Zum Raum wird hier die Zeit

Zum Raum wird hier die Zeit


Was früher räumliche Anschauung war, sollte nun zeitliche Anschauung werden durch das Mysterium von Golgatha.
Das war das Bedeutsame, was geschehen war.

GA 233a, S. 113

Kritik

Kontroverse & Kritik


Es ist auffällig, dass Kritik an der Anthroposophie häufig nur polemisch ist oder als Argument die Floskel 'es ist heute wissenschaftlich allgemein anerkannt' enthält.

Wissenschaft ist aber immer nur der Gegenwärtige Stand des Irrtums!
Es irrt der Mensch so lang er strebt...
J. W. v. Goethe - Faust - Prolog im Himmel

Egoisten: Valentin Tomberg über das neue Naturerleben

Egoisten: Valentin Tomberg über das neue Naturerleben: Nachdem an dieser Stelle  vor fünf Wochen über Valentin Tombergs Vorstellungen über die "Wiederkunft Christi im Ätherischen" gesch...

Der Meister


Der M.[Meister]

Rudolf Steiners 'Meister'

Rudolf Steiner / Marie Steiner-von Sivers
Briefwechsel und Dokumente 1901 - 1925

GA 262

Seite 86

Ich kann Dir nur sagen, wenn der Meister mich nicht zu überzeugen gewusst hätte, dass trotz alledem die Theosophie unserem Zeitalter notwendig ist: ich hätte auch nach 1901 nur philosophische Bücher geschrieben und literarisch und philosophisch gesprochen.

Seite 16

Nicht sogleich begegnete ich dem M., sondern zuerst einem von ihm Gesandten, der in die Geheimnisse der Wirksamkeit aller Pflanzen und ihres Zusammenhanges mit dem Kosmos und mit der menschlichen Natur vollkommen eingeweiht war. Ihm war der Umgang mit den Geistern der Natur etwas Selbstverständliches, das ohne Enthusiasmus vorgebracht wurde, doch um so mehr Enthusiasmus erweckte.

Seite 22

Da kam die Zeit, wo ich im Einklänge mit den okkulten Kräften, die hinter mir standen, mir sagen durfte: du hast philosophisch die Grundlegung der Weltanschauung gegeben, du hast für die Zeitströmungen ein Verständnis erwiesen, indem du so diese behandelt hast, wie nur ein völliger Bekenner sie behandeln konnte; niemand wird sagen können: dieser Okkultist spricht von der geistigen Welt, weil er die philosophischen und naturwissenschaftlichen Errungenschaften der Zeit nicht kennt. Ich hatte nun auch das vierzigste Jahr erreicht, vor dessen Eintritt im Sinne der Meister niemand öffentlich als Lehrer des Okkultismus auftreten darf. (Überall, wo jemand früher lehrt, liegt ein Irrtum vor.) Nun konnte ich mich der Theosophie öffentlich widmen.

Seite 28

Im Alter von fünfzehn [achtzehn] Jahren machte Rudolf Steiner die Bekanntschaft eines wissenden Pflanzenkenners, der sich vorübergehend in seiner Gegend aufhielt. Das Besondere an diesem Menschen war, dass er nicht nur die Arten, die Familien und das Leben der Pflanzen bis in die kleinsten Einzelheiten kannte, sondern auch ihre geheimen Eigenschaften. Es war, wie wenn er sein ganzes Leben im Gespräch mit der bewusstlosen und flüchtigen Seele der Pflanzen und Blumen verbracht hätte. Er besaß die Gabe, das lebendige Prinzip der Pflanzen, den Ätherleib, und das, was im Okkultismus die Elementarwesen des Pflanzenreiches genannt wird, zu sehen. Er sprach davon wie von einer ganz gewöhnlichen und selbstverständlichen Sache. Der gelassene und nüchtern wissenschaftliche Ton seiner Unterhaltung vermehrte nur die Wissbegierde und die Bewunderung des Jünglings. Später erfuhr er, dass dieser sonderbare Mann ein Abgesandter des Meisters war, den er noch nicht kannte, der aber sein eigentlicher Initiator werden sollte und welcher ihn schon aus der Ferne überwachte.

Seite 30

Mit neunzehn Jahren begegnete der junge Neophyte seinem Führer - dem Meister -; eine Begegnung, die er seit langem vorausgeahnt hatte. Es ist eine durch die okkulte Tradition und die Erfahrung bestätigte Tatsache, dass diejenigen, die von einer uneigennützigen Sehnsucht nach der höheren Wahrheit beseelt sind, einen Meister finden, der sie im geeigneten Moment, das heißt wenn sie reif dafür sind, einweiht. «Klopfet an und es wird euch aufgetan», sagt Jesus. Dies ist für alle Dinge richtig, besonders aber für die Wahrheit.


