Raum & Zeit

Raum & Zeit

Nun hat man sich vorzustellen, daß dieser Blick sowohl in die Zukunft wie in die Vergangenheit zu demselben Punkte führt. Das ist eine Vorstellung, die für den heutigen Menschen außerordentlich schwer zu vollziehen ist. Denken wir uns dazu einen Kreis: wenn wir von dem untersten Punkte nach der einen Seite gehen, kommen wir zu dem gegenüberliegenden Punkte oben; wenn wir nach der andern Seite gehen, kommen wir ebenfalls zu demselben Punkte. Nehmen wir den Kreis größer, so müssen wir einen weiteren Weg machen, und der Bogen wird dadurch flacher und flacher. Nun können wir den Kreis immer größer und größer machen, dann ist das Ende, daß die Kreislinie zuletzt eine Gerade wird: dann geht der Weg nach der einen Seite in die Unendlichkeit und nach der anderen Seite auch. Aber kurz vorher, wenn wir nicht so weit gehen, wenn wir den Kreis nicht so groß machten, dann würden wir, wenn wir nach der einen Seite wie nach der andern Seite gingen, zu einem und demselben Punkte kommen. Warum sollte nun, wenn der Kreis so flach wird, daß seine Linie eine Gerade wird, nicht dasselbe gelten? Dann muß der eine Punkt in der Unendlichkeit der gleiche sein wie der auf der anderen Seite. Und wenn man nur lange genug den Atem halten könnte, müßte man nach der einen Seite gehen können und auf der andern Seite zurückkommen. Das heißt: es Hegt für eine die Unendlichkeit ergreifende Vorstellung eine Linie zugrunde, die nach beiden Seiten ins Unendliche verläuft, die aber eigentlich eine Kreislinie ist. Was ich Ihnen jetzt als eine Abstraktion vor Augen geführt habe, das liegt in der Zarathustra-Anschauung dem zugrunde, was er mit Zaruana akarana meinte. Wir blicken auf der einen Seite - der Zeit nach - in die Zukunft hinein, auf der andern Seite in die Vergangenheit; aber die Zeit schließt sich zum Kreise, nur liegt dieser Zusammenschluß erst in der Unendlichkeit. Und dieser sich selbst findenden Schlange der Ewigkeit - die dargestellt werden kann durch die Schlange, die sich selbst in ihren Schwanz beißt - ist sowohl die Kraft des Lichtes einverwoben, die uns immer heller und heller leuchtet, wenn wir nach der einen Seite blicken, wie auch die Kraft der Finsternis, die uns nach der andern Seite immer dunkler und dunkler scheint. Und wenn wir selbst mitten drinnen stehen, haben wir selbst Licht und Schatten - Ormuzd und Ahriman - durcheinandergemischt. Alles ist einverwoben dem sich selbst findenden, unendlichen Strome der Zeit: Zaruana akarana.

GA 60, Seite 268f.

