Der Mensch nach dem Tod

Der Mensch nach dem Tod


Und damit ist noch etwas anderes verbunden. Es ist etwas schwierig, über diese Dinge zu sprechen, weil, wie gesagt, keine entsprechenden Erfahrungen hier in der physischen Welt vorhanden sind, aber man muß versuchen, diese Dinge auch zu charakterisieren, so wie sie eben sind. Wenn wir also im weiteren Fortleben nach dem Tode hinblicken auf unser Gestorbensein, dann haben wir vor allen Dingen den empfindungs-, vorstellungsmäßigen Eindruck, daß da, wo wir gestorben sind, nunmehr, nachdem wir gestorben sind, nichts ist, nicht einmal Raum. Es ist, wie gesagt, schwer zu beschreiben, aber es ist so: Nichts ist da. Und im äußeren Sinne gesprochen: Herrlich, erhaben erscheint die Sache aus dem Grunde, weil überall sonst uns eine neue Welt aufgeht. Es drängt sich die flutende Geistwelt von allen Seiten heran, aber nichts ist da, aus dem wir herausgestorben sind.So theoretisch beschrieben hat vielleicht die Sache etwas Grauenvolles, aber in der Empfindung nach dem Tode ist es nichts Grauenvolles. In der Empfindung nach dem Tode laßt es eine tiefe Befriedigung in die Seele quellen. Man lernt gleichsam sich ausdehnen in die ganze Welt und hinschauen auf etwas, was wie leer ist in der Welt. Und daraus entsteht die Empfindung: Das ist dein Platz in der Welt, der Platz, der aus allen den Weiten heraus ist, und der dein ist. - Und man bekommt die Empfindung, gerade aus dieser Leere, daß man einen Sinn hat für die ganze Welt, daß jedes einzelne Menschendasein – man bekommt es zunächst natürlich als Erklärung für sich selber - da sein muß. Dieser Platz würde immer leer sein, wenn ich nicht da wäre – so sagt sich jede Seele. Daß jeder, jeder als Mensch einen Platz zugeteilt hat im Weltenall, diese Empfindung, die unglaublich innerlich erwärmende Empfindung, die geht aus dieser Betrachtung hervor: daß die ganze Welt da ist, und daß diese ganze Welt herausgetrieben hat wie aus einer Symphonie die einzelne Note, die man ist, und die da sein muß, sonst wäre die Welt nicht da. Diese Empfindung, das ist diejenige, die aus der Rückschau auf das Todeserlebnis entsteht. Die bleibt, denn die gibt vorzugsweise das Ich-Bewußtsein, das Selbstbewußtsein zwischen dem Tod und einer neuen Geburt.
 
GA 168 - Seite 43 (Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten)

