AUS DER AKASHA-CHRONIK
GA 11 - Seite 123-125
Man kann auch
sagen, jene edlen geistigen Kräfte, welche vorher durch
das Mittel des Feuernebels auf die noch höheren Triebe
des Menschen einwirkten, sind jetzt heruntergestiegen, um
ihre Macht in dem Gebiete der Fortpflanzung zu entfalten.
Tatsächlich wirken edle Götterkräfte in diesem Gebiete regelnd und organisierend.
— Und damit ist ein wichtiger Satz der Geheimlehre zum Ausdruck gebracht,
der so lautet: Die höheren, edlen Gotteskräfte haben Verwandtschaft
mit den — scheinbar — niederen Kräften der
Menschennatur. Das Wort «scheinbar» muß hier in seiner
ganzen Bedeutung aufgefaßt werden. Denn es wäre eine
vollständige Verkennung der okkulten Wahrheiten, wenn
man in den Fortpflanzungskräften an sich etwas Niedriges
sehen wollte. Nur wenn der Mensch diese Kräfte mißbraucht,
wenn er sie in den Dienst seiner Leidenschaften
und Triebe zwingt, liegt etwas Verderbliches in diesen
Kräften, nicht aber, wenn er sie durch die Einsicht adelt,
daß göttliche Geisteskraft in ihnen liegt. Dann wird er
diese Kräfte in den Dienst der Erdentwickelung stellen
und die Absichten der charakterisierten höheren Wesenheiten
durch seine Fortpflanzungskräfte ausführen.
Veredelung dieses ganzen Gebietes und Stellung desselben unter
göttliche Gesetze ist das, was die Geheimwissenschaft
lehrt, nicht aber Ertötung desselben. Die letztere kann
nur die Folge äußerlich aufgefaßter und zum mißverständlichen
Asketismus verzerrter okkulter Grundsätze
sein.
Man sieht, daß in der zweiten, oberen Hälfte der
Mensch sich etwas entwickelt hat, auf das die geschilderten
höheren Wesen keinen Einfluß haben. Ueber diese
Hälfte gewinnen nun andere Wesen eine Macht. Es sind
diejenigen, welche in früheren Entwickelungsstufen zwar
weitergekommen sind als die Menschen, noch nicht aber
so weit wie die Mondgötter. Sie konnten im Feuernebel
noch keine Macht entfalten. Jetzt aber, wo ein späterer
Zustand eingetreten ist, wo in den menschlichen Verstandesorganen
durch den Feuernebel etwas gebildet ist, vor
dem sie selbst in einer früheren Zeit standen, jetzt ist ihre
Zeit gekommen. Bei den Mondgöttern war es bis zu dem
nach außen wirkenden und ordnenden Verstand schon
früher gekommen. In ihnen war dieser Verstand da, als
die Epoche des Feuernebels eintrat.
Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte
zur Therapie
GA 313 - Seite 22
Nun, wenn man das Verhältnis des Ich des Menschen zum
Gliedmaßen-Stoffwechselsystem ins Auge faßt, so liegt eigentlich in diesem
Verhältnisse der Ursprung des menschlichen Egoismus. Es gehört diesem
System des menschlichen Egoismus ja auch das Sexualsystem an.
Und das Ich wirkt gerade auch auf dem Umwege durch das Sexualsystem
am meisten das menschliche Wesen mit Egoismus durchdringend.
Drei Perspektiven der Anthroposophie
Kulturphänomene geisteswissenschaftlich betrachtet
GA 225- Seiten 181-183
Die Erinnerung ist ein Weben und Leben im Seeleninneren, und
da stellen sich die Unterschiede nicht so klar und tief vor Augen.
Nur mystische Geister, Swedenborg, Meister Eckhart, Johannes Tauler,
empfinden, indem sie sich in ihre Erinnerungen versenken, das
Weben und Leben des Geistig-Ewigen in dieser Erinnerung, sprechen
von dem zündenden Fünklein, das da aufleuchtet im Menschen, wenn
er gewahr wird in der Erinnerung, daß ja in dieser Erinnerung dasselbe
innerlich mikrokosmisch lebt, was in den schaffenden, bildenden
Kräften, die traumhaft zugrunde liegen allem Weltendasein, draußen
wirkt und webt. Da sind die Dinge nicht so deutlich.
