Wenn die Geister des Willens
zunächst auf dem alten Saturn, die Geister der Weisheit auf der alten
Sonne, die Geister der Bewegung auf dem alten Mond und die Geister der
Form auf der Erde gewirkt haben, so würden wir, wenn wir nur die rein
innere Art der Geister der Form ins Auge fassen, sagen: Die Geister der
Form haben auf der Erde den Menschen so geschaffen, dass er noch eine
unsichtbare Form hat. Das stimmt in schöner Weise mit dem überein, was
sich uns auch gestern ergeben hat. Unsichtbare, nicht räumliche Formen
haben zunächst die Geister der Form dem Menschen beim Beginne seines
Erdenwerdens gegeben. Nun müssen wir zunächst ins Auge fassen, dass auch
alle äußeren Gegenstände, die uns entgegentreten, alles, was wir in der
äußeren Welt durch unsere Sinne gewahr werden,
auch nichts anderes
ist als eben ein äußerer Ausdruck eines inneren Geistigen. Und hinter
einer jeden äußeren räumlich materiellen Dinglichkeit haben wir etwas
ganz Ähnliches zu suchen, wie es in unserer Seele selber lebt. Nur tritt
uns das natürlich nicht für die äußeren Sinne entgegen, sondern es ist
hinter dem, was die äußeren Sinne darbieten.
Wie könnte nun ein
Wirken über die Geister der Form hinaus, über das, was diese schaffen
als noch nicht räumliche Form, vorgestellt werden? Also, wohlgemerkt,
unsere Frage ist jetzt: Wenn nun dieses Wirken weitergeht von Wille,
Weisheit, Bewegung, Form, noch weiter über die Form hinaus, was
geschieht denn dann? So ist die Frage gestellt. Sehen Sie, wenn nämlich
ein Prozess im Weltenall fortgeschritten ist bis zur Form, die noch ganz
im Geistig-Seelischen ist, die noch keine Raumesform ist, wenn der
Prozess fortgeschritten ist bis zu
dieser übersinnlichen Form, dann
ist der nächste Schritt nur noch möglich dadurch, dass die Form als
solche zerbricht. Und das ist nämlich das, was sich dem okkulten Anblick
darbietet: Wenn gewisse Formen, die unter dem Einfluss der Geister der
Form geschaffen sind, sich bis zu einem gewissen Zustand entwickelt
haben, dann zerbrechen die Formen. Und wenn Sie nun ins Auge fassen
zerbrochene Formen, etwas, was also dadurch entsteht, dass Formen, die
noch übersinnlich sind, zerbrechen, dann haben Sie den Übergang von dem
Übersinnlichen
in das Sinnliche des Raumes. Und das, was zerbrochene
Form ist, das ist Materie. Materie, wo sie im Weltenall auftritt, ist
für den Okkultisten nichts anderes als zerbrochene, zerschellte,
zerborstene Form. Wenn Sie sich vorstellen könnten, diese Kreide wäre
als solche unsichtbar und sie hätte diese eigentümliche
parallelepipedische Form, und als solche wäre sie unsichtbar, und jetzt
nehmen Sie einen Hammer und schlagen rasch das Stück Kreide an, dass es
zerstiebt, dass es in lauter kleine Stücke zerbirst, dann haben Sie die
Form zerbrochen.
Nehmen Sie an, in diesem Augenblicke, in dem Sie
die Form zerbrechen, würde das Unsichtbare sichtbar werden, dann haben
Sie ein Bild für die Entstehung der Materie. Materie ist solcher Geist,
der sich entwickelt hat bis zur Form und dann zerborsten, zerbrochen, in
sich zusammengefallen ist.
Materie ist ein Trümmerhaufen des
Geistes. Es ist außerordentlich wichtig, dass man gerade diese
Definition ins Auge fasst, dass Materie ein Trümmerhaufen des Geistes
ist. Materie ist also in Wirklichkeit Geist, aber zerbrochener Geist.