Karmischer Zusammenhänge

Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge

Und so muß man überhaupt vorgehen, wenn man Geistiges erkennen will. Man muß sich von vorneherein sagen: In dem ersten Momente, wo man an dieses Geistige irgendwie gedanklich herantritt, da ist ja erst der Anfang gemacht. Und will man da sogleich irgendein Resul- tat, ein Ergebnis haben, so ist das ganz unmöglich - man muß warten können. Nicht wahr, wenn ich heute ein Erlebnis habe, das karmisch verursacht ist in einem vorhergehenden Erdenleben, so können wir das schematisch so zeichnen: Das bin ich, das ist mein Erlebnis, das Erlebnis von heute (siehe Zeichnung, weiß, rot). Das dort ist verursacht von der ganz andersartigen Persönlichkeit mit demselben Ich in einem vorigen Erdenleben (grün, gelb). Da steht es. Da hat es längst aufgehört, meiner Persönlichkeit anzugehören, aber es ist eingetragen in die Ätherwelt, respektive in die astralische Welt, die hinter der Ätherwelt steht. Nun muß ich erst zurückgehen, den Weg zurückmachen. Ich habe Ihnen gesagt: Zunächst erscheint mir die Sache so, als ob irgend jemand mir eigentlich das Erlebnis zutrüge. So ist es namentlich am zweiten Tag. Aber nach dem dritten Tag wird es so, daß diejenigen, die mir es zugetragen haben, diese geistigen Wesen, sich zurückziehen, und dann werde ich es gewahr als mein Eigenes, das ich in einem vorigen Erdenleben als Ursache gelegt habe. Und deshalb, weil ja das nicht mehr in der Gegenwart darinnensteht, weil das etwas ist, was ich anschauen muß im vorigen Erdenleben, deshalb erscheine ich mir selber, indem ich darinnenstehe, wie gefesselt- Das Fesseln hört ja erst wiederum auf, wenn ich nun die Sache angeschaut, ein Bild habe von dem, was im vorigen Erdenleben war, und dann wieder zurückschaue auf das Ereignis, das ich ja die drei Tage hindurch nicht aus den Augen verloren habe, dann wieder zurückschaue, da werde ich wieder frei, indem ich zurückkomme, denn jetzt kann ich mich mit der Wirkung bewegen. Wenn ich bloß in der Ursache drinnenstehe, kann ich mich mit der Ursache nicht bewegen. Ich trete also zurück in ein voriges Erdenleben, werde von der Ursache wie gefesselt, und erst, wenn ich nun in dieses Erdenleben hineingehe, dann wird die Sache wieder aufgelöst. Nehmen wir ein Beispiel. Nehmen wir an, jemand erlebt in einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Tage, daß ihm ein Freund etwas nicht ganz Angenehmes sagt; vielleicht hatte er es nicht erwartet. Er sagt ihm also etwas nicht ganz Angenehmes. Nun, er versetzt sich in das, was er da durchmacht im Anhören dessen, was der Freund sagt, er macht sich ein lebendiges Bild von dem, was er da durchgemacht hat: wie er einen leisen Schock bekommen hat, wie er sich etwas geärgert hat, vielleicht auch gekränkt gefühlt hat und so weiter. Da ist ein innerliches Wirken, und ein innerliches Wirken muß da ins Bild gebracht werden. Jetzt läßt man die drei Tage verlaufen. Am zweiten Tage geht man herum und sagt: Dies Bild, das ich mir da gestern gemacht habe, hat merkwürdig auf mich gewirkt. Ich habe heute den ganzen Tag so etwas in mir wie ein Säuerliches, wie etwas, was mich verstimmt innerlich - so etwas, wie es von diesem Bilde ausgeht, war noch nicht da. Am Ende des ganzen Prozesses, nach dem dritten Tag morgens, da stehe ich auf, und dieses, wovon ich genau spüre, es kommt von diesem Bilde, das fesselt mich. Jetzt bleibe ich in dieser Fesselung drinnen. Dann wird mir dieses Ereignis aus dem vorigen Erdenleben kund: ich sehe es vor mir. Ich gehe über zu dem Erlebnis, das noch ganz frisch ist, noch ganz da ist. Da hört die Fesselung wieder auf und ich sage mir: Aha, so war das im vorigen Erdenleben! Das hat das verursacht: jetzt lebt die Wirkung. Mit der kann ich wieder leben, jetzt ist die Sache wieder da.