Aber deutlich werden sie, wenn wir auf die dritte Stufe gehen,
wenn wir sehen, wie in der dritten Stufe unsere Zivilisation verkannt
hat das ursprünglich geistige Wesen und Weben der Liebe. Alles,
was geistig ist, hat selbstverständlich seine äußere sinnliche Form,
denn es taucht der Geist unter in die Physis. Er verkörpert sich in
der Physis. Vergißt er dann seiner selbst, wird er nur die Physis
gewahr, dann glaubt er, daß dasjenige, was geisterregt ist, bloß durch
die Physis erregt ist. In diesem Wahn lebt unsere Zeit. Sie kennt
nicht die Liebe. Sie phantasiert nur von der Liebe, ja, lügt von der
Liebe. Sie kennt in der Wirklichkeit nur die Erotik, wenn gedacht
wird über die Liebe. Ich will nicht sagen, daß nicht der Einsame die
Liebe erlebt, denn der Mensch verleugnet in seinem unbewußten
Fühlen, in seinem unbewußten Wollen viel weniger den Geist als bei
seinem Denken - wenn aber die gegenwärtige Zivilisation über die
Liebe denkt, dann spricht sie nur das Wort Liebe, dann redet sie
eigentlich von Erotik. Und man kann schon sagen: Gehe man die
gegenwärtige Literatur durch, überall, wo zum Beispiel im Deutschen
Liebe steht, sollte eigentlich das Wort Erotik gesetzt werden. Denn
das ist es, was das in den Materialismus getauchte Denken allein
kennt von der Liebe. Es ist die Verleugnung des Geistes, welche die
Liebeskraft zur erotischen Kraft macht. Auf vielen Gebieten ist nicht
nur an die Stelle des Genius der Liebe, ich möchte sagen, sein niederer
Diener, die Erotik getreten, sondern an vielen Stellen ist nun auch
das Gegenbild, der Dämon der Liebe getreten. Der Dämon der Liebe
aber entsteht, wenn das, was sonst gottgewollt im Menschen wirkt,
durch das menschliche Denken in Anspruch genommen wird, durch
die Intellektualität abgerissen wird von der Geistigkeit.
So daß der absteigende Weg der ist: Man erkennt den Genius der
Liebe, man hat die durchgeistigte Liebe. Man erkennt den niederen
Diener, die Erotik. Man fällt aber in den Dämon der Liebe. Und der
Genius der Liebe hat seinen Dämon in dem Interpretieren, nicht in
der wirklichen Gestalt, aber in dem Interpretieren der Sexualität
durch die heutige Zivilisation. Wie wird heute schon nicht nur von
der Erotik gesprochen, wenn man an die Liebe herankommen will,
sondern nurmehr von der Sexualität!
In diesem Reden der Zivilisation über die Sexualität ist, man kann
schon sagen, vieles von dem eingeschlossen, was als sogenannter
Unterricht über die Sexualität heute angestrebt wird. In diesem heutigen
intellektualisierten Reden über die Sexualität lebt die Dämonologie
der Liebe. Wie auf einer anderen Stufe der Genius, dem das
Zeitalter folgen soll, in seinem Dämon erscheint, weil der Dämon ja
eintritt, wo man den Genius verleugnet, so ist es auch auf diesem
Gebiete, wo das Geistige in seiner intimsten Form, in der Liebeform,
erscheinen soll. Unser Zeitalter betet oft statt zu dem Genius der
Liebe zu dem Dämon der Liebe und verwechselt dasjenige, was
Geistigkeit der Liebe ist, mit der Dämonologie der Liebe in der
Sexualität.
Gerade auf diesem Gebiete können natürlich die vollständigsten
Mißverständnisse entstehen. Denn was in der Sexualität ursprünglich
lebt, ist durchdrungen von der geistigen Liebe. Aber die Menschheit
kann herunterfallen von dieser Durchgeistigung der Liebe. Und sie
fällt am leichtesten herunter in dem intellektualistischen Zeitalter.
Denn wenn der Intellekt diejenige Form annimmt, von der ich gestern
gesprochen habe, dann wird das Geistige der Liebe vergessen, dann
wird nur ihr Äußeres in Betracht gezogen.
Es ist in des Menschen Macht, möchte ich sagen, daß er sein
eigenes Wesen verleugnen kann. Er verleugnet es, wenn er von dem
Genius der Liebe heruntersinkt zu dem Dämon der Sexualität -
wobei ich eben durchaus die Art des Fühlens über diese Dinge ver-
stehe, wie sie zumeist in der Gegenwart vorhanden ist.