Seiten 30-32

Rudolf Steiners Meister war einer von diesen mächtigen Menschen, die  der Welt unbekannt unter der Maske irgendeines bürgerlichen Berufes  leben, um eine Mission zu erfüllen, die nur die Gleichgestellten in der  Brüderschaft der «Meister des Verzichts» kennen. Sie üben keine sichtbare  Wirkung aus auf die menschlichen Ereignisse. Das Inkognito ist die  Bedingung ihrer Wirksamkeit, die dadurch eine umso größere Kraft gewinnt.  Denn sie erwecken, bereiten vor und leiten solche, die vor aller  Augen handeln. Bei Rudolf Steiner war es für den Meister nicht schwer,  die erste, spontane Einweihung seines Schülers zu vervollständigen. Er  brauchte ihm eigentlich nur zu zeigen, wie er sich seiner eigenen Natur zu  bedienen habe, um ihm alles Erforderliche an die Hand zu geben. In  lichtvoller Weise zeigte er ihm die Verbindung zwischen den äußeren und  den geheimen Wissenschaften, den Religionen und den geistigen Kräften,  welche sich gegenwärtig die Führung der Menschheit streitig machen,  sowie das Alter der okkulten Tradition, welche die Fäden der Geschichte  in der Hand hält, sie verknüpft, auftrennt und im Laufe der Jahrhunderte  wieder zusammenknüpft. Rasch ließ er ihn durch die verschiedenen Etappen  der inneren Disziplin hindurchgehen, um das bewusste und vernunftgetragene  Hellsehens zu erreichen. In wenigen Monaten war der Schüler  durch mündlichen Unterricht mit der unvergleichlichen Tiefe und Schönheit  der esoterischen Zusammenschau bekannt geworden. Rudolf Steiner  hatte sich schon seine geistige Mission vorgezeichnet: «Die Wissenschaft  mit der Religion zu verbinden, Gott in die Wissenschaft und die Natur in  die Religion hineinzubringen und dadurch von neuem Kunst und Leben  zu befruchten.» Wie aber diese ungeheure und kühne Aufgabe angreifen?  Wie sollte er den großen Feind, die einem ungeheuren gepanzerten und  über einen großen Schatz gelagerten Drachen vergleichbare moderne materialistische  Wissenschaft, besiegen oder vielmehr zähmen und bekehren?  Wie kann es gelingen, den Drachen der modernen Wissenschaft zu bändigen  um ihn vor den Wagen der geistigen Wahrheit zu spannen? Vor allem,  wie ist der Stier der öffentlichen Meinung zu besiegen?  Der Meister Rudolf Steiners glich diesem kaum. Er hatte nichts von  dieser tiefen, fast weiblichen Feinfühligkeit, die zwar die Energie nicht  ausschließt, aber aus jeder Berührung ein Gefühlserlebnis macht und die  das Leiden des anderen sogleich in einen persönlichen Schmerz verwandelt.  Er war ein männlicher Geist, eine Herrschernatur, welche nur auf die  Gattung schaute und für welche die Individuen kaum eine Bedeutung  hatte. Er schonte sich selbst nicht, so wenig wie die anderen. Sein Wille  war einer Kanonenkugel vergleichbar, welche, nachdem sie einmal den  Lauf verlassen hat, direkt ihrem Ziel zuschießt und alles auf ihrem Wege  mit sich reißt. Auf die besorgten Fragen seines Schülers antwortete er  ungefähr in diesem Sinne:  «Wenn du den Feind bekämpfen willst, musst du ihn zuerst verstehen.  Den Drachen kannst du nur besiegen, wenn du seine Haut anziehst. Den  Stier muss man bei den Hörnern nehmen. Im größten Missgeschick wirst  du deine Waffen und deine Kampfgenossen finden. Ich habe dir gezeigt,  wer du bist; jetzt gehe - und bleibe du selbst!»2  Rudolf Steiner kannte die Sprache der Meister genügend, um den  schweren Weg vorauszufühlen, welchen dieser Befehl ihm auferlegte; er  begriff jedoch auch, dass es das einzige Mittel war, um zum Ziele zu  gelangen. Er gehorchte und machte sich auf den Weg. 