GA 236, Seite 128f

Lazarus-Johannes

Lazarus-Johannes

Da unten am Kreuze stand die Mutter, da unten stand der Jünger, den «der Herr lieb hatte», der Lazarus-Johannes, den er selber initiiert hatte, und durch den die Weisheit des Christentums auf die Nachwelt kommen sollte, der den astralischen Leib der Menschen so beeinflussen sollte, daß in ihnen das Christus-Prinzip leben könne. Da drinnen im menschlichen astralischen Leib sollte das Christus-Prinzip leben, und der Johannes sollte es hineingießen. Dazu mußte aber dieses Christus-Prinzip vom Kreuze herab noch vereinigt werden mit dem ätherischen Prinzip, mit der Mutter. Daher ruft der Christus vom Kreuz herab die Worte: «Von dieser Stunde an ist dies deine Mutter, und dies ist dein Sohn!» Das heißt, er bindet zusammen seine Weisheit mit dem mütterlichen Prinzip! So sehen wir, wie tief nicht nur die Evangelien sind, sondern wie tief alle Zusammenhänge im Mysterienwesen sind. Ja, die alten Sagen ste- hen in einem Zusammenhange mit den Verkündigungen und Evange- lien der neuen Zeit, wie Voraussagung und Erfüllung! Die alten Sagen zeigen uns an der Oedipus- und an der Judas-Sage klar das eine: Es hat einstmals eine göttliche, uralte Weisheit gegeben. Aber sie versiegte. Und eine neue Weisheit muß kommen. Und diese neue Weisheit wird die Menschen zu dem bringen, wozu sie die alte Weisheit nimmermehr hätte bringen können. Was hätte werden müssen ohne den Christus-Impuls, das sagt uns die Oedipus-Sage. Welches die Gegnerschaft des Christus war, das starre Festhalten an der alten Weisheit, das lehrt uns die Judas-Sage. Das aber, wovon schon die alten Sagen und Mythen erklärten, daß es nicht genüge, das sagt uns in einem neuen Lichte die neue Verkündigung, das Evangelium. Das Evangelium antwortet uns auf das, was die alten Sagen als die Bilder der alten Weisheit ausgesprochen haben. Sie haben gesagt: Aus der alten Weisheit kann nimmermehr kommen, was die Menschheit für die Zukunft braucht. Das Evangelium als die neue Weisheit aber sagt uns: Ich verkündige euch, was die Menschheit braucht, und was nimmermehr hätte kommen können ohne den Einfluß des Christus-Prinzips, ohne das Ereignis von Golgatha.

GA 112, Seite 216/217

(DAS JOHANNES-EVANGELIUM)

Im Namen des Weltenlichtes

Im Namen des Weltenlichtes,
Das leuchtend den Raum durchwellt;
Im Namen des Weltgedankens,
Der weise in Zeiten schafft;
Im Namen des Weltenlebens,
Das kraftvoll im Ew'gen wirket
Empfange den Segen des Geistes
Der dich trägt in Herzenswärme,
Der dir bringt den Geistesatem,
Der dir gibt das Seelenwasser,
Der dir formt die Leibgestalt;
Dass du kräftig im Wollen seist
Dass du innig im Fühlen lebst,
Dass du lichtvoll im Denken wirkst.


Für Henry B. Monges 17. Februar 1924


GA 286, Seite 100

(Mantrische Sprüche - Seelenübungen II)

Weitsicht...

Weitsicht...

Wenn wir uns ein bißchen mit einem Gefühl davon durchdringen, was für ein kleiner Teil die Welt der physischen Wirklichkeiten von dem ist, was wir erleben könnten, wie unsere Welt der Erlebnisse nur ein herausgeschnittenes Stück der Möglichkeiten ist, dann kann uns das den ungeheuren Reichtum, das Sprudelnde des geistigen Lebens nahelegen, das hinter unserem physischen Leben ist.

GA 141, Seite 62

Staunen & Erkenntnis

Staunen & Erkenntnis

Erfahrungen des Übersinnlichen
Die drei Wege der Seele zu Christus

GA 143, Seite 54

Alle Erkenntnis beginnt mit dem Staunen, und nur wer von dem Staunen, von dem Verwundern ausgeht, ist auf dem Wege zur richtigen Erkenntnis. Alles, dem wir nicht erst als Staunende, als Verwunderte gegenübergestanden haben, kann überhaupt nicht zum Erkenntnispfade führen. Lassen Sie alle Pädagogik deklamieren, daß man ausgehen müsse von der Anschauung; wenn nicht erst Staunen, Verwundern da ist, bleibt es beim bloßen intellektuellen Erkennen. Staunen ist das erste, was man haben muß.