Antworten der Geisteswissenschaft auf die großen Fragen des Daseins

Liebe

GLAUBE, LIEBE, HOFFNUNG

Wien, 14. Juni 1911

Die Liebe

Eine zweite Grundkraft ist die Liebe. Niemandem fehlt sie, immer ist sie da, sie kann nicht ausgerottet werden. Wer glauben würde, daß der größte Hasser, der größte Egoist keine Liebe habe, ist im Irrtum. Das zu denken ist durchaus falsch. Die Liebessehnsucht ist immer und immer hier vorhanden. Mag es sich um Geschlechtsliebe handeln oder um Liebe zum Kinde, oder zum Freunde, oder um Liebe zu irgend etwas, zu einem Werke, immer ist sie da. Sie kann nicht aus der Seele herausgerissen werden, weil sie eine Grundkraft der Seele ist. Aber so wie der Mensch die Luft zum Atmen braucht, so braucht er das Liebeswerk, die Liebebetätigung für seine Seele. Ihr Gegner, ihre Behinderung, ist der Egoismus. Was tut aber der Egoismus? Er läßt die Liebe nicht hinauswirken, er preßt sie in die Seele hinein, immer und immer. Und wie beim Atmen die Luft ausströmen muß, damit der Mensch nicht ersticke, so muß die Liebe ausströmen, damit die Seele nicht ersticke an dem, was gewaltsam in sie hineingepreßt wird. Besser gesagt: die Seele verbrennt an dem eigenen Liebesfeuer in sich selbst und geht zugrunde. Erinnern wir uns nun, daß der Mensch auf der alten Sonne den Ätherkörper in der Anlage bekommen hat, daß dieses Feurige, Lichtvolle, Glänzende der Sonne Anlage ist des Ätherleibes. Darin ist nur eine andere Seite der Liebe gegeben, das, was die Liebe im Geiste ist: Licht ist Liebe. Im Ätherkörper ist uns also die Liebe und die Liebessehnsucht gegeben, und wir können den Ätherkörper mit Fug und Recht nennen den Liebesleib: Licht und Liebe. Es ist ein wahres Wort: die Liebe ist das höchste Gut. Aber sie kann auch die unheilvollsten Folgen haben. Im alltäglichen Leben sieht man das, und ich erzähle hier ein Beispiel, das erlebt ist. Eine Mutter hat ihr Töchterchen sehr geliebt, und aus Liebe hat sie ihm alles hingehen lassen, was es auch getan hat. Sie hat es nie bestraft, hat ihm jede Laune erfüllt. Eine Giftmischerin ist das Töchterchen geworden, und aus Liebe ist es dies geworden. Liebe muß mit Weisheit gepaart sein, sie muß eine erleuchtete Liebe werden, dann erst kann sie wahrhaft gut wirken. Die theosophische Lehre ist berufen, ihr diese Weisheit zu bringen, ihr diese Erleuchtung zu geben. Und wenn der Mensch in sich aufgenommen hat, was über die Weltentwickelung, über dieses scheinbar so weit, so ferne Liegende gesagt und gelehrt wird, was über den Zusammenhang des Menschen mit dem Makrokosmos mitgeteilt wird, dann wird der Mensch so werden, daß seine erleuchtete Liebe sich dem Nebenmenschen gegenüberstellen wird, um in ihn hineinzusehen, ihn verstehen zu können, und so zur erleuchteten Menschenliebe zu werden. Wir hören oft sagen, daß das Leben öde und leer sei. Aus diesem Gefühl geht eine Art Mißstimmung sogar über auf den Körper. Das bewirkt die unbefriedigte Liebeskraft. Wenn die Welt unsere Liebe zurückstößt, empfinden wir Schmerz. Wenn wir etwas aus Liebe tun, müssen wir es tun, weil die Seele es braucht, ebenso wie die Lunge die Luft. Nicht aus wissenschaftlicher Neugierde oder um eine wissenschaftliche Meinung der Welt vorzusetzen - deren haben wir mehr als genug, denn es gibt tausend Fragen, die der Lösung harren -, sondern um der Menschheit Lebenserfüllung zu geben, ist die Theosophie in die Welt gekommen. Wir vereinigen uns noch zu kleinen Kreisen, aber diese Kreise werden in kurzem immer größer und größer werden, und wir werden einstmals die tausend Fragen der heutigen Zeit lösen können. Wer wird die soziale Frage lösen? - Die, welche darüber theoretisieren und debattieren? Niemals. Die theosophische Weltanschauung und die Liebe werden sie lösen. Und wahrhaftig, so paradox es auch klingen mag, die Menschheit wird in kurzem nicht einmal mehr Kartoffeln bauen können - denn die Kartoffeln werden heute schon immer schlechter -, sie wird nicht einmal mehr Kartoffeln bauen können ohne die Theosophie! Wie ist das zu erklären? Vieles tut die Menschheit heute instinktiv, aus einem gewissen Instinkt heraus. Dieser Instinkt aber muß immer mehr und mehr verschwinden. Warum? Weil die Zeit gekommen ist, daß er in das Bewußtsein übergeht. Die Menschen werden daher den Ackerbau nicht kennen können, ohne die Wahrheiten der Theosophie über die Beschaffenheit der Erde, der in ihr wirkenden Kräfte und so weiter, kennenzulernen. 

GA 127, Seite 187f.