Steiners Verhältnis zu Philosophie und Okultismus

Rudolf Steiners Verhältnis zu Philosophie und Theosophie



Das sind Erwägungen, denen der Okkultist immer wieder nachhängen muss, wenn er daran denken soll, die hohe Weisheit der heiligen Meister in das Publikum zu streuen. Das ist seine große Verantwortlichkeit. Das ist es, was uns die Brüder immer entgegenhalten, die im Okkultismus konservativ bleiben und die Methode des Geheimhaltens auch ferner pflegen wollen. - Und kein Tag vergeht, an dem die Meister nicht die Mahnung deutlich ertönen lassen: «Seid vorsichtig, bedenkt die Unreife eures Zeitalters. Ihr habt Kinder vor euch, und es ist euer Schicksal, dass ihr Kindern die hohen Geheimlehren mitteilen müsst. Seid gewärtig, dass ihr durch eure Worte Bösewichter erzieht.» Ich kann Dir nur sagen, wenn der Meister mich nicht zu überzeugen gewusst hätte, dass trotz alledem die Theosophie unserem Zeitalter notwendig ist: ich hätte auch nach 1901 nur philosophische Bücher geschrieben und literarisch und philosophisch gesprochen. Meine Liebe, bleibe mir stark: so lange wir die Verbindung mit der großen Loge haben werden, kann uns in Wirklichkeit nichts geschehen, was auch scheinbar geschehen mag. Aber nur durch diese unsere Stärke bleibt uns die Hilfe der erhabenen Meister. Du weißt: ich spreche dies so nüchtern, so verstandesklar wie das alltäglichste im Leben.

Brief an Marie von Sivers (Januar 1905)

Marie Steiner-von Sivers, Briefwechsel und Dokumente 1901 - 1925 [GA 262]
Seiten 85-86

Rudolf Steiner und die zeitgenössische Philosophie

Rudolf Steiner und die zeitgenössische Philosophie

Eduard von Hartmann erwiderte: darüber ließe sich doch nicht streiten; es läge doch schon in der Wort-Erklärung der «Vorstellung», daß in ihr nichts Reales gegeben sei. Als ich diese Erwiderung vernahm, bekam ich ein seelisches Frösteln. «Wort-Erklärungen» der ernsthafte Ausgangspunkt von Lebensanschauungen! Ich fühlte, wie weit ich weg war von der zeitgenössischen Philosophie. Wenn ich auf der Weiterreise im Eisenbahnwagen saß, meinen Gedanken und den Erinnerungen an den mir doch so wertvollen Besuch hingegeben, so wiederholte sich das seelische Frösteln. Es war etwas, das in mir lange nachwirkte.

Mein Lebensgang - GA 28 - Seiten 155-156

Schöpfung aus dem Nichts

Schöpfung aus dem Nichts

Der Mensch wird also nicht auf der Venus ankommen können und sagen: Jetzt ist alles das noch in mir aus der Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung - denn das wird er nun schon alles abgestreift haben. Und er wird am Ende seiner Entwickelung noch das an sich tragen, was er nicht erhalten, sondern sich selber erarbeitet hat, was er aus dem Nichts heraus gebildet hat. Da haben Sie das Dritte, was zu Evolution und Involution hinzukommt, da haben Sie die Schöpfung aus dem Nichts. Evolution, Involution und die Schöpfung aus dem Nichts heraus, das ist es, was wir ins Auge fassen müssen, wenn wir die ganze Größe und Majestät menschlicher Entwickelung ins Auge fassen wollen.

Geisteswissenschaftliche Menschenkunde - GA 107 [Rudolf Steiner]
Evolution, Involution und Schöpfung aus dem Nichts (19. Vortrag, Juni 1909), Seite 307-308