Wissenschaftlichkeit

Physiologisch-Therapeutisches
auf Grundlage der Geisteswissenschaft
Zur Therapie und Hygiene 

GA 314 - Seite 84

In der Weise, wie es oft gemacht wird, ist es auch etwas Veraltetes. Aber daß wir überhaupt heute in weitestem Umkreise gar nicht dazu geführt werden, solche Fragen aufzuwerfen, das rührt ja lediglich von unserer wissenschaftlichen Erziehung her. Wir werden wissenschaftlich so erzogen, daß wir sozusagen erhalten werden auf dieser bloß sinnenfällig-empirischen Forschung, daß wir gar nicht darauf kommen, Fragen aufzuwerfen, so wie diejenigen sind, die ich zunächst nur einleitend hypothetisch aufgeworfen habe. Aber vom Aufwerfen der Fragen hängt es eigentlich ab, wie weit man in der Erkenntnis kommt, und wie weit man im menschlichen Handeln auf allen Gebieten kommt. Wo Fragen erst gar nicht aufgeworfen werden, da lebt man eigentlich in einer Art wissenschaftlichen Nebels. Man verdunkelt sich den freien Ausblick in die Wirklichkeit selber. Und dann kommt es, daß man eigentlich nur dann, wenn die Dinge sich in die Gedanken nicht mehr fügen wollen, sieht, wie eingeschränkt die Anschauungen sind. Ich glaube allerdings, daß dieses Gefühl, das ich damit andeute, eigentlich am meisten gerade in der gegenwärtigen Medizin vorhanden sein kann, ein gewisses Gefühl, daß die Tatsachen doch eigentlich anders verlaufen im Menschen, als sie nach den manchmal recht geradlinigen Theorien - nach denen wir übrigens auch kurieren - verlaufen müßten. Dann bekommt man ein Gefühl, daß es doch noch von irgendeiner anderen Seite möglich sein müßte, der Sache sich zu nähern. Und eigentlich meine ich, daß dasjenige, was hier zu sagen ist, kaum für jemand anderen eine Bedeutung haben kann, 

Intellekt

DER MENSCH IN SEINEM
ZUSAMMENHANG MIT DEM KOSMOS

Vierter Band

GA 204 - Seite 244f

Die Erdenmenschen werden ihren Intellekt ja weiter automatisch entwickeln können; der kann sich auch innerhalb der Barbarei entwickeln; aber das Vollmenschentum wird nicht hineingezogen sein in diesen Intellekt, und die Menschen werden keine Beziehung haben zu denjenigen Wesenheiten, die sich ihnen hinunterneigen wollen ins Erdendasein herein. Und alle diejenigen Wesen, welche nun vom Menschen unrichtig gedacht werden, die Wesen, welche unrichtig gedacht werden aus dem Grunde, weil der bloße schattenhafte Intellekt nur das Mineralische, ich möchte sagen das grob Materielle im Mineralreich, im Pflanzen-, im Tierreich und sogar im Menschenreich denkt, diese Gedanken der Menschen, die keine Wirklichkeit haben, die bekommen mit einem Schlage Wirklichkeit, wenn der Mond sich mit der Erde vereinigt. Und aus der Erde wird aufsprießen ein furchtbares Gezücht von Wesenheiten, die in ihrem Charakter zwischen dem Mineralreich und dem Pflanzenreich drinnenstehen als automatenartige Wesen mit einem überreichlichen Verstande, mit einem intensiven Verstande. Mit dieser Bewegung, die über der Erde Platz greifen wird, wird die Erde überzogen werden wie mit einem Netz, einem Gewebe von furchtbaren Spinnen, Spinnen von einer riesigen Weisheit, die aber in ihrer Organisation nicht einmal bis zum Pflanzendasein heraufreichen, furchtbare Spinnen, die sich ineinander verstricken werden, die in ihren äußeren Bewegungen alles das imitieren werden, was die Menschen ausdachten mit dem schattenhaften Intellekt, der sich nicht anregen ließ von demjenigen, was durch eine neue Imagination, was überhaupt durch Geisteswissenschaft kommen soll. All dasjenige, was die Menschen an solchen Gedanken denken, die irreal sind, das wird wesenhaft. Die Erde wird überzogen sein, wie sie jetzt mit einer Luftschicht überzogen ist, wie sie sich manchmal mit Heuschreckenschwärmen überzieht, mit furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnen, die sehr verständig, aber furchtbar bösartig sich ineinanderspinnen. Und der Mensch wird, insoweit er nicht seine schattenhaften intellektuellen .Begriffe belebt hat, statt sein Wesen mit den Wesen, die heruntersteigen wollen seit dem letzten Drittel des 19- Jahrhunderts, zu vereinigen, er wird sein Wesen mit diesen furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnengetieren vereinigen müssen. Er wird selber zusammenleben mit diesen Spinnentieren, und er wird sein weiteres Fortschreiten im Weltendasein suchen müssen in derjenigen Entwickelung, die dann annimmt dieses Spinnengetier.