Wenn Sie jetzt weiter nachdenken, so werden Sie sich sagen: Ja, aber es
treten uns doch räumliche Formen entgegen wie die schönen
Kristallformen; an den Kristallen treten uns doch räumlich sehr schöne
Formen entgegen - und du sagst, alles das, was stofflich ist, sei ein
Trümmerhaufen des Geistes, sei zerborstener Geist! - Denken Sie sich
zunächst einmal, damit Sie eine gewisse Vorstellung haben, einen
herabfallenden Wasserstrahl (a). Nehmen Sie aber an, er wäre unsichtbar,
Sie würden ihn nicht sehen. Und Sie geben ihm hier (b) eine Widerlage.
Dadurch, dass dieser Wasserstrahl hier (b) auffällt, wird er in dieser
Weise in Tropfen zerbersten (c). Nun nehmen Sie an, der Wasserstrahl,
der herunterfällt, wäre unsichtbar, das aber, was zerborsten ist, würde
sichtbar. Dann hätten Sie hier einen zertrümmerten Wasserstrahl, hätten
wiederum ein Bild der Materie. Aber jetzt müssten Sie sich wegdenken die
Widerlage da unten, denn so etwas gibt es nicht, das würde schon
voraussetzen, dass Materie da wäre. Sie müssen sich vorstellen: Ohne
dass eine solche Widerlage da ist, ist die Materie, indem sie sich
geistig zur Form gliedert, übersinnlich,
ist die Materie in
Bewegung, denn die Bewegung geht der Form voraus. Es gibt nirgends etwas
anderes als das, was durchdrungen ist von den Taten der Geister der
Bewegung. An einem bestimmten Punkt kommt die Bewegung bei der Form an,
erlahmt in sich selber und zerbirst in sich selber. Die Hauptsache ist,
dass wir es so auffassen, dass das, was zunächst geistig-seelisch ist,
hinstrahlt, aber nur eine gewisse Schwungkraft hat, an das Ende der
Schwungkraft kommt und nun in sich selber zurückprallt und dabei
zerbirst. So dass, wenn wir irgendwo Materie auftreten sehen, wir sagen
können: Dieser Materie liegt zugrunde ein Übersinnliches, das an die
Grenze seines Wirkens gekommen ist und an dieser Grenze zerbirst. Aber
bevor es zerbirst, da hat es innerlich geistig noch die Formen. Nun
wirkt in den einzelnen auseinanderfallenden Trümmern, wenn es zerborsten
ist, nach, das, was als geistige Form vorhanden war. Wo das stark
nachwirkt, da setzen sich nach dem Zerbersten noch die Linien der
geistigen Formen fort, und da drückt sich, nachdem das Stück zerborsten
auseinanderprallt, in den Linien, die sie dann beschreiben, noch eine
Nachwirkung der geistigen Linien aus. Dadurch entstehen Kristalle.
Kristalle sind Nachbildungen geistiger Formen, die gleichsam noch durch
die eigene Schwungkraft die ursprüngliche Richtung im entgegengesetzten
Sinn beibehalten.
Das, was ich Ihnen hier aufgezeichnet habe, das
ist fast genau das, was sich der okkulten Beobachtung für den
Wasserstoff ergibt. Der Wasserstoff ergibt sich der okkulten Beobachtung
wie ein aus der Unendlichkeit heranbrausender Strahl, der in sich
selbst erlahmt und auseinandersprüht - nur so, dass wir ihn etwa so
zeichnen müssen, wie wenn sich die Linien hier so überschießen würden
und ihre Form so beibehalten würden. So dass etwa ein Wasserstoffteil so
aussieht, dass wir etwas wie einen unsichtbaren Strahl haben, der wie
aus unendlichen Raumesweiten herkommt und der am Ende zerbricht wie ein
Strahl, der absprüht. Kurz, überall ist Materie das, was man nennen
kann: zerbrochene Geistigkeit. Materie ist schon eben nichts anderes als
Geist, aber Geist im zerbrochenen Zustand.
GA 134, S. 72 ff.