(Durch dieses Gelübde hebt sich der tibetische Buddhismus von den anderen Buddhisten ab, die alle sich selbst erlösen wollen, statt die ganze Menscheit. Vermutlich hat es einen manichäischen Ursprung). Wir wollen uns heute, wie in jeder esoterischen Stunde vor die Seele führen, daß, was uns in diesen Stunden mitgeteilt wird, ausgeht von den Meistern der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen. Wir wollen uns entwickeln, nicht aus einer egoistischen Sehnsucht nach Entwickelung, sondern um Helfer zu werden in der Entwickelung der Menschheit, an deren Karma das unsere geknüpft ist. Als andere Menschen sollen wir aus diesen Stunden hervorgehen, als wir in sie hineingegangen sind, indem wir Nutzen ziehen aus den Unterweisungen für unser esoterisches Tagewerk. Diese intimsten Verrichtungen der Seele immer in der richtigen Gesinnung zu vollführen, ist die Hauptsache, die uns nicht oft genug eingeprägt werden kann.
GA 264, Seite 219
Schuld
In aller Geheimwissenschaft hat man von jeher dasjenige, was Fehler gegen die Gemeinschaft ist, was aus dem fehlerhaften Ätherleibe fließt, als «Schuld» bezeichnet. Das gewöhnliche, triviale Wort «Schulden» hat einen ganz ähnlichen Ursprung wie das moralische Wort «Schuld», das das bezeichnet, was man dem andern moralisch schuldig geworden ist. Die Schuld ist also etwas, was auf fehlerhafte Eigenschaften des Ätherleibes zurückzuführen ist.
GA 96, Seite 214f
Anthroposophische Terminologie
Ich habe schon vor Jahren versuchen wollen, die wichtigsten Bestandteileder anthroposophischen Terminologie, so sonderbar und paradox Ihnen das erscheinen mag, überhaupt in aus dem Laut heraus geformten Worten zu geben. Es war aber immer noch nicht die Reife vorhanden für das Entgegennehmen. Aber möglich ist es durchaus schon.
GA 343, Seite 112
Liebe
Liebe
Erinnern wir uns nun, daß der Mensch auf der alten Sonne den Ätherkörper in der Anlage bekommen hat, daß dieses Feurige, Lichtvolle, Glänzende der Sonne Anlage ist des Ätherleibes. Darin ist nur eine andere Seite der Liebe gegeben, das, was die Liebe im Geiste ist: Licht ist Liebe. Im Ätherkörper ist uns also die Liebe und die Liebessehnsucht gegeben, und wir können den Ätherkörper mit Fug und Recht nennen den Liebesleib: Licht und Liebe.
GA 127, Seite 187
Denken
Denken
Der Mensch ist das einzige wirklich denkende Wesen auf unserer Erde.
Durch seine Gedanken erlebt der Mensch eine Welt, die ihn über diese
Erde hinausführt. In der Form, in welcher sich im Menschen die Gedanken
entzünden, erlebt kein anderes irdisches Wesen die Gedanken. Was
entzündet in uns den Gedanken, was spielt sich in uns ab, wenn der
einfachste oder herrlichste Gedanke uns durchzuckt? – Zweierlei wirkt in
uns zusammen, wenn wir Gedanken durch unsere Seele ziehen lassen: unser
Astralleib und unser Ich. Der physische Ausdruck für unser Ich ist das
Blut; der physische Ausdruck für unseren Astralleib ist unser
Nervensystem, das, was wir Leben nennen in unserem Nervensystem. Und
niemals würden unsere Gedanken unsere Seele durchzucken, wenn nicht ein
Zusammenwirken wäre zwischen Ich und Astralleib, welches seinen Ausdruck
findet im Zusammenwirken zwischen Blut und Nervensystem. Sonderbar wird
es einmal einer menschlichen Zukunftswissenschaft vorkommen, wenn die
heutige Wissenschaft allein im Nervensystem die Entstehung des Gedankens
sucht. Nicht in den Nerven allein ist der Ursprung des Gedankens. Nur
in dem lebendigen Zusammenspiel zwischen Blut und Nervensystem haben wir
den Vorgang zu erblicken, der den Gedanken entstehen lässt. Wenn unser
Blut, unser inneres Feuer, und unser Nervensystem, unsere innere Luft,
so zusammenwirken, dann durchzuckt der Gedanke die Seele. Und die
Entstehung des Gedankens im Innern der Seele entspricht im Kosmos dem
rollenden Donner. Wenn das Blitzesfeuer sich entzündet in den
Luftmassen, wenn Feuer und Luft zusammenspielen und den Donner erzeugen,
dann ist das in der großen Welt dasselbe makrokosmische Ereignis, dem
entspricht der Vorgang, wenn das Feuer des Blutes und das Spiel des
Nervensystems sich entladen im innern Donner, der allerdings sanft und
ruhig und unvernehmbar für die Außenwelt erklingt im Gedanken. Was der
Blitz in den Wolken, das ist für uns die Wärme unseres Blutes, und die
Luft draußen mit allem, was sie an Elementen enthält im Universum,
entspricht dem, was unser Nervensystem durchzieht. Und wie der Blitz im
Widerspiel mit den Elementen den Donner erzeugt, so erzeugt das
Widerspiel von Blut und Nerven den Gedanken, der die Seele durchzuckt.