Halluzinationen und Visionen

Halluzinationen und Visionen


Das Ewige in der Menschenseele - Unsterblichkeit und Freiheit
GA 67 - Seite 240


Denn Halluzinationen und Visionen kommen gerade durch die Abnormitäten des physischen Leibes zustande. Niemals kann wirkliches visionäres, halluzinierendes Leben in der Seele zutage treten in unabhängigem Erleben von dem Leibe. Es muß immer irgend etwas im Leib gestört, krank sein, unrichtig oder zu schwach funktionieren, so daß der Mensch mit seinem Leib nicht diejenige volle Verbindung eingehen kann, welche dann vorhanden ist, wenn er sich seines Nerven- und Sinnessystems so bedient, daß er wirklich die Außenwelt miterlebt, indem er sich erlebt. Es ist das Eigentümliche, daß, wenn irgendein mit dem Erkennen irgendwie zusammenhängendes Organ erkrankt oder zu schwach ist, dann allerdings eine Erscheinung wie die Halluzination oder die Vision eintreten kann, die ähnlich ist dem geistigen Erleben, aber doch prinzipiell davon verschieden. Während das geistige Erleben auf dem leibfreien Zustande beruht, tritt dieses halluzinierende oder visionäre Leben dadurch ein, daß irgend etwas krankhaft oder zu schwach ist im Leibe. Was liegt im besonderen dem halluzinierenden, dem visionären Leben zugrunde? Nun, das gewöhnliche Vorstellen, wie es im Sinnesleben normalerweise stattfindet, bringt es dazu, unabhängig zu sein von denjenigen Kräften in der menschlichen Organisation, die das gewöhnliche Wachstum im Kindesalter hervorbringen, die die inneren Funktionen des Leibes bewirken, den Stoffwechsel, die Verdauung und so weiter.

Verehrung, Lehrer, Führung...

Verehrung, Lehrer, Führung...