Intellektualismus

Intellektualismus

Der Intellektualismus, er kann auch in folgender Weise von der Seele richtig erfasst werden. Wenn der Mensch des Morgens aufwacht, da dringen die Sinnesbilder auf ihn ein. Er merkt nur, dass wie ein feines Netz die Gedanken diese Sinnesbilder durchspinnen, und er lebt ja eigentlich in Bildern. Diese Bilder verschwinden sofort, wenn er des Abends einschläft. Auch sein Gedankenleben verschwindet da. Aber der Schein dieser Sinnesbilder, er ist doch wesentlich, denn was sich von ihm das Ich aneignet, das geht mit durch den Tod. Was von innen kommt, der Gedankeninhalt, der bleibt noch in Form einer kurzen Erinnerung, wie Sie wissen, wenige Tage nach dem Tode bestehen, solange der Mensch seinen Ätherleib trägt. Dann löst sich der Ätherleib in den Weiten des Kosmos auf. Das ist ein kurzes Erlebnis für den Menschen unmittelbar nach dem Tode, dass er seine Bilder, die den Sinnenschein enthalten, insofern ihn das Ich sich angeeignet hat, ich möchte sagen, mit starken Linien durchwebt fühlt von dem, was er sich nun durch sein Wissen angeeignet hat. Aber das legt er mit seinem Ätherleib wenige Tage nach seinem Tode ab. Dann lebt er sich mit seinen Bildern in den Kosmos hinein, und dann werden diese Bilder einverwoben in den Kosmos so, wie sie dem eigenen Wesen vor dem Tode einverwoben werden. Vor dem Tode gestalteten sich die Bilder in den Sinneswahrnehmungen nach innen. Sie werden von dem menschlichen Wesen, ich möchte sagen, insofern es durch seine Haut begrenzt ist, ergriffen. Nach dem Tode, nachdem die paar Tage vergangen sind, wo das Gedankenleben noch erlebt wird, weil man den Ätherleib hat, bevor sich dieser auflöst, nach diesen Tagen werden die Bilder in einer gewissen Weise größer. Sie vergrößern sich so, dass sie gewissermaßen nach außen nun so aufgenommen werden, wie sie während des Erdenlebens nach innen aufgenommen wurden. Man könnte schematisch den ganzen Vorgang so zeichnen: Wenn das des Menschen Leibesgrenze ist (siehe Zeichnung rechts, hell) und er im Wachzustande seine Eindrücke hat, dann bilden sich seine Innenerlebnisse von den Sinneseindrücken innerhalb seines Wesens. Nach dem Tode erlebt der Mensch seine Grenze wie ein umfassendes Gefühl; aber die Eindrücke, die wandern gewissermaßen aus ihm heraus. Er empfindet sie in seiner Umgebung (rot). So dass sich der Mensch, während er im Erdenleben sagt: Meine Seelenerlebnisse sind in mir -, sich nach dem Tode sagt: Meine Seelenerlebnisse sind vor mir, oder besser gesagt, um mich. - Sie verschmelzen mit der Umwelt. Sie werden dadurch auch innerlich anders. Sagen wir zum Beispiel, der Mensch habe sich, weil er ein Blumenliebhaber ist, besonders stark eingeprägt in immer wiederholten Sinneseindrücken eine Rose, eine rote Rose; dann wird er, wenn er nun nach dem Tode erlebt dieses Hinauswandern, die Rose größer sehen, bildhaft größer, aber sie wird ihm grünlich erscheinen. Also auch innerlich ändert sich das Bild. Alles das, was der Mensch in der grünen Natur wahrgenommen hat, insofern er wirklich mit menschlichem Anteil diese grüne Natur erlebt, nicht bloß mit abstrakten Gedanken, wird nun nach dem Tode für ihn zu einer rötlich sanften Umgebung seines ganzen Wesens. Aber es wandert das Innere nach außen: Der Mensch hat sozusagen das, was er sein Innen nennt, nach dem Tode in seiner Umgebung, außen. Diese Erkenntnisse, die also dem menschlichen Wesen angehören, insofern dieses wiederum der Welt selbst angehört, diese Erkenntnisse, wir können sie uns durch Geisteswissenschaft aneignen. Denn nur dadurch, dass wir uns diese Erkenntnisse aneignen, bekommen wir eine Vorstellung von dem, was wir eigentlich selber sind. Wir können nicht eine Vorstellung von dem bekommen, was wir eigentlich selber sind, wenn wir uns nur in dem Sinne kennen, wie der Mensch ist zwischen Geburt und Tod und in seiner Gedankenwebung von innen. Denn das sind die Dinge, die als solche nach dem Tode abfallen. Von dem Sinnenschein bleibt nur das, was ich Ihnen eben geschildert habe, und es bleibt so, wie ich es Ihnen geschildert habe.

