Gesellschaft

Gesellschaft

Was die Anthroposophie der Menschheit bringen soll, sind neue Erkenntnisse, neue Wahrheiten. Aber eine Gesellschaft kann niemals - und am allerwenigsten in unserer Zeit - auf irgendwelche besonderen Wahrheiten eingeschworen werden. Die Frage wäre die allerunsinnigste: Welchen Glauben habt ihr Anthroposophen? - Unsinnig ist sie dann, wenn man unter «Anthroposophen» einen Menschen meint, der zur Anthroposophischen Gesellschaft gehört; denn man würde dabei voraussetzen, daß eine ganze Gesellschaft eine gemeinsame Überzeugung, ein gemeinsames Dogma haben würde. Das kann nicht sein. In dem Augenblick, wo eine ganze Gesellschaft - statutengemäß - auf ein gemeinsames Dogma schwören müßte, hörte sie auf eine Gesellschaft zu sein, und es würde die Sektiererei beginnen. Hier haben wir die Grenze, wo eine Gesellschaft aufhört, eine Gesellschaft zu sein. In dem Augenblick, wo ein Mensch verpflichtet würde, eine von der Gesellschaft geforderte Überzeugung zu haben, hätte man es mit einer Sektiererei zu tun.

Wiederverkörperung und Karma - GA 135, Seite 47f Rudolf Steiner (GA 135)

Kama und Initiation

Kama und Initiation

Wenn Thaies erklärt, alles sei aus dem Wasser entstanden, so meint er damit in Wahrheit die allumfassende physische Materie. Wir haben es da zu tun mit dem Wasser als physische Materie. Diese physische Materie soll das Maßgebende werden bei denjenigen, die jetzt die Lenkung der Menschheit übernehmen: die weltlichen Könige. Vorher gab es nur Könige, die mit dem Göttlichen in Zusammenhang standen. Peleus ist der König, der herrschen soll auf dem physischen Plan, aus dem physischen Plan selbst die Kraft ziehend. Das wurde in den Mysterien als Mythe dem Volke dadurch dargestellt, daß erzählt wurde: Peleus vermählte sich mit der Meergöttin Thetis. Wir haben es da zu tun mit der Ehe der Menschheitsführung mit der Materie des physischen Planes. Thetis ist die Göttin des Wassers, des Meeres. Und derjenige, der dieser Ehe entsprießt, ist Achilleus. Achilleus ist der erste Initiierte von dieser Art. Er ist daher unverwundbar, bis auf die Ferse. Alle Initiierten der vierten Unterrasse sind noch verwundbar an irgendeiner Stelle. Erst am Ende der fünften Unterrasse wird es so weit fortgeschrittene Initiierte geben, daß sie gar nicht mehr verwundbar sind. Achilleus ist in den Styx getaucht, daß heißt er ist allem Irdischen abgestorben und auf einen höheren Plan entrückt. Da haben Sie einen wichtigen Abschnitt in der Menschheitsentwicklung. In der Mitte der vierten Unterrasse steigt zuerst das spirituelle Leben herab, da haben wir erst Initiierte des physischen Planes. Damit tritt etwas ganz Besonderes auf. Die früheren Weltenlenker waren kamafrei, sie waren ohne Begierden, sie mußten alles Kamische durch die verschiedenen vorhergehenden Inititionsstufen bis zur spirituellen Initiation abstreifen. Solange es Priester im alten Sinne gab, solange konnte unmöglich etwas von Kama in die Weltenlenkung einfließen. Kama aber bewirkt Sonderheit, Kama macht es möglich, daß die Menschen sich gegeneinander wenden. Früher gab es auch Kampf und Streit, aber die Menschen waren noch nicht so weit, um Gutes und Böses einander gegenüberzustellen. Streit und Krieg unter den damaligen Menschen darf man nicht mit unseren heutigen Maßstäben messen, man muß sie mit demselben Maße messen wie heute die Tierwelt. Man konnte nicht sagen, daß etwas gut oder böse sei, ebensowenig wie ein Löwe oder ein Tiger gut oder böse ist. Das wirkliche Böse fing erst an, als Manas sich mit Kama verband, so daß der Mensch durch Kama dirigiert wurde, und das führte dazu, daß die Menschen mit Bewußtsein gegeneinander kämpften.