Wir schauen hinaus in die Welt, die uns umgibt: Wir sehen den zuckenden
Blitz in den Gebilden der Luft und hören den sich entladenden, rollenden
Donner. Und dann blicken wir in unsere Seele und spüren die innere
Wärme, die in unserem Blute pulsiert und spüren das Leben, das unser
Nervensystem durchzieht - dann fühlen wir den Gedanken uns durchzucken
und sagen: Beides ist eins. Wahrhaft und wirklich ist es so! Denn in uns
denken wir, und wenn der Donner am Himmel rollt, so ist das nicht nur
eine physisch-materielle Erscheinung. Das ist es nur für die
materialistische Mythologie. Für den aber, der die geistigen Wesen
durchweben und durchwallen sieht das materielle Dasein, für den ist es
Wahrheit und Wirklichkeit, wenn der Mensch hinaufschaut und den Blitz
sieht und den Donner hört und sich sagt: Jetzt denkt der Gott im Feuer,
wie er sich uns verkündigen muss. Das ist der unsichtbare Gott, der das
Universum durchwebt und durchwallt, der seine Wärme in dem Blitz und
seine Nerven in der Luft und seine Gedanken in dem rollenden Donner
hat.
GA 109, Seite 97-98
Liebe & Egoismus
Liebe & Egoismus
GA 127, Seite 187Eine zweite Grundkraft ist die Liebe. Niemandem fehlt sie, immer ist sie da, sie kann nicht ausgerottet werden. Wer glauben würde, daß der größte Hasser, der größte Egoist keine Liebe habe, ist im Irrtum. Das zu denken ist durchaus falsch. Die Liebessehnsucht ist immer und immer hier vorhanden. Mag es sich um Geschlechtsliebe handeln oder um Liebe zum Kinde, oder zum Freunde, oder um Liebe zu irgend etwas, zu einem Werke, immer ist sie da. Sie kann nicht aus der Seele herausgerissen werden, weil sie eine Grundkraft der Seele ist. Aber so wie der Mensch die Luft zum Atmen braucht, so braucht er das Liebeswerk, die Liebebetätigung für seine Seele. Ihr Gegner, ihre Behinderung, ist der Egoismus. Was tut aber der Egoismus? Er läßt die Liebe nicht hinauswirken, er preßt sie in die Seele hinein, immer und immer. Und wie beim Atmen die Luft ausströmen muß, damit der Mensch nicht ersticke, so muß die Liebe ausströmen, damit die Seele nicht ersticke an dem, was gewaltsam in sie hineingepreßt wird. Besser gesagt: die Seele verbrennt an dem eigenen Liebesfeuer in sich selbst und geht zugrunde.
Liebe und Weisheit
Es ist ein wahres Wort: die Liebe ist das höchste Gut. Aber sie kann auch die unheilvollsten Folgen haben. Im alltäglichen Leben sieht man das, und ich erzähle hier ein Beispiel, das erlebt ist. Eine Mutter hat ihr Töchterchen sehr geliebt, und aus Liebe hat sie ihm alles hingehen lassen, was es auch getan hat. Sie hat es nie bestraft, hat ihm jede Laune erfüllt. Eine Giftmischerin ist das Töchterchen geworden, und aus Liebe ist es dies geworden. Liebe muß mit Weisheit gepaart sein, sie muß eine erleuchtete Liebe werden, dann erst kann sie wahrhaft gut wirken. Die theosophische Lehre ist berufen, ihr diese Weisheit zu bringen, ihr diese Erleuchtung zu geben. Und wenn der Mensch in sich aufgenommen hat, was über die Weltentwickelung, über dieses scheinbar so weit, so ferne Liegende gesagt und gelehrt wird, was über den Zusammenhang des Menschen mit dem Makrokosmos mitgeteilt wird, dann wird der Mensch so werden, daß seine erleuchtete Liebe sich dem Nebenmenschen gegenüberstellen wird, um in ihn hineinzusehen, ihn verstehen zu können, und so zur erleuchteten Menschenliebe zu werden.
GA 127, Seite 187
Abonnieren
Posts (Atom)