GA 207, S. 161 f.

Meditation

Meditation


Was ist nun das Wesentliche zunächst, was in der Meditation durch uns angestrebt werden soll? Wir sollen uns selber vergessen, indem wir alles auslöschen, was mit dem gewöhnlichen Leben zusammenhängt, um uns nur in den Inhalt der vorgeschriebenen Worte zu versenken, so dass wir nichts mehr wissen oder fühlen von unserem Körper, noch von den Gedanken und Gefühlen des täglichen Lebens. Daran aber wollen uns die entgegenwirkenden Mächte gerade hindern! Sie suchen uns in das alltägliche Leben zurückzuziehen, indem sie uns an der Konzentration unserer Gedanken hindern. Sobald man dies nun bemerkt - zum Beispiel bei der Meditation: «In den reinen Strahlen des Lichtes ...», wobei wir nichts anderes denken und fühlen sollen, als dass das Licht das Gewand der Gottheit ist, so dass wir ganz nur in diesem Bilde leben -, so können wir uns als wirksames Symbolum den Merkurstab vorstellen, und zwar einen gelbleuchtenden, hellen Stab, von zwei Schlangen umwunden, einer dunklen und einer weißleuchtenden Schlange; man beginnt bei der dunklen Schlange. Alles Lebendige steckt in einer Haut zum Zeichen, dass es in der physischen Welt eingeschlossen ist. Auch der ätherische Leib hat eine Haut, ebenso der Astralleib. Wenn der Mensch nun die Tageseindrücke durch seine Sinne empfängt, so wirkt dies auf die Haut seines astralischen Leibes, sie wird abgestoßen und abgenützt, sie erhält Risse und Sprünge. Das zeigt sich in der Ermüdung. Beim Einschlafen zerreißt diese Haut und wird während des Schlafes wieder erneuert. Wir sollen nun versuchen, uns dieses Vorganges vor dem Einschlafen bewusst zu werden. Dabei können wir uns vorstellen, wie wir jetzt hineingehen in die geistigen Welten, wo in den Reichen der Harmonien und Sphärenklänge der Astralleib von den geistigen Wesenheiten wieder erneuert wird.
Wir sollen einschlafen mit dem Gefühle des Dankes gegenüber diesen göttlichen Wesenheiten und Mächten: die Liebe zur Weisheit sollen wir dabei empfinden. Dann werden schlechte Einflüsse nicht an uns herantreten können. Wie nun der Mensch die Haut seines seelischen Leibes im Verlaufe von vierundzwanzig Stunden abnützt und wiederum erneuert, so wirft auch die Schlange in gewissen Zeiträumen ihre
Haut ab, lässt sie zurück und erneuert sie wieder. Daher ist das geistige Anschauen des Merkurstabes ein wirksames Mittel, um in der Meditation in die geistigen Welten so einzudringen, dass hemmende Einflüsse überwunden werden. Ein anderes Mittel liegt in der Vorstellung, dass wir uns von einer blauen Aura [umhüllt] wie abgeschlossen fühlen von allen
schlechten Gedanken und Empfindungen, die von außen an uns herandringen wollen. Wir fühlen innerlich, wie wir durch diese Aura gegenüber allen schlechten Einflüssen abgeschlossen sind: nur die guten Mächte können Einlass in unsere Seele finden. Dies kann mit der folgenden Meditation wirksam verbunden werden. Meditation zum Schutz gegen außen:
Die äußere Hülle meiner Aura verdichte sich.
Sie umgebe mich mit einem undurchdringlichen Gefäß
gegenüber allen unreinen, unlauteren Gedanken und Empfindungen.
Sie öffne sich nur der göttlichen Weisheit.