Meinung & Diskussion

RUDOLF STEINER

Geisteswissenschaftliche Menschenkunde

GA 107

Erster Vortrag - Berlin - 19. Oktober 1908

Die astralische Welt


Seite 21-23

Jetzt werde ich eine Sache berühren, die zwar für die heutige  materialistische Zeit schockierend ist, die aber doch wahr ist. Wir  haben oft betont, daß unsere Zeit sich ja heute immer mehr einlebt  in das bloße Bewußtsein der physischen Welt, also auch in die Charaktereigenschaften  und Charaktereigentümlichkeiten der physischen  Welt; wo also, wenn die Diskussion angeschlagen wird, jeder den  andern, der nicht seiner Meinung ist, vernichten möchte oder ihn für  einen Toren hält. So ist es in der astralischen Welt nicht. Da wird  ein Wesen sagen: Ich kümmere mich nicht um andere Meinungen! -  Da herrscht absoluteste Toleranz. Ist eine Meinung die fruchtbarere,  so wird sie die andern aus dem Felde schlagen. Man läßt die andern  Meinungen ebenso bestehen wie die eigene, weil sich die Dinge  schon zurecht richten müssen durch den Kampf. Wer sich nach und  nach in die spirituelle Welt einlebt, muß sich nach den Gewohnheiten  der spirituellen Welt richten lernen; und der erste Teil der  spirituellen Welt ist einmal die astralische Welt, wo solche Usancen  herrschen, wie sie eben charakterisiert wurden, so daß in einem Menschen,  der sich einlebt in die geistige Welt, in einer gewissen Beziehung  auch die Gewohnheiten der Wesen der geistigen Welt Platz  greifen müssen. Und das ist auch richtig. Immer mehr soll unsere  physische Welt ein Abbild der geistigen Welt werden, und wir werden  dadurch in unsere Welt immer mehr Harmonie bringen, daß wir  uns eines vornehmen: das Leben in der physischen Welt soll sich abspielen  wie das Leben in der astralischen Welt. Wir können zwar  nicht an einem Orte zwei Kirchen bauen, aber wo die Meinungen  verschieden sind, läßt man sie sich gegenseitig in bezug auf ihre  Fruchtbarkeit in der Welt durchdringen. Die Meinungen, welche die  fruchtbarsten sind, werden schon den Sieg davontragen, wie das auch  in der astralischen Welt ist.  So können innerhalb einer spirituellen Weltenströmung die Charaktereigentümlichkeiten  der astralischen Welt geradezu hineinreichen in  die physische Welt. Das wird ein großes Feld der Erziehung sein,  welches die geisteswissenschaftliche Bewegung zu bebauen haben  wird: immer mehr auf dem physischen Plan ein Abbild zu schaffen  der astralischen Welt. So sehr es den Menschen schockiert, der nur  den physischen Plan kennt und sich danach nur vorstellen kann, daß  nur eine Meinung vertreten werden könne und daß alle, die andere  Meinungen haben, Dummköpfe sein müssen, so wird es doch immer  mehr und mehr selbstverständlich sein für die Angehörigen einer  spirituellen Weltanschauung, daß eine absolute innerliche Toleranz  der Meinungen herrscht, eine Toleranz, die sich nicht darstellt wie die  Konsequenz einer Predigt, sondern wie etwas, was in unserer Seele  Platz greifen wird, weil wir uns immer mehr und mehr naturgemäß  die Usancen der höheren Welten aneignen.  Was jetzt geschildert worden ist, diese Durchdringlichkeit, ist eine  sehr wichtige und wesentliche Eigentümlichkeit der astralischen  Welt. Kein Wesen der astralischen Welt wird einen solchen Wahrheitsbegriff  entwickeln, wie wir ihn auf der physischen Welt kennen.  Die Wesen der astralischen Welt finden das, was im Physischen Diskussion  und so weiter ist, ganz unfruchtbar. Für sie gilt auch der  Ausspruch Goethes: «Was fruchtbar ist, allein ist wahr!» Die Wahrheit  muß man nicht durch theoretische Erwägungen kennenlernen,  sondern durch ihre Fruchtbarkeit, durch die Art, wie sie sich geltend  machen kann. Es wird also ein Wesen der astralischen Welt mit einem  andern Wesen niemals streiten, wie die Menschen es tun, sondern ein  solches Wesen wird zu dem andern sagen: Schön, tu du das Deine, ich  tue das Meine. Es wird sich schon herausstellen, welches die fruchtbarere  Idee ist, welche Idee die andern aus dem Felde schlagen wird.  Wenn wir uns in eine solche Denkweise hineinversetzen, haben  wir auch schon an praktischem Wissen etwas gewonnen. Man darf  nicht glauben, daß die Entwickelung des Menschen in die geistige  Welt hinein sich in tumultuarischer Weise vollzieht, denn sie geschieht  innerlich, in intimer Weise. Und können wir darauf achtgeben und  uns so etwas aneignen, was jetzt als Eigentümlichkeit der astralischen  Welt charakterisiert wurde, dann werden wir immer mehr dahin  kommen, solche Gefühle, wie die astralen Wesen sie haben, als Mustergefühle  für unsere eigenen zu betrachten. Wenn wir uns nach dem  Charakter der astralischen Welt richten, können wir hoffen, uns hinaufzuleben  zu den geistigen Wesenheiten, deren Leben uns auf diese  Weise immer mehr und mehr aufgeht. Das ist es, was sich dabei als  das Fruchtbare für die Menschen erweist.

Selbst- und Welterkenntnis

Selbst- und Welterkenntnis


Suchst du dich selbst,
So suche draußen in der Welt;
Suchst du die Welt,
So suche in dir selbst.

(Rudolf Steiner)




Der Schlüssel

Willst du dich selber erkennen,
so sieh, wie die anderen es treiben.
Willst du die anderen verstehen,
blick in dein eigenes Herz.

(Friedrich von Schiller)