Ohne diese große Verehrung dringt kein Menschenwesen jemals zur Erkenntnis. Mag jemand einen noch so scharfen Verstand oder eindringende Vernunft besitzen, oder gar dämmerhafte Hellseherkräfte entwickelt haben - zu echter, wahrer Erkenntnis dringt man nicht vor ohne das, was man die große Verehrung nennt. Denn die wahre Erkenntnis können uns nur diejenigen Wesen geben, welche in ihrer Entwickelung der Menschheit weit vorangeeilt sind. Jeder gibt zu, daß die einzelnen Menschen verschieden weit entwickelt sind. In unserer materialistischen Zeit gesteht man das vielleicht nicht so gerne ein, doch gewisse Unterschiede lassen sich nicht abstreiten. Aber der Meinung sind wohl die meisten, daß ihre Erkenntnis schon die höchste sei. Daß es noch höhere Wesenheiten, über Goethe und Franz von Assisi hinaus, gibt, das wird man nicht so schnell zugeben. Dennoch ist das die Grundbedingung für wirkliche Erkenntnis. Keiner erreicht sie, der nicht diese große Verehrung hat, welche der nivellierenden Anschauung unserer Zeit ganz abhanden gekommen ist. Diese große Verehrung bedingt für den Menschen eine wichtige Tatsache. Wir alle kommen von geistigen Welten her, aus einem ursprünglichen Leben im Geiste. Der eigentlich göttliche Teil unserer Seele stammt von einem göttlichen Urgründe ab. Einmal gab es für einen jeden von uns einen Zeitpunkt, wo überhaupt erst das Hinausschauen von der seelischen in die Sinneswelt in uns erweckt worden ist. In uralten Zeiten hatten alle Menschen ein dumpfes, aber hellseherisches Bewußtsein. Aus der Seele stiegen ihnen Bilder auf, die auf eine sie umgebende Wirklichkeit hinwiesen. Erst später nahm das Sinnesbewußtsein, wie wir es heute haben, einen Anfang. Zu einem jeden von uns trat in einem bestimmten Moment der Entwickelung wie es für die Eva sinnbildlich in der Geschichte vom Paradies geschildert wird - die Schlange der Erkenntnis und sagte in einer weit zurückliegenden Verkörperung die Worte: Deine Augen werden aufgetan werden, du wirst das Gute und das Böse in der sichtbaren Außenwelt erkennen. - Die Schlange war immer das Sinnbild für die großen geistigen Lehrer. Ein jeder hatte einen solchen fortgeschrittenen Lehrer, er war einmal mit einem solchen zusammen, der ihm die Worte entgegentönen ließ: Du wirst einmal die sinnliche Umwelt erkennen. Einem solchen Lehrer begegnet der Mensch, welcher die große Verehrung hat, noch einmal im Leben, wenn ihm die geistigen Sinne geöffnet werden. Man nennt das im Okkultismus das «Wiederfinden des Guru», des großen Lehrers, den jeder suchen muß und den er nur finden kann, wenn er die große Verehrung hat und zugleich weiß, daß es etwas gibt, was über die Menschheit des Durchschnitts hinausgeht.

Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft
Christliche Esoterik im Lichte neuer Geisterkenntnis

GA 96 - Seite 55f

Anthroposophie heute

Anthroposophie heute


Rudolf Steiner in einer Fragebeantwortung:

[...]
Es gibt zahlreiche Wege zur Anthroposophie. Man sollte darüber hinauskommen, sich zu stoßen an dem Wesen einzelner Menschen, die Anthroposophen sein wollen, und sollte versuchen, die Anthroposophie wirklich zu erleben. In der Gegenwart ist eigentlich Anthroposophie das einzige, das nicht dogmatisiert, und das nicht darauf erpicht ist, etwas in ganz bestimmter Weise hinzustellen, sondern das bestrebt ist, etwas von verschiedenen Seiten anzuschauen. Die Hauptsache der Anthroposophie liegt im Leben und nicht in der Form. Man ist ja wohl gezwungen, wenn man verstanden werden will, Formen anzuwenden, die gegenwärtig üblich sind.
Ein Amerikaner fragte mich einmal: Ich habe Ihre Schriften gelesen, auch Ihre sozialen. Glauben Sie, daß sie auch noch für kommende Zeitalter gelten? Ich habe ihm geantwortet: Sie sind so aufgebaut, daß sie sich metamorphosieren können, und dann können ganz andere Folgerungen für die kommende Zeit sich ergeben als für die jetzige. Es kommt darauf an, daß Leben Leben findet.
[...] 