[Die zweite Zeile ist anderweitig so überliefert: «Sie umgebe mich wie eine undurchdringliche Haut».] Nun ist es so, dass der Anfänger zunächst nur die Gegenwart dunkler Mächte in den zerstreuenden Gedanken fühlt, während der Vorgeschrittene diese astralen Gewalten als parasitische Tiere, als Ratten und Mäuse schaut. Nur soll sich niemand, der die Ratten und Mäuse schaut, darüber freuen, dass er schon so weit ist, er würde sonst diesen Mächten ganz und gar unterliegen. Stark machen muss man sich, um den Einflüssen dieser dunklen Mächte zu widerstehen. Ein zweites tritt ebenfalls als ein typisches Erlebnis bei der Meditation auf. Wiederum fühlt es der Anfänger, während der Fortgeschrittene es sieht. Es tritt ein Gefühl ein, als gehöre der physische Leib uns nicht mehr selbst an, als sei man aufgeteilt, zerstückelt im All. Selbst die Organe, wie das Herz, die Leber, Galle weiten sich. Dabei erinnern wir uns, dass ja unser physischer Leib auf dem Saturn durch das Einströmen der Substantialität der Throne entstanden ist, unser Ätherleib auf der alten Sonne durch die Geister der Weisheit, unser Astralleib auf dem alten Monde durch die Geister der Bewegung, während auf der Erde das Ich durch die Geister der Form uns gegeben wurde. Zu diesen Geistern kehren wir in der Meditation zurück. Nun darf man sich allerdings nicht vorstellen, als ob jedes der einzelnen Organe zu den Mächten zurückkehrte, die sie dem Menschen eingepflanzt haben innerhalb der kosmischen Weltenentwicklung, vielmehr ist es ein Gefühl der Zugehörigkeit zu jenen Mächten, ein Aufgehen in ihre Stimmungen, wobei uns stets das Bewusstsein des eigenen Ich bleiben muss, wenn wir diese Zugehörigkeit zu den betreffenden geistigen Mächten empfinden. Ein weiteres typisches Erlebnis während der Meditation ist, als ob das Bewusstsein schwächer, ja herabgedämmert würde. Dies ist auch in gewisser Beziehung der Fall, dennoch müssen wir versuchen, es stets wach zu halten. Ein Mittel hierfür ist das schwarze Kreuz mit den sieben roten Rosen. Es ist das große Symbol des Christus Jesus selbst, das rosige Kreuz, - absterbendes, im Tode vergehendes Leben, das in sich die Kraft hat, aus sich selbst neues Leben hervorzubringen. Überhaupt wirkt das geistige Anschauen dieses Symbols stets kräftigend auf die spirituelle Entwicklung, es stärkt unser Alltagsleben in allen Lebenslagen. - Der Versucher tritt in der Tat in unseren okkulten Übungen am stärksten an uns heran. Der Fortgeschrittene sieht es im Bilde, wie es in der Bibel wiedergegeben ist; dies Bild ist ganz genau gezeichnet. Endlich tritt während der Meditation deutlich ein Gefühl des tiefsten Seelenfriedens auf, kein äußeres Ruhegefühl, sondern ein tief inneres Gefühl des Friedens, der durch nichts gestört werden kann, mag es um uns herum noch so sehr brausen und toben. Dies sind die drei typischen Erscheinungen während der Meditation neben vielen anderen, die je nach der Individualität des Meditanten verschieden sind:
1. die versucherischen Erscheinungen (parasitische Tiere),
2. das Aufgeteiltwerden an die verschiedenen Hierarchien,
wobei wir das Ich-Bewusstsein nicht verlieren dürfen (Rosenkreuz), und
3. der tiefste Seelenfrieden, der uns zuteil wird.
Der Merkurstab hilft uns hierbei, in die geistigen Welten einzudringen; das Rosenkreuz befestigt uns darin. Zweierlei sollten wir während unserer okkulten Schulung versuchen, ganz zu vermeiden. Wir sollen niemals einen anderen verletzen, weder durch die Tat, noch in Gedanken und Worten, und sollen auch nicht die Entschuldigung gelten lassen, dass wir
nicht die Absicht gehabt haben, einen Menschen zu verletzen. Es bleibt sich ganz gleich, ob wir es mit oder ohne Absicht getan haben. - Das andere ist das Gefühl des Hasses, das ganz aus unseren Empfindungen schwinden muss, sonst tritt es im Gefühl der Furcht wieder hervor; denn Furcht ist unterdrückter Hass! Umwandeln müssen wir den Hass in das Gefühl der Liebe, der Liebe zur Weisheit.

GA 266a, S. 449 f.