir haben den Sinn, einzudringen in dasjenige, was als geheimnisvolle seelisch-geistige Tiefen sich zum Beispiel auch durch ein Kind offenbart. Das gibt Veranlassung, wenn wir nur nicht es symbolisch deuten, wenn wir nur nicht nachgrübeln, sondern uns ihm in Liebe hingeben, gerade es geistig zu erkennen, daß nachher, wenn der Seher eine solche Liebe ausgeübt hat für das Einfache, für ihn der begnadete Moment eintritt, etwas Großes zu erkennen. Und jeder große, wirkliche Geist-Erkenner wird Ihnen erzählen können von denjenigen Momenten, wo nicht durch Auslegung desjenigen, was er eben gesehen hat, sondern wie wirklich gerade dann, wenn in ihm diese Kraft ausgelöst worden ist, er hinterher an irgendeinem Menschen etwas anderes erfahren hat, indem er den Geist zu seinem Führer erkor. Man lernt einen Menschen kennen. Dasjenige, was er einem mitteilt aus seinen Erlebnissen, aus seinen Erfahrungen heraus, vielleicht als einfachster, primitivster Mensch, führt einen in seelische Tiefen hinein, wenn man richtig zu erkennen vermag, den richtigen Zusammenhang zu finden vermag. Man macht die Entdeckung, daß, was die Menschen erleben, was die Menschen erfahren, daß das bei jedem Menschen zu einer Offenbarung führen kann.