Die Erkenntnis-Aufgabe der Jugend
GA 217a - Seite 44

Wahrhaftigkeit

Wahrhaftigkeit

Vor dem Tore der Theosophie
GA 95 – Seiten 23/24
Es gibt einen Satz im Okkultismus, der jetzt bekannt werden kann: Jede Lüge ist in der Astralwelt ein Mord! – Das ist ein sehr bedeutungsvoller Satz, dessen Wichtigkeit nur der einsieht, der Erkenntnis der höheren Welten hat. Wie leichthin sprechen die Menschen: Ach, das ist ja nur ein Gedanke, ein Gefühl, das bleibt in der Seele; eine Ohrfeige darf ich nicht geben, aber ein schlechter Gedanke, der schadet nichts. – Es gibt kein unwahreres Sprichwort als: Gedanken sind zollfrei, – denn jeder Gedanke, jedes Gefühl ist eine Wirklichkeit, und wenn ich denke, einer sei ein schlechter Mensch oder ich liebe ihn nicht, so ist das für den, der in die Astralwelt hineinschauen kann, wie ein Pfeil, wie ein Blitz, der sich wie eine Flintenkugel gegen den Astralleib des anderen bewegt und ihn schädigt. Jedes Gefühl, jeder Gedanke ist eine Wesenheit, eine Form in der Astralwelt, und für den, der Einblick hat in diese Welt, ist es oft viel schlimmer, mit anzusehen, wenn einer einen schlechten Gedanken über seinen Mitmenschen hat, als wenn er ihn physisch schädigt. Macht man diese Wahrheit bekannt, so heißt das Moral begründen, nicht predigen. Sagt man über einen Menschen die Wahrheit, so bildet sich eine Gedankenform, die der Seher nach Form und Farbe erkennen kann und die das Leben des Nächsten verstärkt. Der Gedanke, der eine Wahrheit enthält, geht auf die Wesenheit hin, auf die er sich bezieht, und fördert und belebt sie. Wenn ich also eine Wahrheit denke über meinen Mitmenschen, so stärke ich sein Leben; sage ich eine Lüge über ihn, so ströme ich eine feindliche Kraft auf ihn, die zerstörend, ja tötend wirkt. Daher ist jede Lüge ein Mord. Jede Wahrheit bildet ein lebenförderndes Element, jede Lüge ein lebenhemmendes Element. Wer das weiß, der wird sich mehr in acht nehmen in bezug auf Wahrheit und Lüge als jener, dem man nur predigt, man solle nur immer hübsch die Wahrheit sagen.

Anthroposophen & Humor

Anthroposophen & Humor


Weltwesen und Ichheit
GA 169 - Seite 124

Nun konnte man sehr leicht meinen, daß es etwas Ungehöriges ist, so, wie man sagt, «heilige Dinge» satirisch zu behandeln. Aber wirklich, meine lieben Freunde, will man weiterkommen gerade auf dem Gebiete geistiger Weltanschauung, dann ist eine Grundforderung diese, daß man nicht das Lachen verlernt über dasjenige, worüber in der Welt gelacht werden muß, wenn man es richtig beurteilt. Eine Dame erzählte einmal von einem Herrn, der immer in der Stimmung war, «hinaufzusehen zu den großen Offenbarungen des Weltenalls». Von anderen Menschen, als von «Meistern», sprach er überhaupt nicht, und, verzeihen Sie, aber sie sagte noch: Er hat eigentlich immer «ein Gesicht bis ans Bauch» gemacht - sie war keine Deutsche, die betreffende Dame - also ein tragisch verlängertes Gesicht trug er stets zur Schau.

 

Weltenhumor

Erdensterben und Weltenleben - GA 181

16. Vortrag (1918) - Seite 316/317
Dieses Hinunterschauen mit Humor über den Felsen hat seinen guten Grund. Es ist durchaus nicht richtig, sich in die höheren Welten nur mit einer bloßen Sentimentalität erheben zu wollen. Will man sich richtig in die höheren Welten hinaufarbeiten, so muß man es nicht bloß mit Sentimentalität tun. Diese Sentimentalität hat immer einen Bei­geschmack von Egoismus. Sie werden sehen, daß ich oftmals, wenn die höchsten geistigsten Zusammenhänge erörtert werden sollen, in die Betrachtung etwas hineinmische, was nicht herausbringen soll aus der Stimmung, sondern nur die egoistische Sentimentalität der Stim­mung vertreiben soll. Erst dann werden sich die Menschen wahrhaftig zum Geistigen erheben, wenn sie es nicht erfassen wollen mit egoisti­scher Sentimentalität, sondern sich in Reinheit der Seele, die niemals ohne Humor sein kann, in dieses geistige Gebiet hineinbegeben können.